Foto: Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Einmal Hans mit scharfer Soße" (Arte)
TV-Tipp: "Einmal Hans mit scharfer Soße" (Arte) am 19. Juni um 20:15 Uhr
Bislang erzählten Filme wie "Meine verrückte türkische Hochzeit", "Zimtstern und Halbmond" oder "Liebeskuss am Bosporus" interkulturelle Romanzen meist aus deutscher Sicht. "Einmal Hans mit scharfer Soße" wählt naturgemäß die andere Perspektive, schließlich basiert das Drehbuch von Ruth Toma auf dem autobiografisch gefärbten gleichnamigen Roman von Hatice Akyün.

Es wird kein Zufall sein, dass ihre Heldin denselben Vornamen trägt: Hatice (Idil Üner). Mitte dreißig, ist sie als Tochter traditionsbewusster Eltern in Salzgitter aufgewachsen. Die mode- und selbstbewusste Hamburger Journalistin ist derart perfekt integriert, dass sie auf keinen Fall einen türkischen Mann haben will. Der Titel beschreibt ihre Wunschvorstellung: ein deutscher Mann mit der Leidenschaft eines Türken. Dass Hatice so wählerisch ist, ist jedoch ein Problem für ihre jüngere Schwester: Fatma (Sesede Terziyan) ist ausgesprochen heiratswillig, doch Vater Ismail (Adnan Maral) hat seine Prinzipien. Erst heiratet Hatice, dann Fatma; aber Fatma ist schwanger, und deshalb muss Hatice ganz schnell einen Mann finden.

Im Grunde ist das die ganze Geschichte, aber natürlich hat die erfahrene und mehrfach ausgezeichnete Toma ("Solino") die Handlung weidlich ausgeschmückt. Mag sein, dass "Einmal Hans mit scharfer Soße" nicht besonders viel Tiefgang hat, aber dafür ist das Spiel mit den Klischees umso amüsanter. Es reduziert einige Figuren zwar zu Karikaturen, lässt aber viel Raum für Überraschungen; Vater Ismail zum Beispiel, von Maral als alter Sturkopf verkörpert, entpuppt sich am Ende als längst nicht so borniert, wie seine Familie immer behauptet.

Warmherziger Humor, beiläufige Erzählweise

Davon abgesehen unterscheidet sich der Film von vergleichbaren "Culture Clash"-Komödien durch die Binnenperspektive: Deutsche spielen im Grunde keine Rolle. Die Kollision der Kulturen wird allein durch Hatice verkörpert, die mit beiden Beinen im deutschen Leben steht, aber in Kopf und Herz noch viel Anatolien mit sich herumträgt. Verkörpert werden diese Wurzeln durch ein wichtelgroßes Quintett in Landestracht, mit dem sie sich regelmäßig auseinandersetzen muss, wenn sie die Traditionen wieder mal mit Füßen tritt.

Sehr sympathisch ist auch die Umsetzung durch Grimme-Preisträgerin Buket Alakus ("Eine andere Liga"), selbst wenn nicht alle Nebenfiguren so gut besetzt sind wie die vier Hauptdarsteller (unbedingt noch zu erwähnen: Siir Eloglu als Mutter). Die Bildgestaltung (Jutta Pohlmann) mag wenig originell sein, aber das kann man auch klassisch nennen. Die Kamera konzentriert sich auf die Darsteller, die Bilder leben zudem von Kostüm und Ausstattung. Dafür ist der Humor des Films umso warmherziger, zumal Alakus viele Handlungswendungen angenehm beiläufig erzählt. Das gilt auch für die Inszenierung wunderbarer Drehbuchideen, die die Handlung strukturieren: Jedes Mal, wenn Hatice von Hamburg nach Salzgitter fährt, wechselt sie am Ortseingang vom Minirock in ein deutlich züchtigeres Kleidungsstück.

Natürlich erfreut der Film auch mit den genreüblichen Verwicklungen, die die Dinge zusätzlich komplizieren: Weil sich Hatice von ihrem Verlobten Stefan (Janek Rieke) getrennt hat, als der drauf und dran war, sich in einen Türken zu verwandeln, schlüpft ein schwuler Freund (Max von Thun) in dessen Rolle. Herrlich, wie Fatma ihm hinter dem Rücken der Eltern pantomimisch souffliert, wie er auf Fragen zu antworten hat; aber natürlich kann das trotzdem nicht gehen. Nächster Kandidat ist Hannes (Steffen Groth), der die Beziehung beendet, als Hatice ihn zu sehr bedrängt, dann aber doch zu einer Hochzeitsfeier erscheint, bei der sie ihn ihren Eltern vorstellen wollte; dummerweise hatte sie in Gestalt eines abgelegten Verehrers schon für Ersatz gesorgt. Szenen wie diese, dazu die selbstironischen Dialoge und viele hübsche kleine Einfälle machen "Einmal Hans mit scharfer Soße" zu einer liebenswerten Gute-Laune-Komödie.