Osnabrück, Berlin (epd)Es sei wenig hilfreich, den «Schwarzen Peter» zwischen Ost- und Westdeutschland hin- und herzuschieben, sagte Jahn der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Dienstagsausgabe). Es sei wichtig, die Ursachen von Fremdenhass differenziert zu betrachten. Auch nach Einschätzung des Sozialpsychologen Oliver Decker, Leiter der seit 2002 erscheinenden Studien der Universität Leipzig zur rechtsextremen Einstellung in Deutschland, ist Fremdenfeindlichkeit ein gesamtdeutsches Problem.
Deutschland: Generelles Problem mit Fremdenfeindlichkeit
Im Osten Deutschlands habe es zwar über Jahrzehnte eine mangelnde Erfahrung mit Weltoffenheit gegeben, betonte Jahn. Zugleich stelle er gerade im Osten eine große Aufnahmebereitschaft für Flüchtlinge und eine enorme Hilfsbereitschaft fest. Die Begründung dafür liege ebenfalls in der DDR-Vergangenheit: «Die Menschen hier wissen ganz genau, was Menschenrechtsverletzungen bedeuten und wie es ist, Hilfe zu benötigen. Das macht sie selbst zu hilfsbereiten Menschen», sagte der Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde und fügte hinzu: «Die ostdeutschen Länder bestehen nicht nur aus den paar Menschen, die vor Flüchtlingseinrichtungen gewalttätig werden.»
In dieser Situation gelte es, gemeinsam in Deutschland das Demokratiebewusstsein zu schärfen, Menschenrechte hochzuhalten und für das Grundrecht auf Asyl einzustehen, betonte Jahn.
Decker betonte gegenüber der Zeitung, in Deutschland gebe es ein generelles Problem mit Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Das zeige die Studie «Die stabilisierte Mitte. Rechtsextreme Einstellung in Deutschland 2014». Allerdings sei die Ausprägung von ausländerfeindlichen Einstellungen in Ostdeutschland stärker als im Westen. Das habe unter anderem damit zu tun, dass dort weniger Menschen mit Migrationshintergrund lebten. Zudem gebe es ein Süd-Nord-Gefälle: «So leben etwa in Bayern mehr Menschen mit fremdenfeindlichen Einstellungen als in Norddeutschland.»
Bildung schützt gegen Ausländerfeindlichkeit
In den vergangenen Jahren hätten vor allem Vorurteile gegen spezielle Gruppen, beispielsweise Asylbewerber, Muslime oder Sinti und Roma zugenommen. Was nun dringend folgen müsse, sei eine größere Aktivität, insbesondere von Politikern, forderte Decker: «Wir brauchen eine klare Auseinandersetzung mit dieser Ideologie, um klarzumachen, warum sie zum Beispiel antidemokratisch ist». Die «Mitte»-Studie habe auch ergeben, dass Bildung noch am besten gegen Ausländerfeindlichkeit schütze.