Berlin (epd)Ein Drittel der Auszubildenden in Deutschland leidet unter häufig auftretenden körperlichen oder psychischen Beschwerden. Das geht aus der ersten repräsentativen Befragung unter Azubis hervor, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Die Studie wurde im Rahmen des Fehlzeiten-Reports 2015 vom Wissenschaftlichen Institut der AOK erstellt. 25 Prozent der Befragten berichteten demnach von häufig auftretenden Kopfschmerzen, rund 21 Prozent klagten über Rückenschmerzen. Bei den psychischen Beschwerden wurden insbesondere Müdigkeit und Erschöpfung genannt (36 Prozent).
Ungesunde Lebensführung ausgleichen
Das Institut forderte daher gezielte gesundheitsfördernde Angebote in Betrieben, vor allem in Klein- und mittelständischen Unternehmen. Der stellvertretende Geschäftsführer, Helmut Schröder, sagte, einige große Konzerne würden bereits heute entsprechende Maßnahmen anbieten. Damit könnten Fehlzeiten gesenkt werden und die Fachkräfte seien langfristig arbeitsfähig. Schröder betonte, fast zwei Drittel der befragten Auszubildenden hielten gesundheitsfördernde Angebote in Betrieben für gut und seien an einer Teilnahme interessiert.
Mit solchen Maßnahmen könnte man auch versuchen, eine ungesunde Lebensführung auszugleichen, sagte Schröder. Ein Viertel der Jugendlichen sei kaum sportlich aktiv (gut 26 Prozent). Auch bei der Ernährung gebe es Nachholbedarf. 27 Prozent der Befragten gehe ohne Frühstück zur Arbeit. Hinzu komme ein hoher Konsum an Fast Food, Süßigkeiten und Alkohol. Problematisch sei zudem, dass mehr als ein Drittel der männlichen Azubis und ein Viertel der Frauen werktags weniger als sieben Stunden schliefen.
«Überraschend hoch» sei auch der tägliche Medienkonsum, erklärte Schröder. Rechne man die Zeit vor dem Fernseher, am Smartphone oder Tablet und an der Playstation zusammen, verbrächten Auszubildende durchschnittlich 7,5 Stunden pro Tag mit digitalen Medien. Dabei sei allerdings nicht berücksichtigt worden, dass einige Medien teilweise parallel genutzt würden.
Gründe für Müdigkeit nicht geklärt
Der Fehlzeiten-Report kann jedoch nicht die Frage beantworten, inwieweit der gesundheitliche Zustand einiger Auszubildender durch das Arbeits- oder Privatleben beeinträchtigt werde. Der geschäftsführende Vorstand des AOK-Bundesverbandes, Frank Michalak, sagte, man habe nicht gefragt, ob beispielsweise Müdigkeit durch eine Überlastung im Betrieb oder durch zu viele Partys verursacht werde.
Es sei jedoch zunächst wichtig, den Status quo zu kennen, betonte Michalak. In gesundheitsfördernden Angeboten in den Betrieben könne man dann spezifisch auf einzelne Probleme eingehen. Möglich seien etwa Online-Informationen zu einer gesunden Ernährung.
Für die Studie wurden rund 1.300 Auszubildende in Klein- und mittelständischen Betrieben mit 50 bis 200 Mitarbeitern befragt. In Deutschland gibt es den Angaben zufolge zurzeit 1,4 Millionen Azubis. Der Fehlzeiten-Report wird jedes Jahr vom Wissenschaftlichen Institut der AOK, der Universität Bielefeld und der Beuth Hochschule für Technik Berlin herausgegeben.