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Apfel und Ei
Ein Siegener tauscht Gegenstände für einen guten Zweck
Mit einem Jungscharspiel fing alles an: Als Kind versuchte Tom Herter aus Siegen, einen Apfel und ein Ei gegen teurere Dinge einzutauschen. Aus dem Spiel wurde eine ernst gemeinte Aktion: Jetzt versucht der Theologiestudent Herter einen eingetauschten Grill zu Geld zu machen - für das Kinderhospiz Balthasar in Olpe.

"Es war einmal", so beginnt die Geschichte vom Hans im Glück, der seine Odyssee durch seine Märchenwelt mit einem Pferd anfängt, das Pferd gegen ein Schwein eintauscht, das Schwein gegen eine Ziege, die Ziege gegen ein Huhn und das Huhn gegen Eier. Niemand mit Kapitalismus-Gen kann sich eines leisen Erschauerns erwehren, wenn Hans sein Vermögen quasi auf Null hinuntertauscht. Und es ginge ja auch anders. Hätte unser Held Hans sein Pferd gegen ein Rennpferd …. ach, wir schweifen ab. Denn das Modell gibt es bereits in der Realität. Bei Tom Herter jedenfalls.

Es ist schon ein paar Jahre her, als Tom Herter, geboren am Ostermontag 1990 in Siegen, eine lustige Aktion startete. Gemeinsam mit seiner Jungschar stromerte er im Ort herum und versuchte zu tauschen. Einen gemeinhin als geringwertig angesehenen Gegenstand hatten sie mitbekommen, einen Apfel ganz konkret, und die Mission bestand darin, den Apfel gegen einen höherwertigen Gegenstand X einzutauschen und diesen Gegenstand X wiederum gegen einen noch höherwertigen Gegenstand Y. Damals blieb die Aktion irgendwo bei einer kaputten Schubkarre und einem Satz Gläser aus dem Chinarestaurant stecken.

Tom Herter

Tom Herter machte dieselben Erfahrungen wie viele Jugendliche aus kirchlichen Gruppen, von Pfadfindern oder aus Freizeitlagern. Hier heißt es Eiertauschen, dort "Apfel und Ei". Spaß scheint es meistens gemacht zu haben. Inzwischen studiert Tom Herter, schreibt seine Masterarbeit über Gemeindegründung, zuhause fühlt er sich in der Freien Evangelischen Gemeinde, im Sommer will er in Osnabrück eine neue Gemeinde gründen. Und er wohnt mit Familie in einer Wohnung im Dachgeschoss einer aufgegebenen Kirche.

Dann kam im vergangenen Jahr im Juli die Geschichte mit seinem kaputten Motorroller. Wer braucht schon einen kaputten Motorroller? Es fand sich tatsächlich jemand, nämlich ein Mann, der ein Tablet an einem jener Automaten gewonnen hat, in dem Greifzangen einen Gewinn aus einem Berg von Gewinnen herausziehen (oder auch nicht) und beim Gewinner abliefern. Der Gewinner hatte keine Verwendung für das Tablet und umso mehr für das kaputte Zweirad. "Für den Roller hätte ich vielleicht hundert Euro bekommen", erinnert sich Tom Herter, "das Tablet hatte einen Wert von etwa 140 Euro".  Es begann das Spiel mit dem Apfel und dem Ei. Aus dem Tablet wurde ein Kinderfahrrad, das eine allein erziehende Mutter gegen ein Klappfahrrad tauschte. Dann kam irgendwann der Gartengrill, auf dem kapitalistischen Markt mit 1600 Euro angepriesen.

Will niemand den Gartengrill haben?

Erst ganz zum Schluss der Aktion, "leider zu spät" entdeckte Herter die Geschichte des Kanadiers Kyle MacDonald, der mit einer roten Büroklammer begann und sich dann trickreich über einen Kuli, einen Campingkocher, einen Nachmittag mit Rockstar Alice Cooper und ein Schneemobil in enorme Dimensionen hochtauschte. Doch der Kanadier wohnte hinterher ganz eigennützig in seinem eigenen, eingetauschten Haus in Saskatchewan,  während für den Siegener feststand, dass bei seiner Tauschaktion etwas für den guten Zweck herauskommen sollte.

In seinem Blog gotteslie.be führt Herter Buch über die Aktion. Und was treibt den Theologen bei der Gewinnmaximierung? Nicht nur der gute Zweck. Der Missionsgedanke? Tom Herter stutzt ein wenig bei dieser Frage. "Evangelium verkünden heißt schließlich auch, mit den Menschen zu leben." Insofern: Ja. Durch die Aktion hätten viele Menschen auf seinen Blog gefunden, den er mit seinen Kommilitonen Sebastian Rink und Simon Hartung betreibt. Viele hätten die Aktion zwar lustig gefunden, aber lieber direkt an die ambulante Hospizhilfe gespendet, statt zu tauschen. 

Die Tauschaktion ging weiter – bis jetzt. Bis zu jenem Gartengrill, der seitdem sein eigen ist, und der jetzt zugunsten des Kinderhospizes Balthasar in Olpe verkauft werden soll. "Tauschen würde ich aber auch nochmal", schmunzelt Tom Herter.

Die Grillsaison naht. Und gerade jetzt "hängt" die Kette. Deshalb hat sich Herter ganz kurzfristig entschlossen, das Spiel "Apfel und Ei" in die ebenso beliebte Tombola umzuwandeln. Wer zehn Euro an das Kinderhospiz Balthasar spendet, erwirbt gleichzeitig ein Los, wer fünfzig Euro spendet, fünf Lose. Im Mai wird der Grillgewinner gekürt.