Foto: Stefan Merz
Die Playmobil-Wartburg, gebaut von Pfarrer Stefan Merz aus dem fränkischen Kammerstein.
Der Playmobil-Luther hat längst seine Wartburg
Seit einer Woche gibt es einen kleinen Botschafter für das Reformationsjubiläum: Martin Luther von Playmobil. Kaum war die Figur auf dem Markt, forderte eine Facebook-Initiative eine Wartburg für den Mini-Reformator. Doch die gibt es schon: Sie ist drei Meter lang, 1,20 Meter breit und steht im Keller des Pfarrhauses im fränkischen Kammerstein.
13.02.2015
epd
Jutta Olschewski

Die Burg besteht aus den Zinnen, Zugbrücken und Teilen mehrerer Ritterburgen und anderer Bausätze der bekannten Kinderspielzeugmarke. "Alles ist komplett aus Playmobil-Material", sagt der begeisterte Playmobilianer Stefan Merz. Über den Vorwurf der Facebook-Gruppe, "es könne keine rechte Spielfreude aufkommen, wenn Kindern einzig die Lutherfigur zur Verfügung stehe", kann der Pfarrer nur müde lächeln.

Der 7,5 Zentimeter kleine Martin Luther von Playmobil ist bereits ausverkauft.
Am vergangenen Freitag wurde der Playmobil-Luther präsentiert: Er soll als Werbebotschafter für das 500. Reformationsjubiläum 2017 religiös-geschichtlich interessierte Touristen für eine Deutschland-Reise begeistern. Kurz nach der Präsentation hatte sich die Facebook-Initiative "Luther braucht die Wartburg" formiert. Dringend gebraucht würden neben der Wartburg auch Katharina von Bora und das Ergänzungs-Set "Junker Jörg", monierten die evangelischen Initiatoren. Inzwischen wird sogar wieder Luther gebraucht, denn die Figur war innerhalb von 72 Stunden ausverkauft.

Stefan Merz hat sich gleich nach der Präsentation den 7,5 Zentimeter kleinen Playmobil-Luther gekauft, der bald in die extra für ihn maßstabsgetreu gefertigte Wartburg einziehen kann. Oder in das Geburtshaus Luthers. Auch im Schloss zu Wittenberg kann er sich aufhalten, in einem Kloster oder im Reichstag zu Worms. All diese Gebäude und Szenen hat der 44-Jährige Merz in den vergangenen zehn Jahren gebaut. Beim Reichstag habe er sich aber "von Freunden helfen lassen", räumt er ein. Schließlich hat ein Pfarrer ja auch noch ein bisschen was anderes zu tun, als mit Klebstoff und Feile Spielzeugteile aneinanderzufügen.

Merz musste kneten und kleben

In Stefan Merz' Bauten sind die Einzelteile nicht nur gesteckt und eingeklickt. Der handwerklich begabte Theologe sägt sich die Teile so zurecht, dass sie geschichtlich korrekt in den Langbau eingeklebt werden können. "Manchmal muss man da schon zu drastischen Maßnahmen greifen", erläutert er. Tipps, wie die mittelalterliche Welt möglichst echt wirkt, holt sich Merz auch im Internet bei der Playmobil-Bastlerszene, denn mit seiner Leidenschaft ist er nicht allein.

Die ganze Playmobil-Wartburg ist drei Meter lang und 1,20 Meter breit.
Merz hat sich vorgenommen, seine Reformationsbauten im Jahr 2016 bei einer kleinen Ausstellung in Kammerstein zu zeigen. Derzeit lagern die Werke noch schlecht zugänglich im Keller und haben eine ansehnliche Staubschicht bekommen. Wenn die Lutherszenen präsentiert werden, setzt Merz neben der neuen Luther-Figur weiteres passendes Personal hinein. Auch dafür hat er an den robusten Playmobilfiguren Eingriffe vornehmen müssen, Talare geknetet, ihnen Abendmahlskelche in die Hand gegeben.

Original-Kirchenleute sind in den Bausätzen des Zirndorfer Unternehmens nämlich selten. "Playmobil tut sich schwer mit kirchlichen Figuren", hat der Pfarrer festgestellt. Einen evangelischen Pfarrer mit Beffchen musste er selbst bemalen und eine Stola mit Knetmasse formen. Auch Mönche gibt es nicht zu kaufen. Lediglich eine Nonne war einmal erhältlich, vermutlich als in den 90er Jahren die Sister-Act-Filme erfolgreich waren.

Endlich ein Geistlicher von Playmobil

Die Playmobil-Spielwelt müsse wohl "religiös neutral sein", vermutet Merz. Eine Hochzeitskirche, die der Hersteller vor einigen Jahren auf den Markt brachte, habe nicht einmal ein Kreuz enthalten, schüttelt der Theologe den Kopf. Altar und Eheringe waren in der Schachtel - aber kein Pfarrer.

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Umso mehr hat sich Merz jetzt über den neuen Martin Luther gefreut, der sogar das Neue Testament mit sich führt. Die Übersetzung ist zwar erst 17 Jahre nach dem Thesenanschlag von 1517 erschienen, aber darüber sieht Merz gerne hinweg. "Manche finden, dass er mit dem Mantel aussieht wie Harry Potter", schmunzelt er. Aber dieser Talar sei definitiv neu und extra für den Reformator angefertigt.