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Das Kreuz mit der Ökumene: Über die angemessene Erinnerung an die Reformation vor 500 Jahren sind sich die Konfessionen uneins.
Theologe: Kein Schuldbekenntnis zum Reformationsjubiläum
Der evangelische Theologieprofessor Ulrich Körtner hat Überlegungen in der katholischen Kirche, das Reformationsjubiläum 2017 mit einem beiderseitigen Schuldbekenntnis zu verknüpfen, zurückgewiesen.
03.05.2012
epd
Rainer Clos

Ein "bußfertiges Reformationsgedenken" würde ein evangelisches Eingeständnis bedeuten, dass die Reformation und die Entwicklung der reformatorischen Kirchen seither ein Irrweg gewesen wäre, sagte der in Wien lehrende evangelische Theologe in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das sei im Ernst kaum zu erwarten.

Kardinal: Wir können nicht eine Sünde feiern

Dabei bezog sich Körtner auf Äußerungen des Präsidenten des vatikanischen Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch. Der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates hatte als Vorbild für ein evangelisch-katholisches Schuldbekenntnis auf die Versöhnungsbitte Papst Johannes Pauls II. zum Heiligen Jahr 2000 verwiesen: "Ich hoffe, dass so etwas 2017 passieren wird." Man sollte zudem "nicht von einem Jubiläum sprechen, sondern von einem Reformationsgedenken, denn wir können nicht eine Sünde feiern", sagte Koch vor wenigen Tagen in Wien.

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Nach dem Papstbesuch in Deutschland, der ohne neue ökumenische Impuls geblieben sei, sorgten die Worte des "obersten Ökumenikers" der katholischen Kirche für weitere Ernüchterung, sagte Körtner: "Man kann nur hoffen, dass sich die nun eintretende Enttäuschung auf die weiteren Vorbereitungen des Reformationsjubiläums heilsam auswirkt". Der evangelische Theologe schloss allerdings nicht aus, dass Ernüchterung dem Fortschritt der Ökumene mehr diene als "irgendwelche ökumenischen Reformationsevents", denen es an theologischer Substanz mangele.

Verständnis äußerte Körtner für den Hinweis des Kurienkardinals, wonach die Entstehung eigenständiger evangelischer Kirchen als Scheitern der Reformation gesehen werden könnte. Dies treffe insofern zu, als sich nicht die gesamte katholische Kirche der von den Reformatoren eingeleiteten Kirchenreform angeschlossen hätte. Die evangelischen Kirchen hätten allen Grund, die Reformation nicht als "totalen Bruch", sondern als bleibende Kontinuität mit den vorangegangen 1500 Jahren zu sehen.

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Kritische Anfragen an Zersplitterungstendenzen im weltweiten Protestantismus sowie zur Infragestellung der Taufe als Voraussetzung der Abendmahlsteilnahme sollten ernst genommen werden, sagte Körtner. Den evangelischen Kirchen empfahl er, selbstkritisch über ihre Sicht der Reformation und deren Bedeutung für die Ökumene nachzudenken. Der "Verzwergung" des reformatorischen Erbes gelte es theologisch Einhalt zu gebieten.

Im Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 könnten die evangelischen Kirchen prüfen, "was sie in Geschichte und Gegenwart der katholisch gebliebenen römischen Kirche für das eigene Evangelischsein verdanken", unterstrich der Theologe. Zugleich sollte sich die katholische Kirche fragen, was sie in positivem Sinne der Reformation zu verdanken habe.