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Interaktiv und Multimedia: Das neue Bibelmuseum in Stuttgart
Eine bloße Sammlung alter Bücher? Fehlanzeige. Das "bibliorama - das bibelmuseum stuttgart", das am 13. Mai eröffnet wird, ist ein Mitmachmuseum. Hier begegnen Besucher interaktiv und mit allen Sinnen Figuren aus der Bibel.
13.05.2015
epd
Judith Kubitscheck

Drehwürfel mit Gesichtern und Spiegeln sind am Eingang des "bibliorama" zu sehen. In der 350 Quadratmeter großen Ausstellung stehen Menschen im Mittelpunkt. Die Besucher ebenso wie die 14 biblischen Personen. Sechs Multimediastationen und andere interaktive Elemente, wie 3.000 Holzbausteine oder eine Camera Obscura, sollen das neue Bibelmuseum, das am 13. Mai eröffnet wird, laut Architekt Jochen Hunger zu einem Mitmachmuseum machen.

"Das bibliorama soll die Bibel als Ur-Kunde des christlichen Glaubens anschaulich vorstellen", sagt der Stuttgarter Regionalbischof Ulrich Mack. "Wir sind der Überzeugung, dass eine Kenntnis der Bibel zum Allgemeinwissen der Kultur und Tradition Europas gehört." Dabei solle die Bibel lebendig werden - nicht nur als Buch von gestern, sondern als Buch von heute, so der Prälat.

Auf einem Plakat stellt sich ein Mann mit Hut vor - es ist der alttestamentliche David, König und Musiker. Ein Touchscreen lädt dazu ein, es dem biblischen Musiker nachzumachen und zu ausgewählten Versen aus den Psalmen Musik zu komponieren, oder auf einer Harfe zu klimpern, die nicht durch das Zupfen von Saiten, sondern Laserstrahlen funktioniert.

Wer es etwas ruhiger möchte, setzt sich mit einem Kopfhörer auf Davids Thron und hört die Psalmvertonungen renommierter Komponisten wie Bach und Schütz an. Der biblische Mose erinnert in einem Spiegelraum, in dem die zehn Gebote stehen, an die biblische Ethik. Auf einer "Unrechtwaage" kann der Besucher selbst entscheiden, was er für falsch hält: Ist 30 Kilometer pro Stunde schneller als erlaubt Auto fahren schon Unrecht?

Immer wieder liefert das Museum, das von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg in Zusammenarbeit mit der Württembergischen Bibelgesellschaft betrieben wird, auch Verknüpfungen zu Württemberg und der aktuellen Lebenswelt der Besucher: Sophia, die Figur der Weisheit, wird durch eine schwäbische Hausfrau am Herd symbolisiert, die zur Entstehungszeit des Pietismus eifrig in der Bibel forschte und sogar in ihrer Küche auf Handtüchern Bibelsprüche vor Augen hatte.

In Sarahs Zelt steht ein Sandkreisel, der daran erinnern soll, dass die Bibel von Gottes Handeln an den Menschen zu unterschiedlichsten Zeiten erzählt. Sarah verließ in hohem Alter ihre Heimat und machte sich auf in ein neues Land - so wie viele Flüchtlinge heute. Im Zelt gibt es deshalb Informationen zu heutigen Flüchtlingen und Christen, die unter Verfolgung leiden.

Rasanter Flug über das Heilige Land

Das Zentrum des Christentums, Jesus, ist im bibliorama indirekt zu finden: An vier Stelen sprechen von ihm Maria Magdalena, Lukas, Johannes und Maria, die Mutter Jesu. Außerdem sind die biblische Worte Jesu bei einem rasanten, videoanimierten Flug über das Heilige Land zu lesen - oder je nach Geschmack - zu hören. Mit Evas Paradiesgarten vor dem Museum und den Visionen der Offenbarung des Johannes ebenfalls unter freiem Himmel endet die Schau, in die 2,9 Millionen Euro investiert wurden.

Kommt der Besucher wieder ins Innere, wird er mit deftigen Sprüchen und Zitaten von Martin Luther empfangen, die zu hören sind, sobald er sich einem Bildschirm nähert, auf dem der Reformator zu sehen ist. Hinter Luther sind sie dann doch noch zu sehen - die Bibeln. Ein Zeitstrahl und Exponate wie ein Papyrus aus dem Jahr 200 und die Zainer Bibel von 1475, die eine deutsche Bibelübersetzung vor Martin Luther ist, geben einen Überblick über die letzten 3.000 Jahre Bibelgeschichte - und zeigen, dass Stuttgart bis heute mit dem Sitz der Deutschen Bibelgesellschaft eine "Stadt der Bibel" ist.