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Bei seiner Reise nach Kuba will sich Papst Franziskus auch den Armen zuwenden (Archivbild).
Besuch in der Neuen Welt
Papstreise nach Kuba und in die USA im Zeichen von Friedensbemühungen und Flüchtlingskrise
Auf seiner zehnten Auslandsreise besucht Papst Franziskus vom 19. bis zum 27. September zunächst Kuba und anschließend in die USA.
17.09.2015
epd
Bettina Gabbe (epd)

Rom (epd)Ursprünglich bot das katholische Weltfamilientreffen von Philadelphia den Anlass für die Reise in die Vereinigten Staaten. Die unter Mitwirkung des Vatikan erfolgte Aussöhnung zwischen Kuba und den USA führte dazu, dass die Karibikinsel als weitere Etappe in das Reiseprogramm Aufnahme fand.

Aufmerksamkeit für Ausgegrenzte

Neben Begegnungen mit Politikern und Kirchenvertretern sind Treffen mit Einwanderern, Obdachlosen und Gefangenen geplant, die die Aufmerksamkeit des Papstes für Arme und Ausgegrenzte betonen sollen. Die kubanische Regierung begnadigte vor dem Besuch als Signal des Entgegenkommens rund 3.500 Häftlinge. Auch bei den Kuba-Besuchen der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. handelte der Vatikan mit Havanna Amnestien aus.

Bei Papstbesuchen in Kuba steht aus römischer Sicht das Bestreben nach größerer Bewegungsfreiheit für die katholische Kirche im Vordergrund. Neben großen Gottesdiensten unter freiem Himmel sieht das Programm ein Treffen mit Staatschef Raúl Castro vor. Eine Begegnung mit dessen Bruder Fidel ist ebenfalls geplant, jedoch aus Rücksicht auf dessen Gesundheitszustand noch nicht terminiert. Von der Opposition geforderte Treffen mit Dissidenten meidet der Papst traditionell. Er zieht es vor, deren Anliegen über diplomatische Kanäle zu unterstützen.

Ab Dienstag besucht Franziskus dann die USA - jenes Land, das wie kaum ein anderes den ungebremsten Kapitalismus verkörpert, den das Kirchenoberhaupt scharf kritisiert. Im Mittelpunkt seiner Ansprache vor den beiden Parlamentskammern im Kongress dürften daher die Kritik an der Gier nach Geld und die Forderung nach einer gerechteren Verteilung der Ressourcen stehen. Anders als bei seinen beiden Vorgängern ist eher nicht mit Kritik an US-amerikanischen Gesetzen zu Abtreibung oder zur Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften zu rechnen. Franziskus' Hauptaugenmerk liegt im Unterschied zu vielen von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. ernannten US-Bischöfen weniger auf moralischen als auf sozialen Themen.

Ökumenische Veranstaltung am Ground Zero

Mit US-Präsident Barack Obama verbindet Franziskus die Themen Armutsbekämpfung, Frieden und Klimaschutz. Die amerikanischen Bischöfe stehen dem Reformpapst dagegen eher kritisch gegenüber. Die Reise in die USA dient daher wohl auch der Überzeugungsarbeit des wegen der großen Zahl an Gläubigen und finanzkräftigen Diözesen wichtigen amerikanischen Episkopats.

Ein Höhepunkt des Besuchs in den USA wird neben Begegnungen mit Präsident Obama, einem öffentlichen Auftritt im Weißen Haus und einer ökumenischen Veranstaltung am Ground Zero die Papstansprache vor den Vereinten Nationen bilden. Vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingskrise wird erwartet, dass Franziskus dieses Forum nutzt, um für Friedensbemühungen im Nahen Osten und Afrika zu werben. Das Kirchenoberhaupt dürfte überdies die Verfolgung religiöser Minderheiten als eine der Ursachen weltweiter Fluchtbewegungen ansprechen. Mit Blick auf den Klimagipfel in Paris wird der Papst vor den Vereinten Nationen ebenso darauf dringen, sich auf verbindliche Emissionsziele zu einigen.

  1. Aus den USA wurden vor der Reise Sicherheitsbedenken laut, die der Vatikan mit Gelassenheit dementierte. Franziskus werde wie üblich ein offenes Papamobil nutzen, da er den direkten Kontakt zu den Gläubigen wünscht. Das gilt auch für seine Teilnahme am Weltfamilientreffen in Philadelphia. Dort werden die Gläubigen einen Vorgeschmack auf die Themen erhalten, die im Oktober die vatikanische Bischofssynode über Kirche und Familie beschäftigen werden. Wenige Monate vor Beginn des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit dürfte Franziskus bei diesem Treffen die Katholiken freundlich aber bestimmt dazu einladen, mit den Familien von heute und ihren vielfältigen Schwierigkeiten barmherzig umzugehen.