Es ist eine Kunst, unbequeme Stoffe so zu verpacken, dass man sich als Zuschauer in erster Linie großartig unterhalten fühlt und die eigentlich bitter schmeckende Medizin kaum wahrnimmt. Normalerweise verkleiden ARD und ZDF ihre Geschichten mit Botschaft als Krimi, aber das wäre in diesem Fall kaum möglich gewesen. Autorin Birgit Maiwald hat daher die Komödie gewählt, und das funktioniert mindestens genauso gut: weil "Es kommt noch besser" einen im Grunde fast tragischen Handlungskern hat. Andrea Sawatzki legt die Hauptfigur, eine Chefsekretärin Mitte fünfzig, die von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts steht, auch kein bisschen komödiantisch an. Einzig der erzählerische Tonfall (Regie: Florian Froschmayer) macht aus dem Drama eine Komödie.
Trotzdem wird der Film nie zum Lustspiel, auch wenn Ina Becker Züge einer Karikatur trägt: Die etwas ältliche Frau ist schon vor Jahren vom Gatten (Robert Lohr) verlassen worden, konnte das aber gegenüber Nachbarn und Kollegen verheimlichen, weil der Mann Verkehrspilot und ohnehin dauernd auf Achse ist. Auch ihr Chef Walter (August Zirner) hat sich und anderen erfolgreich was vorgemacht: Er ist einfach kein Kaufmann und hat den Familienbetrieb in die Insolvenz gewirtschaftet. Während Ina dem Schicksal die Stirn bietet und allen Unkenrufen zum Trotz beim Arbeitsamt ein Bewerbungstraining absolviert, greift Walter zum Strick. Selbst jetzt noch erweist sich Ina als gute Seele seines Lebens und ist zufällig rechtzeitig zur Stelle.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Die große Qualität des Films liegt in der heiter gelassenen Beiläufigkeit, mit der Buch und Regie die großen und kleinen Dramen erzählen. Schon die leutselige Musik (Oliver Kranz) vermittelt von Anfang an eine positive Stimmung und signalisiert dem im Grunde eher tristen Stoff zum Trotz einen Wohlfühlfilm zum entspannten Zurücklehnen. Vordergründig wirkt "Es kommt noch besser" dem ironischen Titel entsprechend daher leicht und heiter. Die weiteren Teilnehmer des Jobcenterkurses zum Beispiel entsprechen größtenteils dem typischen Komödienpersonal, allen voran Maximilian Brückner als desillusionierter Coach, der einen noch gescheiterteren Eindruck macht als seine Schutzbefohlenen. Aus deren Reihen ragen zwei heraus: Claudia Eisinger als junge Frau, die ihre beiden besten Argumente recht offenherzig vorzeigt, und vor allem Runa Greiner als 18jährige Enno, die von ihrer Mutter vor die Tür gesetzt wird, als sie schwanger ist, und nun bei der strengen Ina Unterschlupf findet. Die beinahe widerwillig entstehende Freundschaft zwischen diesen beiden komplett konträren Frauen inszeniert Froschmayer fast so subtil wie die kaum merkliche Romanze zwischen Ina und Walter. Wie es Maiwald gelingt, all’ die Dramen zu einem guten Ende zu führen, das sogar dem verkrachten Kursleiter die Erfüllung von gleich zwei Träumen beschert, das ist ein kleines Kunststück und fast zu schön, um wahr zu sein.