TV-Tipp des Tages: "Nord Nord Mord: Clüvers Geheimnis" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Nord Nord Mord: Clüvers Geheimnis", 9. März, 20.15 Uhr im Zweiten
Ein abgetrennter Arm am Strand bei Rantum sorgt für Aufruhr bei der Sylter Polizei. Während die Küstenwache nach der Leiche in der Nordsee sucht, da der Arm aller Wahrscheinlichkeit nach von einer Schiffsschraube abgetrennt wurde, gehen Hauptkommissar Theo Clüver und sein Kollege Hinnerk Feldmann einem seltsamen Vorfall nach, den ein uniformierter Kollege gemeldet hat.

Der Filmbeginn, als ein Hund statt des geworfenen Stocks einen ausgewachsenen Arm anschleppt, erinnert an den Kurosawa-Klassiker "Yojimbo", und auch sonst hat das Drehbuch das eine oder andere Augenzwinkern zu bieten. Kein Wunder: Seit ihrer "Erfindung" des "Tatort" aus Münster gelten Stefan Cantz und Jan Hinter als Meister des komödiantischen Krimis. Das erklärt womöglich auch den Titel, "Clüvers Geheimnis", der ein bisschen mehr verspricht, als die entsprechende Handlungsebene hält: Das Geheimnis des Hauptkommissars (Robert Atzorn) ist denkbar harmlos, sorgt aber für eine nette Schlusspointe.

Sympathische Unsicherheit

Heimliche Hauptfigur dieses ausgesprochen familientauglichen dritten Films aus der ZDF-Reihe "Nord Nord Mord" ist ohnehin nicht der Titeldarsteller, sondern seine rechte Hand, Hinnerk Feldmann: Oliver K. Wnuk bestreitet die Comedy-Ebene quasi im Alleingang, macht das aber wie in den beiden bisherigen Episoden charmant und unaufdringlich, so dass seine kleinen Einlagen weder die Krimihandlung stören noch den Partnern vor der Kamera die Schau stehlen. Dank Wnuks großem Talent ist selbst ein hartnäckiger Schluckauf Feldmanns nicht klamottig, sondern ein schauspielerisches Kleinod. Abgesehen davon passen diese Momente wunderbar zu der Figur, die sich Thomas O. Walendy, Autor der ersten beiden Drehbücher, ausgedacht hat: Feldmann ist zwar ein Streber und Klugscheißer, vermittelt aber auch eine sympathische Unsicherheit, und weil Kollegin Ina (Julia Brendler) vorübergehend seine Untermieterin wird, bekommt die Figur zusätzliche Tiefe. Die Tatsache, dass Feldmann Orks sammelt und die Spielfiguren nach ihrer Gefährlichkeit sortiert hat, ist auch so ein augenzwinkerndes Detail.

Die Qualität der Umsetzung durch Anno Saul, der auch schon den zweiten "Nord Nord Mord"-Film ("Clüver und die fremde Frau") inszeniert hat, zeigt sich unter anderem in der richtigen Gewichtung: Die kleinen Zwischenmenschlichkeiten des Trios überlagern nie die Krimiebene. Beim "Tatort" aus Münster gelingt das ja nicht immer, weil die Frotzeleien der beiden Hauptfiguren oft stärker sind als der eigentliche Handlungsanlass. Hier aber sorgt schon allein die kunstvolle Verrätselung dafür, dass man gemeinsam mit den Ermittlern lange im Dunkeln tappt; auch wenn Figuren, die von prominenten Gastdarstellern verkörpert werden, selbstredend immer auch potenzielle Täter sind. Der Arm, den der Hund ausgerechnet an einem Strandabschnitt namens Ellenbogen findet, gehört zu einem nunmehr toten Mann, der möglicherweise vor zehn Jahren am Überfall auf einen Juwelier beteiligt war; die 1,5 Millionen Euro schwere Beute ist nie wieder aufgetaucht.

Cantz und Hinter erzählen die um diverse Nebenfiguren ergänzte Geschichte allerdings ungleich verzwickter, und auch darin liegt selbstredend ein Reiz des Films. Darüber hinaus zeichnet sich "Clüvers Geheimnis" durch eine interessante Kameraarbeit (Moritz Anton) aus. Immer wieder ist das Geschehen aus luftiger Höhe zu sehen, doch die stets Unheil verkündende Musik (Fabian Römer) verhindert gerade bei den Küstenbildern jede Verwechslungsgefahr mit den zumindest in dieser Hinsicht ganz ähnlich gestalteten Sonntagsfilmen des ZDF. Und dann sind da ja noch jene Szenen, denen der Film seine typische Atmosphäre verdankt, wenn beispielsweise Waldemar Kobus als uniformierter Polizist seelenruhig sein Fischbrötchen mümmelt, nachdem er seinen Streifenwagen zur Straßensperre umfunktioniert hat, und den entflohenen Verbrecher dann mit vollem Mund zur Rede stellt. Für den Schlussgag schließlich hat sich Saul den Luxus geleistet, gestandene Schauspielerinnen wie Marie Leuenberger und Henny Reents zu engagieren, damit sich Robert Atzorn mit ihnen schmücken kann.