"Der Preis des Lebens" war einer der ersten Filme, die nicht mehr auf einer Romanvorlage von Hülya Özkan basierten; Autor Mathias Klaschka hat sich durch ihre Figuren inspirieren lassen. Das erklärt vielleicht verschiedene Unstimmigkeiten im Detail.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Trotzdem ist "Mordkommission Istanbul" natürlich in erster Linie Star-Fernsehen: Mehmet Özakin ist eine großartige Rolle für Erol Sander, der den Kommissar mit genau der richtigen Mischung aus Weltoffenheit, Moral, Integrität und Humor verkörpert. Oscar Ortega Sánchez mag als Mustafa die deutlich undankbarere Figur verkörpern, weil die Scherze regelmäßig auf Kosten des Assistenten gemacht werden, trägt dieses Schicksal aber mit Fassung. Außerdem hat ihm Klaschka diesmal eine scheue Romanze mit einer Praktikantin angedichtet, was einige unterhaltsame Momente zur Folge hat. Sehr schön gespielt ist beispielsweise eine Szene, in der Mustafa der jungen Frau am unkooperativen Schokoriegelautomaten behilflich ist und das Gerät schließlich einen ganzen Berg Süßigkeiten ausspuckt.
Im Vordergrund die Krimihandlung
Im Vordergrund steht selbstredend die Krimihandlung: Als im Auto des bekannten Enthüllungsjournalisten Baydar eine Bombe explodiert, ermittelt Özakin zunächst im Umfeld des Opfers; recht bald findet er raus, dass die Witwe ein Verhältnis mit dem Chef ihres Mannes hat. Sowohl Selina Baydar (Katja Studt) als auch Chefredakteur Turan (Ercan Durmaz) haben jedoch ein Alibi.
Auch die Ermittlungen bei einem Baulöwen, dessen kriminelle Machenschaften Baydar aufgedeckt hatte, laufen ins Leere. Dann weist ein "blinder" Zeuge Özakin auf eine junge Frau (Damla Cercisoglu) hin, die sich kurz vor der Explosion mit dem Reporter getroffen hat. Als sie ebenfalls ermordet wird, führt die Spur zu einer Luxusklinik nach Antalya, wo sie als Chirurgin beschäftigt war. Bei Fatih Arman (Jan-Gregor Kremp), dem jovialen Besitzer des Krankenhauses, beißt Özakin zwar auf Granit, aber das spornt den Kommissar natürlich erst recht an; und Erol Sander genießt es sichtlich, seinen Ermittler diesmal besonders cool zu verkörpern.