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Mehr als zwei Milliarden ihrer Bücher wurden verkauft: Vor 125 wurde Agatha Christie geboren. Im Krimihotel von Hillesheim in der Eifel gibt es sogar ein Agatha Christie-Zimmer.
Rätselhafte Morde, kleine Schrullen und große Leidenschaften

Jeder hat ein Geheimnis und jeder könnte der Mörder sein: In der Krimiwelt von Agatha Christie sind alle verdächtig. Die Geschichten um Hercule Poirot und Miss Marple sind Klassiker. Heute vor 125 Jahren wurde Christie geboren.
15.09.2015
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Andreas Rehnolt (epd)

Frankfurt a.M. (epd)Ihre Kriminalromane dachte sie sich am liebsten beim Abwasch aus: Das sei die beste Zeit, ein Buch zu planen, soll Agatha Christie (1890-1976) gesagt haben. Sie schrieb ihre Krimis vor allem, um Geld für die Renovierung ihres Hauses zu verdienen, wie die Literaturwissenschaftlerin Tania Schlie außerdem für ihr Buch "Wo Frauen ihre Bücher schreiben" recherchiert hat. Vor 125 Jahren, am 15. September 1890, wurde die berühmteste Krimiautorin der Welt geboren. Ihre südenglische Heimatstadt Torquay feiert sie vom 11. bis zum 20. September mit einem Internationalen Agatha-Christie-Festival.

Sie machte "den Mord zum Kunstwerk", urteilte Biografin Laura Thompson. Agatha Christies Fantasie verdanken Leser und Zuschauer so brillante Detektive wie den Belgier Hercule Poirot oder die englische Miss Marple. Weltweit wurden nach Angaben des S. Fischer Verlages bislang deutlich über zwei Milliarden ihrer Bücher verkauft.

In 44 Sprachen übersetzt

Insgesamt 73 Kriminalromane, 23 Bühnenstücke, diverse Lyriksammlungen und über 100 Kurzgeschichten hat die "Queen of Crime" (Königin des Krimis) veröffentlicht. Ihre Bücher wurden in 44 Sprachen übersetzt. Schon mit elf Jahren veröffentlichte sie erstmals ein Gedicht in einer Lokalzeitung. Nach einigen romantischen Erzählungen erschien 1920 - rund ein Jahr nach der Geburt ihrer Tochter - Christies erster Kriminalroman: "Das fehlende Glied in der Kette" mit dem Detektiv Poirot.

Das Muster des ersten Krimis behielt sie bei: Zunächst deuten alle Indizien auf einen Täter, der es aber aus bestimmten Gründen nicht gewesen sein kann, bis am Ende die wirklichen Zusammenhänge klarwerden. Der Durchbruch als Kriminalautorin gelang ihr 1926 mit dem Roman "Alibi".

1930 erschien der erste von insgesamt zwölf Miss-Marple-Krimis: "Mord im Pfarrhaus". Ihre Theaterstücke sind noch immer erfolgreich an zahlreichen Bühnen und die Verfilmungen ihrer Werke wie "Tod auf dem Nil", "Mord im Orient-Express" oder "Zeugin der Anklage" gehören zu den Klassikern.

Die Enge des kleinen Dorfes

Agatha Mary Clarissa Miller - so ihr Mädchenname - entstammte einer wohlhabenden Familie und wuchs im Seebad Torquay an der englischen Südküste auf. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete sie als Krankenschwester. Viele ihrer Krimi-Ideen bekam die Schriftstellerin auf Reisen. 1928 fuhr sie mit dem "Orient-Express" nach Istanbul, dann weiter mit dem "Taurus-Express" bis nach Bagdad.

1930 lernte sie ihren späteren zweiten Mann kennen, den Archäologen Max Mallowan. Ihn begleitete sie auf Exkursionen in den Orient und nach Griechenland, die Ehe dauerte 46 Jahre. Über ihr Leben an den Ausgrabungsstätten an der Seite ihres Mannes schrieb sie das Sachbuch "Erinnerung an glückliche Tage".

Christies Romane spielen mal in der Welt der Reisenden, mal in der Enge des kleinen Dorfes St. Mary Mead, wo sich die wunderliche, verschrobene Miss Marple gemeinsam mit dem stets um sie besorgten Mr. Stringer an die Aufklärung von Verbrechen macht. Viel Mühe gab sie sich bei der Gestaltung ihrer Figuren. Es seien "Menschen mit ihren kleinen Schrullen und ihren großen Passionen, für die die Autorin in ihren Werken leidenschaftliche Plädoyers hält", urteilt der Kölner Krimi-Experte Rudolf Meier.

Die Unschuldigen im Fokus

1952 lief in London die West-End-Produktion "Die Mausefalle" an, die bis heute ununterbrochen gespielt wird. "Die Mausefalle" ist damit das am längsten laufende Theaterstück der Welt. 1970 erschien zu Christies 80. Geburtstag der Roman "Passenger to Frankfurt" um eine Weltverschwörung von Neo-Nazis. Ein Jahr später wurde Christie als Dame Commander in den Orden des britischen Empire aufgenommen und in den persönlichen Adelsstand erhoben. Ihren letzten Roman "Alter schützt vor Scharfsinn nicht" schrieb sie 1973/74.

Die Schriftstellerin starb im Alter von 85 Jahren am 12. Januar 1976. An ihrem Todestag erloschen im Londoner Theaterviertel West End zwischen zehn und elf Uhr nachts die Lichter. Drei Jahre zuvor hatte sie bereits einen Schlaganfall erlitten. 24 Jahre nach ihrem Tod wurde Christie als "beste Kriminalautorin des Jahrhunderts" ausgezeichnet.

Ihre Detektivgeschichten, so formulierte es Agatha Christie einmal, seien von einer Art Leidenschaft geprägt: "von dem leidenschaftlichen Verlangen, dem Unschuldigen zur Seite zu stehen. Denn auf die Unschuldigen, nicht auf die Schuldigen kommt es an."