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Flüchtlinge am Hauptbahnhof in München am Samstagabend. Mit der Entscheidung, die in Ungarn gestrandeten Migranten aufzunehmen, habe sich Berlin nicht an EU-Regeln gehalten, sagte der britische Politologe Anthony Glees.
Britischer Politologe zu Flüchtlingsstrom: Deutschland hält sich nicht an die Regeln
Der britische Politologe Anthony Glees hat Deutschlands Vorgehen in der Flüchtlingskrise als «undemokratisch» kritisiert.

Köln, Berlin (epd)Mit der Entscheidung, die in Ungarn gestrandeten Migranten aufzunehmen, habe sich Berlin nicht an EU-Regeln gehalten, sagte er am Dienstag im Deutschlandfunk. In Großbritannien herrsche der Eindruck, die Deutschen hätten den Verstand verloren.

Deutschland als Hippie-Staat

«Man mag über Ungarn denken, was man will. Aber wenn Deutschland sich nicht an die Regeln hält, fällt die ganze EU auseinander», sagte Glees. Die Bundesrepublik gebe sich im Moment als «Hippie-Staat, der nur von Gefühlen geleitet wird». Statt nur mit dem Herzen, müsse man auch mit dem Hirn handeln, forderte der Politologe - wie vor ihm der britische Premierminister David Cameron.

Nach Glees' Worten gibt Deutschland Kennern des Landes im Moment Rätsel auf. Während Großbritannien sich in Syrien militärisch engagiere, um die Terrormiliz «Islamischer Staat» zu bekämpfen, halte sich Berlin heraus. Gleichzeitig sage die Bundesregierung dann aber den verzweifelten Menschen in Syrien und im Irak, sie sollten in die Bundesrepublik kommen. «Das scheint vielen Briten unsinnig.» Er bedaure sehr, dass die Ereignisse der vergangenen Tage die Deutschen in Großbritannien «sehr unsympathisch» gemacht hätten.