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TV-Tipp des Tages: "Die Seele eines Mörders" (3sat)
TV-Tipp des Tages: "Die Seele eines Mörders", 10. Ferbuar, 20.15 Uhr auf 3sat
Die hübsche Anwaltsgehilfin jüdisch-jemenitischer Herkunft Zohara Baschari ist ermordet worden. Ada Efrati, eine Jugendliebe von Chefinspektor Ochajon, hat die Leiche bei einem geplanten Wohnungskauf zwischen verrosteten Wassertanks gefunden.

Zur Vielzahl deutscher Darsteller, die ausländische Kommissare spielen, hat sich vor einigen Jahren auch Heiner Lauterbach gesellt. Michael Ochajon ist Hauptfigur einer Romanreihe der israelischen Bestsellerautorin Batya Gur. Damit enden die Parallelen zu ARD-Reihen wie "Donna Leon" aber auch schon: Peter Keglevic ist mit dem Film "Die Seele eines Mörders" (nach dem Gur-Roman "Denn die Seele ist in deiner Hand") ein Krimi gelungen, der nicht nur durch ausgezeichnetes Handwerk, sondern vor allem durch inhaltliche Vielschichtigkeit imponiert.

 

Die Geschichte beginnt mit dem scheinbar sinnlosen Mord an einer schönen Frau. Nach einigen Ermittlungen findet Ochajon heraus, dass auf ihrer Familie ein düsteres Geheimnis lastet. Bis dahin fasziniert der Film vor allem durch den ungewohnten und aus hiesiger Sicht exotischen Handlungsort, aber dann konfrontiert das Drehbuch (Wolfgang Stauch) das deutsche Publikum mit der eigenen Geschichte. Die schöne Zohara ist in einem leerstehenden Haus ermordet worden, das saniert werden soll. Sie selbst hätte sich eine der neuen Wohnungen gar nicht leisten können, ihr Arbeitgeber aber sehr wohl: Es ist der renommierte Anwalt Rosenstein (Michael Degen), der mit seiner Frau einst Auschwitz überlebt hat und nach Israel emigriert ist. Offenbar hat Zohara herausgefunden, dass Rosenstein in ein übles Komplott verwickelt war: In den Fünfzigerjahren sind Einwanderer aus den Nachbarländern Israels in Lager gepfercht worden, ihre neugeborenen Kinder wurden ihnen zu Tausenden weggenommen. Bei Rosensteins Tochter könnte es sich um Zoharas damals verschwundene ältere Schwester handeln, und natürlich liegt der Verdacht nahe, Rosenstein habe sie zum Schweigen gebracht. Als kurz drauf ein kleines Mädchen entführt wird, das Zohara auf Schritt und Tritt gefolgt ist, bleibt für Ochajon kaum noch Zeit, den Fall zu lösen.

Der hierzulande weitgehend unbekannte ethnische Konflikt zwischen den aschkenasischen Junden (Immigranten aus dem deutsch geprägten Kulturkreis Mittel- und Osteuropa) und den Sephardim, den ursprünglich iberischen Juden, die später ins nordwestliche Afrika sowie in den Nahen Osten auswanderten, gibt der Geschichte einen besonderen Reiz. In keiner Stadt der Welt, sagt der Anwalt mal, "liegen Himmel und Hölle so nah beieinander wie in Jerusalem." Roman und Film ordnen das Thema aber stets dem Krimi unter; der Film ist keineswegs ein verkappter Geschichtsunterricht mit anderen Mitteln. Ähnlich bemerkenswert wie die Bildgestaltung (Stefan Unterberger) ist die Musik (Jürgen Ecke) mit ihrer Mischung aus klassischen Krimikompositionen und typisch nahöstlichen Klängen. Trotzdem ist "Die Seele eines Mörders" in erster Linie ein Schauspielerfilm. Gerade Lauterbach ist ganz wunderbar als zurückgenommener, in sich ruhender Kommissar. Auch die weiteren deutschen Schauspieler (Nicole Heesters, Marie Lou Sellem, Maria Schrader) passen perfekt zu ihren Rollen. Selbst die sonst oft künstlich wirkende Kombination mit einheimischen Darstellern stört hier nicht, zumal Dvir Bendek (als Ochajons korpulenter Partner) Lauterbach bestens ergänzt.

Batya Gur ist 1992 gleich für ihren ersten Roman "Denn am Sabbat sollst du ruhen" mit dem deutschen Krimipreis geehrt worden. 2005 ist sie viel zu früh verstorben. Es gibt allerdings noch fünf weitere Romane mit Michael Ochajon, die sich gleichfalls mit der Geschichte, der Gesellschaft und der Politik Israels auseinandersetzen. Es hätte also überhaupt nichts dagegen gesprochen, wenn dieser Film der Auftakt zu einer neuen Krimireihe gewesen wäre; leider ist es bislang mit "Mörderischer Besuch" bei nur einer weiteren Verfilmung geblieben.