Gütersloh (epd)Von den knapp 71.400 Förderschülern in der Sekundarstufe lerne nur jeder zehnte an Realschulen oder Gymnasien, heißt es in einer am Donnerstag in Gütersloh vorgestellten Studie der Bertelsmann Stiftung. Inklusion finde hauptsächlich an Hauptschulen und Gesamtschulen statt.
Große Unterschiede in den Bundesländern
Der Inklusionsanteil an deutschen Schulen insgesamt stieg den Angaben zufolge auf den höchsten Wert seit Inkrafttreten der UN-Behindertenkonvention im Jahr 2009: Im Schuljahr 2013/14 habe fast jedes dritte Kind mit Förderbedarf (31,4 Prozent) eine Regelschule besucht. Gegenüber dem Schuljahr 2008/09 nahm der Studie zufolge die Zahl der behinderten Schüler im gemeinsamen Unterricht um 71 Prozent zu. Je höher die Bildungsstufe, desto geringer seien jedoch die Chancen auf Inklusion.
An deutschen Kitas lag im vergangenen Schuljahr der Inklusionsanteil bei 67 Prozent und in den Grundschulen bei 46,9 Prozent. In der Sekundarstufe fällt der Anteil auf 29,9 Prozent ab. «Inklusion ist insbesondere an weiterführenden Schulen und in der Ausbildung oft noch ein Fremdwort», sagte der Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger.
In den Bundesländern gibt es laut der Studie große Unterschiede bei den Fortschritten auf diesem Gebiet. Einen hohen Inklusionsanteil haben die Stadtstaaten Bremen (68,5 Prozent), Hamburg (59,1 Prozent) und Berlin (54,5 Prozent) sowie Schleswig-Holstein (60,5 Prozent). In Hessen und Niedersachsen hingegen lerne weniger als ein Viertel der Förderschüler an Regelschulen (21,5 Prozent und 23,3 Prozent). Nordrhein-Westfalen liegt mit 28,9 Prozent leicht unter dem Bundesdurchschnitt.
Zur UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet
Im Jahr 2009 hat sich Deutschland mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet, Schüler mit und ohne Handicap gemeinsam zu unterrichten. Grundlage der Studie sind die aktuellen Zahlen der Kultusministerkonferenz aus den Bundesländern für das Schuljahr 2013/14.