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Ein geflüchtetes Mädchen in der Erstaufnahmeeinrichtung in Augsburg. Experten fordern psychotherapeutische Unterstützung für traumatisierte Flüchtlinge (Archivbild).
Experte: Traumatisierte Flüchtlinge benötigen Unterstützung
Der Traumatherapeut Peter Klentzan hat davor gewarnt, die Belastungssituation von Flüchtlingen zu unterschätzen.
11.09.2015
epd
Rieke C. Harmsen (epd-Gespräch)

Ruhpolding, München (epd)"Viele Flüchtlinge leiden an Depressionen, machen sich massive Selbstvorwürfe, haben Panikattacken und Schlafstörungen", sagte er am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Klentzan leitet das Traumahilfezentrum der Stiftung Wings of Hope im oberbayerischen Ruhpolding.

Große Überlebenskünstler

Zugleich warnte der Traumatherapeut davor, Flüchtlinge "kränker zu machen als sie sind". Die Menschen, die nach Deutschland kämen, seien "große Überlebenskünstler" und hätten viel auf sich genommen für die Flucht. Viele seien gut ausgebildet und hätten die Folgen ihrer Flucht abgeschätzt. Die meisten hätten zudem so viele Selbstheilungskräfte, dass sie die traumatischen Ereignisse sehr gut selbst verarbeiten könnten. Nun gelte es, eine Kultur der Integration zu schaffen. Dazu gehörten eine schnelle berufliche Integration ebenso wie menschenwürdiger Wohnraum.

Handwerkszeug lernen

Als besonders wichtig bezeichnete Klentzan die Schulung und Ausbildung von Sozialarbeitern, Erziehern, Lehrern und Ehrenamtlichen. Menschen, die täglich mit Flüchtlingen arbeiteten, müssten das Handwerkszeug beigebracht bekommen, um Traumata zu erkennen und damit umzugehen. "Das ist nicht sehr schwer, muss aber dringend geschehen", sagte der Traumaexperte.