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Bischöfe erinnern an tröstliche Botschaft des Christentums
Gedenken an Germanwings-Opfer in Karfreitags-Predigten
Evangelische und katholische Bischöfe haben an Karfreitag die tröstliche Botschaft des Christentums hervorgehoben. Der Karfreitag, der an das Sterben Jesu am Kreuz erinnert, verweise über Schuld und Tod hinaus auf Versöhnung, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, sagte der württembergische evangelische Landesbischof Frank Otfried July in der Stuttgarter Stiftskirche. In etlichen Karfreitags-Predigten wurde der Opfer des Germanwings-Absturzes von vergangener Woche gedacht.

Der Münsteraner katholische Bischof Felix Genn sagte, der durch den Copilot herbeigeführte Absturz stehe für alle "unfassbaren, unverständlichen Tiefen in unserer Welt und in unserem menschlichen Herzen". Viele Menschen hätten angesichts der Katastrophe mit 150 Toten nach dem "Warum" gefragt. Diese Frage bleibe ohne unmittelbare Antwort. Der gekreuzigte Jesus mache jedoch deutlich, dass Gott den menschlichen Abgründen nicht fern sei.

Bei einer Karfreitagsprozession in Lübeck sagte die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs, Jesus Christus habe sich am Kreuz von Gott verlassen gefühlt. Da sei es nachvollziehbar, dass sich auch die Hinterbliebenen der Germanwings-Tragödie verlassen fühlten. Gott stehe aber an der Seite der Trauernden, und es sei Aufgabe der Christen, diese tröstende Botschaft zu verbreiten.

Jung: Sich gegenseitig in der Trauer stützen

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung erklärte in Darmstadt, zwar könne niemand den Eltern ihre Kinder ersetzen, die bei dem Absturz starben. Menschen könnten sich jedoch bei ihrer Trauer gegenseitig stützen. Bei dem Absturz des Airbus A320 waren auch 16 Schüler aus dem nordrhein-westfälischen Haltern am See ums Leben gekommen.

Der Karfreitag erinnert nach den Worten des Bonner Pfarrers Gerhard Schäfer daran, dass ein Weiterleben auch nach schweren Verletzungen möglich ist. "Wunden gehören zum Leben mit dazu", sagte der Theologe im ARD-Fernsehgottesdienst zum Karfreitag in der evangelischen Kreuzkirche in Bonn. Er rief dazu auf, besonders an Eltern zu denken, die wie Maria bei der Kreuzigung Jesu ihre Kinder verloren hätten: "Durch eine schlimme Krankheit. Durch Flucht und Vertreibung. Durch Krieg. Oder durch den Flugzeugabsturz in den französischen Alpen."

Verständnis und Mitgefühl für Flüchtlinge

Der katholische Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück warb um Verständnis und Mitgefühl für Flüchtlinge. Noch immer würden Menschen "gequält, verfolgt und gefoltert", sagte der Theologe in der St. Vitus Kirche in Meppen. "Unzählige von ihnen, die als Flüchtlinge und Asylsuchende in unser Land kommen, sind traumatisiert von solchen Erfahrungen in ihrer Heimat, ob sie sie am eigenen Leib erlebt haben, ob sie sie mit anschauen mussten, oder ob sie davor solche Angst bekommen haben, dass sie geflüchtet sind."

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hob hervor, "dass Jesus sein Leben für alle aus Liebe dargebracht und hingegeben hat". Jesus sei nicht nur für die "Heilige Kirche, den Papst und die Einheit der Christen" gekommen und gestorben, sagte Lehmann am Karfreitag im Mainzer Dom. Er habe sein Leben auch für die Juden, die Anhänger der nicht-christlichen Religionen, die nicht an Gott Glaubenden, die Regierenden und "in besonderer Konzentration" für alle notleidenden Menschen hingegeben.

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Das Leben und Sterben Jesu Christi steht nach Ansicht des Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker für Hoffnung und Liebe. "In seiner Hingabe am Kreuz wird Jesus, der Christus, zur alleinigen Brücke über die Abgründe jeglichen Misstrauens und aller Ängste", sagte Becker am Donnerstagabend in einem Gottesdienst im Paderborner Dom. "Deshalb brauchen wir mit unserer Hoffnung und mit unserer Liebe an den Abgründen des Lebens nicht zu scheitern."

Der Karfreitag ist einer der höchsten Feiertage des Christentums. Nach christlichem Verständnis leidet Gott in Gestalt des unschuldig gekreuzigten Jesus gemeinsam mit seiner gequälten Schöpfung. Der Karfreitag ist damit zugleich die Antwort des Christentums auf das Böse in der Welt. Das Christentum wurde so zur Religion des Kreuzes und das Kreuz Symbol für Mitgefühl und die Erlösung vom Tod.