Im Kirchenjahr ist der kalendarische Jahreslauf nach christlichen Festtagen und -zeiten gegliedert. Anders als das Kalenderjahr beginnt das Jahr hier nicht mit dem ersten Januar, sondern mit dem ersten Adventssonntag. Das Weihnachtsfest, die Feier um Jesu Geburt, ist damit das erste große Fest des Kirchenjahres. Die Fastenzeit, die am Aschermittwoch beginnt, leitet den Höhepunkt des Kirchenjahres ein: das Osterfest. Die Feier der Kreuzigung und Auferstehung Christi ist das wichtigste Ereignis im Kirchenjahr, für alle Christen gleichermaßen, Katholiken, Protestanten und andere christliche Bekenntnisse. Der Tag Christi Himmelfahrt, 40 Tage nach Ostern, gehört liturgisch immer noch zur Osterzeit. Die endet erst zehn Tage nach Himmelfahrt mit dem Pfingstfest, an dem die Ankunft des Heiligen Geistes und die Überwindung der babylonischen Sprachverwirrung gefeiert wird. Damit steht es für die Einheit der Christenheit und wird auch als Gründung der Kirche verstanden.
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Zwischen Pfingsten und dem letzten Sonntag des Kirchenjahres liegen die 25 Sonntage der Trinitatis-Zeit. Danach endet das Kirchenjahr mit dem Ewigkeits- oder Totensonntag, an dem an das Versprechen des ewigen Lebens erinnert und der Toten gedacht wird. Ursprünglich war dies der Tag „Allerheiligen“, der im Zeichen der Märtyrer und Heiligen der Kirche stand. Die Bedeutung des Tages hat sich durch die Reformation aber gewandelt, genau wie die der Heiligen-Tage („Namenstage“). Weil die protestantischen Reformatoren statt der Heiligenverehrung die Bibel wieder in den Mittelpunkt des Glaubens stellten, spielen diese Tage im evangelischen Kirchenjahr, wenn überhaupt, nur eine sehr kleine Rolle.
Die Namen der Sonntage
Im Kirchenjahr hat jeder Sonntag einen eigenen Namen, wobei die Sonntage nach Epiphanias (6. Januar, besser bekannt als „Heilige Drei Könige“) und nach Trinitatis (dem Sonntag der Dreieinigkeit) nur mit Nummern versehen sind: 1. nach Trinitatis, 2. nach Trinitatis und so weiter. Für jeden Sonntag des Kirchenjahres gibt es eigene vorgesehene Bibelstellen für die Lesung im Gottesdienst.
Jeder der Tage und Phasen des Kirchenjahres hat eine eigene liturgische Farbe. Die Christfeste wie die Weihnachtstage und Ostern sind weiß (außer Karfreitag, der ist schwarz). Die Zwischenzeiten, in denen keine Feste liegen – wie die Vorfastenzeit, die Sonntage nach Trinitatis und die nach Epiphanias – sind grün. Die Passionszeit vor Ostern ist violett, ebenso wie der Advent. Pfingsten ist rot, ebenso wie einige weitere Gedenktage, zum Beispiel der Reformationstag. Die liturgischen Farben sind aber keine Pflicht. Oft werden sie in den evangelischen Kirchen nur spärlich oder nur für die hohen Feiertage eingesetzt.
Der Liturgische Kalender
Wer genau wissen möchte, wie das Kirchenjahr aussieht, findet auf der Website der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern einen Liturgischen Kalender mit Details zu jedem Sonntag.
Die Bibelstellen zu den jeweiligen Sonntagen findet man im Evangelischen Gottesdienstbuch, aber auch im Internet, zum Beispiel bei der Deutschen Bibelgesellschaft. Tipps für die Gestaltung der entsprechenden Gottesdienste für jeden Sonntag im Kirchenjahr gibt es beispielsweise auf der privaten Webseite daskirchenjahr.de. Für die großen Feste des Kirchenjahres bietet auch die Homepage der EKD einiges an, nämlich für Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten und Trinitatis, das Fest der Dreifaltigkeit.