TV-Tipp des Tages: "Süßer September" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Süßer September", 25. September, 20.15 Uhr im Ersten
Männer haben einen schweren Stand bei Rebecca, Paare sowieso. In einer Bar trifft sie auf den Seelenverwandten Bruno, der auch schon lange mit der Liebe abgeschlossen zu haben scheint. Rebecca und Bruno werden Freunde.

Es gibt nicht viele Drehbuchautoren in diesem Land, die so vorzügliche Dialoge schreiben wie Sathyan Ramesh. Gerade seine Komödien "Eine Nacht im Grandhotel" oder "Vier sind einer zuviel" haben in dieser Hinsicht regelrecht gefunkelt. Natürlich funktioniert der Schlagabtausch nur mit Darstellern, bei denen die raffinierten Formulierungen spontan und schlagfertig wirken, und deshalb ist "Süßer September" auch ein Schauspielerfilm: weil die mal süffisanten und mal ironischen, aber stets mit Esprit versehenen Dialoge Caroline Peters und Mišel Mati?evi? so wunderbar flüssig über die Lippen kommen, als seien sie ihnen tatsächlich gerade eingefallen. Davon abgesehen ist die Kombination auch deshalb reizvoll, weil beide nicht zum typischen Personal für romantische Komödien gehören; gerade wenn Mati?evi? (Deutscher Fernsehpreis 2008 für "Das Gelübde", "Die dunkle Seite" und "Todesautomatik", Grimme-Preis für "Im Angesicht des Verbrechens") steht mittlerweile vor allem für Krimis und Thriller.

Andererseits sind die beiden Hauptfiguren ohnehin kein Liebespaar. Zumindest glauben sie das, denn Ramesh erzählt eine "Harry & Sally"-Geschichte: Viele Jahre lang waren Rebecca (Peters) und Johann (Thomas Limpinsel) beste Freunde. Als er heiratet, ist sie selbstverständlich seine Trauzeugin. Aber weil sie nicht beim Hochzeitspaar sitzen darf, sondern an den Single-Tisch abgeschoben wird, hält sie eine verbitterte Rede und verlässt die Feier. Über einen originell eingefädelten Umweg lernt sie Bruno (Mati?evi?) kennen, entdeckt in seiner redegewandten Daseinsenttäuschtheit eine Seelenverwandtschaft und kürt ihn kurzerhand zum Ersatzfreund. Das geht so lange gut, bis sich rausstellt, dass er einen Sohn (Samuel Schneider) in der Schweiz hat. Rebecca begleitet Bruno zu Beats Abiturfeier und ist schockiert über die trotzige Gleichgültigkeit gegenüber dem Jungen, die schließlich sogar in eine Rauferei mündet. Der Kontakt bricht ab, zumal eines Tages Johann vor ihrer Tür steht: Er hat erkannt, dass seine Hochzeit ein Fehler war, weil er Rebecca liebt. Ihr wiederum geht Bruno nicht aus dem Kopf, aber der hat sich nicht nur mit seinem Sohn versöhnt, er scheint auch wieder mit seiner liebenswerten Ex-Frau (Regula Grauwiller) zusammen zu sein.

Vierter im Bunde der zu lobenden Beteiligten neben Ramesh und den beiden Hauptdarstellern ist der Schweizer Regisseur Florian Froschmayer, der nach der Sozialkomödie "Es kommt noch besser" (ZDF) und dem kürzlich ausgestrahlten herausragend guten Luzerner "Tatort" ("Ihr werdet alle gerichtet") schon zum dritten Mal innerhalb weniger Monate mit einem sehenswerten Film im deutschen Fernsehen vertreten ist. Dank seiner Inszenierung ist "Süßer September" von Anfang eine Komödie mit Tiefgang, die zudem mehr und mehr melancholische Züge annimmt. Trotzdem finden sich immer wieder Gelegenheiten für Sarkasmus, etwa beim gemeinsamen Wellness-Wochenende mit Bruno, das Rebecca von ihren Freunden zum Geburtstag bekommen hat und bei dem sie ausgerechnet auf ihren Ex-Freund und dessen Familie treffen. Wunderbar eingefädelt ist auch der Schluss: Rebecca muss erst nach New York fliegen und dort in der Hotelbar einen charmanten Fremden (Anatole Taubman) treffen, um zu erkennen, dass sich Glück auch lernen lässt.