Foto: Sean Locke/Digital Planet Design LLC/stocksy.com
Fernseh-Vorschau für die Woche: Uli Hoeneß, eine Ordensfrau und ein Kriegsdienstverweigerer
Was lohnt sich im Fernsehen?
Evangelisch.de blickt auf die Fernsehwoche - wo lohnt sich das Einschalten im Fernsehen vom 23. bis zum 27. August 2015?

23.8., 3sat, 20.15 Uhr: "Ein weites Herz" 

Die herausragend gespielte Familiensaga erzählt die Lebensgeschichte der bekannten katholischen Ordensfrau Isa Vermehren, die als junge Frau bei der Abschlussfeier an der Uni die Nazis verspottete, ihr Examen verlor und fortan als Sängerin in Nachtclubs auftrat. Als ihr Bruder zu den Engländern überläuft, nehmen die Faschisten die gesamte Familie in Sippenhaft und deportieren sie ins Konzentrationslager Ravensbrück. Es ist vor allem der Glaube, der Isa hilft, das KZ zu überleben.

23.8., 3sat, 22.15 Uhr: "Das radikal Böse"

In seinem Dokumentarfilm geht Regisseur Stefan Ruzowitzky Fragen nach, die bis heute nicht schlüssig beantwortet worden sind: Warum sind während des Zweiten Weltkriegs ganz normale junge Männer zu Massenmördern geworden? Warum haben ehrbare Familienväter Frauen und Kinder getötet? Warum haben so wenige den Befehl verweigert, obwohl es ihnen freigestellt war?
Der vielfach ausgezeichnete Film sucht mit Hilfe von Historikern nach den Wurzeln des Bösen.

23.8., Arte, 20.15 Uhr: "Die durch die Hölle gehen"

Michael Ciminos mit fünf "Oscars" prämiertes Antikriegsdrama war einer der aufsehenerregendsten Filme der späten Siebziger. Mit Bildern, die nie wieder vergessen konnte, wer das fast drei Stunden lange Werk damals im Kino gesehen hat, beschreibt der Regisseur die Schrecken des Krieges: Drei Freunde (Robert De Niro, Christopher Walken, John Savage) werden nach Vietnam einberufen, geraten in die Gefangenschaft des Vietcong und werden gezwungen, russisches Roulette zu spielen; alle drei sind durch die Erlebnisse zutiefst traumatisiert.

23.8., Arte, 23.10 Uhr: "Hair"

"Hair" ist 1979 entstanden und handelt von einem Farmersohn, der mit dem Einberufungsbefehl nach Vietnam in der Tasche nach New York kommt, dort auf eine Hippie-Gruppe trifft und sich verliebt. Mit der Verfilmung des weltweit erfolgreichen Musicals ist Milos Forman nicht nur eine großartige Hommage an die Flower-Power-Bewegung, sondern auch einer der großen Kultfilme der Siebzigerjahre gelungen.

24.8., 3sat, ab 20.15 Uhr: Kriegsgeschichten

Der Abend beginnt mit der Dokumentation "Hitlers Angriff - Wie der Zweite Weltkrieg begann". Am Morgen des 1. September 1939 hat die deutsche Luftwaffe das polnische Wielun angegriffen und in Schutt und Asche gelegt. Die Auswirkungen der Bombardierung sind noch heute deutlich zu sehen und zu spüren. Der Film beleuchtet die Hintergründe des Militärschlags und schildert, wie die Bewohner den Angriff erlebt haben. Zeitzeugen erzählen ihre ganz persönlichen Erinnerungen. Um 21.00 Uhr folgt "Die Suche nach Hitlers Volk". Bei seiner Fahrt durch gerade eroberte deutsche Gebiete führte eine Spezialeinheit für psychologische Kriegsführung unzählige normale Deutsche. Das filmische Dokument ist bis heute der unmittelbarste Stimmungsbericht aus dem ruinierten Niemandsland zwischen Krieg und Frieden. Um 22.25 Uhr zeigt "Söhne ohne Väter". Der Film porträtiert Kinder, die zwischen 1933 und 1945 geboren worden sind; fast ein Drittel von ihnen ist ohne Vater aufgewachsen. Autor Andreas Fischer hat acht vaterlos aufgewachsene Männer befragt und die Interviews zu einem Bild dieser Kriegskindergeneration montiert. Mit dem Tod des Vaters im Zweiten Weltkrieg verloren vor allem die Jungen ein wichtiges Vorbild. Die jung verwitweten Mütter entwickelten zu ihren Söhnen ein besonders inniges, aber oft auch ein erdrückend enges Verhältnis; nicht selten eine Belastung für deren spätere Partnerschaften.

25.8., ZDF 21.00 Uhr: "Tierfabrik Deutschland"

"Von Billigfleisch und Wegwerfküken" lautet der Titelzusatz dieser Reportage über die Massentierhaltung in Deutschland. Der Film zeigt, dass in den Mastställen allen Sonntagsreden zum Trotz viel zu wenig zum Besseren verändert worden ist. "Tierfabrik Deutschland" thematisiert zudem, warum einer der größten Schweinezüchter Europas derzeit vor Gericht steht, aber keine Verurteilung fürchten muss. Die Autoren decken auf, wie es die Agrarlobby bis heute schafft, Tierschutzgesetze aufzuweichen und zu umgehen.  

25.8., ZDF, 22.15: "37 Grad: Lehrer über Nacht"

Es herrscht großer Lehrermangel in Deutschland. Gerade in Fächern wie Mathematik, Physik oder Chemie fehlt der Nachwuchs. Der Film stellt zwei Männer vor, die quasi über Nacht Lehrer geworden sind und in Berlin helfen sollen, die vielen Unterrichtsausfälle zu stoppen. Beide Akademiker sind Quereinsteiger im Lehrerjob. Sie tauschen das Labor gegen das Klassenzimmer und müssen im Eilverfahren zu Pädagogen werden. Niemand macht einen Hehl daraus, dass sie bei ihrer Aufgabe eigentlich nur scheitern können.

25.8., 3sat, 20.15 Uhr: "Schicksalsjahre"

Das Drehbuch von Thomas Kirchner basiert auf dem biografischen Roman "Vom Glück nur ein Schatten". Uwe-Karsten Heye beschreibt darin den Lebensweg seiner Mutter: wie sie sich in Berlin in den Sänger Wolfgang Heye (Pasquale Aleardi) verliebt, wie der Krieg das Ehepaar trennt, wie sie mit ihren beiden Kindern zurück ins Elternhaus nach Danzig zieht. Auf Druck ihres Arbeitgebers muss sie sich vom fahnenflüchtigen Wolfgang scheiden lassen. Als sie endlich Haltung zeigt, liegt das Land längst in Trümmern. Also wehrt sie sich gegen die neuen Machthaber, deren Machtstrukturen jenen des gerade erst besiegten Regimes so auffallend ähneln, und flieht in den Westen. Im Anschluss an den Zweiteiler zeigt 3sat um 23.30 Uhr die Dokumentation "Vergesst uns nicht, erzählt es weiter": Überlebende des Holocaust erzählen ihre ganz persönlichen Geschichten.

26.8., Sat.1, 20.15 Uhr: "Wir sind Deutschland"

Ulrich Meyer ist für dieses Unterhaltungsmagazin quer durch Deutschland gereist, um die Höhepunkte der letzten 25 Jahre zusammeln. Die Schlagzeilen kennt jeder, aber Meyer hat nach bislang unerzählten Geschichten hinter den Ereignissen gesucht. Seine Gesprächspartner sind nicht nur Prominente, sondern auch Menschen wie du und ich.

26.8., WDR Fernsehen/SWR Fernsehen, 21.00 Uhr: "Jetzt bestimmen wir!"

Die Idee zu diesem Sozialexperiment ist nicht neu: In zwei Familien übernehmen eine Woche lang die Kinder das Ruder. Sie bestimmen den Tagesablauf und organisieren den Haushalt. Natürlich sind sie auch für Einkaufen und Kochen zuständig; wenn das Geld alle ist, müssen sie sich was einfallen lassen. Die Erwachsenen wiederum finden sich plötzlich in einer völlig neuen Rolle wieder, mit der nicht jeder zurecht kommt. Nächste Woche folgt Teil zwei.

27.8., ZDF, 20.15 Uhr: "Uli Hoeneß - Der Patriarch"

Die ZDF-Redaktion Zeitgeschichte hat schon einige herausragende Dokudramen geschaffen. Mit diesem Film über Aufstieg und Fall von Uli Hoeneß hat sie sich an einen der interessantesten zeitgenössischen Stoffe gewagt. Das Sujet ist allerdings eine Herausforderung: Kaum ein Ereignis der letzten Jahre hat über einen vergleichbar langen Zeitraum für derart viel Aufsehen gesorgt. Das Dokudrama ist jedoch zum packende Psychogramm eines Machtmenschen geworden; Thomas Thieme ist dank seiner physischen Präsenz ein glaubwürdiger Bayern-Boss.

27.8., Vox, 22.30 Uhr: "Die Verdammten des Krieges"

Das von Brian De Palma inszenierte Hollywood-Drama aus dem Jahr 1989 erzählt eine authentische Geschichte, was die Ereignisse noch beklemmender macht. Schonungslos schildert der Film, wozu Menschen im Krieg fähig sind. Die Geschichte spielt 1969: Ein Trupp US-Soldaten entführt im Vietnamkrieg eine junge Frau, vergewaltigt und ermordet sie. Ein junger Obergefreiter (Michael J. Fox) entzieht sich dem Gruppendruck und sorgt dafür, dass die Männer vor ein Kriegsgericht kommen.

27.8., WDR, 22.00 Uhr: "Menschen hautnah: Schöner schlauer schneller"

Der Film begleitet Anke Engelke bei ihren Begegnungen mit Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen unzufrieden mit sich sind; vor allem mit ihrem Gewicht. Die Reportage ist eine Reaktion auf den Trend, sich und sein Verhalten ständig zu messen. Viele Freizeitsportler kontrollieren ihren Energieverbrauch mit Fitness-Apps, selbst Spaziergänger tragen Schrittzähler mit sich. Der Film zeigt, wie sehr die Sehnsucht, sich ständig zu verbessern, oftmals bereits zur Sucht geworden ist; nicht nur deshalb hat der permanente Vergleich mit anderen oder mit angeblichen Standards längst ungesunde Züge angenommen.