Unternehmen und Forschungsinstitute stecken schon seit Jahren viel Geld in die Entwicklung von neuen Technologien in der Pflege. Digitale Systeme und Roboter sollen überlasteten Pflegekräften Aufgaben abnehmen, sie logistisch unterstützen und sich in einigen Fällen sogar um das seelische Wohl der Bedürftigen kümmern. In einer Umfrage, die das Bundesforschungsministerium in Auftrag gegeben hat, zeigt sich jeder zweite Befragte für die neuen digitalen Technologien aufgeschlossen.
"In den letzten Jahren ist sehr viel in assistive Technologien investiert worden", sagt der Pflegewissenschaftler Manfred Hülsken-Giesler von der philosophisch-theologischen Hochschule Vallendar. "Es ist damit zu rechnen, dass sie bald breitere Verwendung finden." Er rät jedoch zu einem behutsamen Einsatz und mahnt, den zwischenmenschlichen Kontakt in der Pflege nicht zu vernachlässigen.
Assistive Technologien sollen alten und pflegebedürftigen Menschen im Haushalt helfen und Sicherheit bieten. Dazu gehören zum Beispiel Toiletten mit Intimpflegefunktion oder sensorische Überwachungssysteme wie etwa "intelligente Fußböden". Diese können erkennen, wenn jemand gestürzt ist und dann selbstständig Alarm auslösen. Aber auch Aufstehhilfen oder Geräte, die an die Einnahme von Medikamenten oder Mahlzeiten erinnern, zählen dazu. Das Bundesgesundheitsministerium prüft bereits, ob einige dieser Technologien künftig als Pflegehilfsmittel abgerechnet werden können.
Multifunktionale Pflegeroboter
Die Entwicklung endet aber nicht bei derartigen Technologien. So haben mehrere Institute und Unternehmen Roboter entwickelt, die mehrere Funktionen in sich vereinen. Einer dieser Roboter ist "Giraff" aus Schweden. Er kann Bewegungsprofile der Pflegebedürftigen erstellen, Blutzuckerspiegel und Blutdruck messen und die Daten an einen Pflegedienst übermitteln. Giraff ist mit einem Tablet-Computer ausgestattet, über den sein Besitzer mit Angehörigen und Pflegern kommunizieren kann.
Das Fraunhofer Institut IPA in Stuttgart arbeitet an einem intelligenten Pflegewagen. "Der Pflegewagen soll die Pflegeutensilien bis vors Zimmer bringen", sagt Birgit Graf vom IPA. So könne das Pflegepersonal viel Zeit sparen, weil es nicht dauernd hin- und herrennen müsse, um etwas zu holen. Außerdem sollen die Wagen selbst erkennen, wenn Artikel verbraucht sind und nachgeholt werden müssen und anschließend selbstständig ins Lager fahren.
Emotionsroboter statt menschlichem Kontakt
Schließlich gibt es noch den großen Bereich der sogenannten Emotionsrobotik. "Emotionale Roboter" können Gefühle erkennen, zumindest aber auf gefühlsrelevante Reize reagieren. Dadurch sollen sie in gewisser Weise eine Beziehung zu den Pflegebedürftigen aufbauen. Einige solcher einfacheren Roboter sind bereits seit Jahren im Einsatz wie die Robbe Paro, die zur emotionalen Unterstützung bei der Behandlung von Demenzpatienten eingesetzt wird.
Für Manfred Hülsken-Giesler ist eindeutig eine Grenze erreicht, wenn Roboter die Pflege nicht nur erleichtern und unterstützen, sondern den menschlichen Kontakt ersetzen. Denn: "Pflegearbeit ist in erster Linie Beziehungsarbeit", sagt der Wissenschaftler. "Wenn aber Technologie die personelle Pflegearbeit zu ersetzen droht, dann sind wir auf einem Weg, der das bisherige Konzept von Pflegearbeit aushöhlt und auf rein funktionale Aspekte reduziert."