Heute besuchen im CVJM bundesweit mindestens 66.000 Kinder zwischen 9 und 13 Jahren die Jungschargruppen, mancherorts gibt es auch Gruppen für jüngere Kinder. Die Ortsvereine leisten die Arbeit häufig im Auftrag der örtlichen Kirchengemeinde. Das Gemeindejugendwerk (GJW) des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Baptisten) führt – bei 800 Gemeinden – rund 280 Jungschargruppen mit insgesamt 3000 Kindern. Jungscharen gibt es außerdem in Freien evangelischen Gemeinden, bei "Entschieden für Christus" (EC) und in der methodistischen Kirche.
Geschlechtertrennung für Bibelarbeiten sinnvoll
Bis heute gibt es im CVJM meist getrennte Mädchen- und Jungen-Jungscharen. Antje Metzger, Landesjugendreferentin beim Evangelischen Jugendwerk in Württemberg (EJW) hält das "aus rein entwicklungspsychologischen Gründen" bei Kindern ab acht Jahren für sinnvoll, "weil die Jungen andere Interessen haben als die Mädchen und umgekehrt. Jungen messen sich gerne, lieben Wettkämpfe, dadurch gewinnen sie ihre Stärke, ihre Selbstsicherheit. Mädchen machen Spiele nicht unbedingt, um sich zu messen, sondern um Spaß zu haben". Auch für Bibelarbeiten sei die Geschlechtertrennung sinnvoll, denn "Mädchen reden gern mehr über bestimmte Themen als Jungs."
Kindern das Evangelium nahe bringen
"Das Hauptziel ist es, Kinder mit dem Evangelium zu erreichen", sagt Kay Moritz, Leiter des Bildungsbereiches im Gemeindejugendwerk (GJW) des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. In Andachten und Bibelarbeiten werden die Basics des Glaubens vermittelt: "Es ist heute leider nicht mehr so, dass Kinder etwas damit anfangen können, wenn wir sagen: ‚Du kennst doch die Geschichte von Mose.?‘ – ‚Wie, Mose, kenn ich nicht.‘" zitiert Søren Zeine einen typischen Dialog. Deswegen geht es zunächst darum, die Bibel kennenzulernen, "und dann aber auch klar zu sagen: Wir wollen, dass ihr den liebenden Gott kennenlernt und auch zum Glauben kommt. Kinder können auch schon im Alter von 8, 9 oder 10 Jahren bewusst Entscheidungen treffen für Jesus", ist der CVJM-Bundessekretär überzeugt.
Für Karl-Heinz Stengel, Präses des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland, war seine Jungscharzeit um 1960 "eine große Hilfe zum Start ins Leben". Und er freut sich darüber, dass seine Enkelkinder heute auch in die Jungschar gehen und sich damit identifizieren – übrigens immer noch in demselben Dorf wie ihr Opa, in Wilferdingen (Baden-Württemberg). "Wenn ich das heute bei meinen Enkeln so ein bisschen verfolge – ich glaube, manche Spiele und manche Dinge haben sich bis heute in der Jungschar nicht verändert", sagt Karl-Heinz Stengel.
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Bewährte Inhalte und Formen mag niemand aufgeben, auch nach 100 Jahren nicht: Gemeinschaft und Zusammenhalt, Glaube und Orientierung, Begleitung durch junge Erwachsene. Gerade weil viele Kinder heute in instabilen Familienverhältnissen leben und Eltern weniger Zeit haben, tut ihnen die Jungschar gut. "Ich glaube, die Sehnsucht nach Geborgenheit und Angenommensein ist heute einfach bei vielen Jugendlichen nochmal stärker ausgeprägt", sagt CVJM-Präses Karl-Heinz Stengel. CVJM und Baptisten setzen momentan sogar auf eine Form, die zwischenzeitlich schon aus der Mode gekommen war: die bündische Jungschararbeit, also Pfadfinder.
"Die Pfadfinderarbeit boomt"
Fahrtenhemden und Halstücher als Zeichen zu Zugehörigkeit, Outdoor-Aktivitäten, Rituale und nicht zuletzt Verpflichtungen gegenüber Gott, sich selbst und der Gruppe gehören dazu. "Die Pfadfinderarbeit boomt", sagt Kay Moritz vom GJW. "Ich glaube, darin liegt die Zukunft". Die Kinder werden beteiligt und ernst genommen, bekommen Aufgaben und Verantwortung übertragen: "Frontalunterricht oder dass Kinder bespaßt werden, ist gar nicht das, was sie wollen", sagt Kay Moritz. Viele wollten lieber rausgehen und selber etwas tun, sagt auch CVJM-Sekretär Søren Zeine: "Welche Kinder können heue noch erleben, dass sie im Garten Feuer machen können? Gerade dieses Rausgehen in die Natur – eine Seilbrücke bauen, Feuer machen, draußen übernachten – ist schon ein großes Abenteuer."
Traditionen aus 100 Jahren Jungschar haben also Bestand und sogar Zukunft - auch der Name, der ja etwas altmodisch klingt. Einzelne Gruppen nennen sich anders: "Im Ruhrgebiet gibt's ganz viele Jungscharen, die heißen ‚Kids Club‘ oder so", erzählt Zeine. "Dadurch haben sie auch eine eigene Identität", sagt Antje Metzger, "den Kindern ist es auch wichtig, dass sie mitbestimmen können." Beide plädieren trotzdem dafür, den Markennamen "Jungschar" zu erhalten. "Ich glaube, in den letzten Jahren haben wir es geschafft, nochmal eine neue Identität für Jungschararbeit zu schaffen", freut sich Søren Zeine. Und Präses Karl-Heinz Stengel will das Jubiläum des Namens groß feiern, "weil es, glaube ich, auch Erfolgs- und Segensgeschichte ist – diese hundert Jahre".