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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Chateau Mort" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Chateau Mort", 8. Februar, 20.15 Uhr im Ersten
Ein Schweizer sucht nach Fälschungen, die bei Versteigerungen für viel Geld den Besitzer wechseln, darunter auch Weinflaschen aus dem 19. Jahrhundert; und eine solche ist bei einem Konstanzer Toten gefunden worden.

Als der SWR kürzlich das Ende des Konstanzer "Tatorts" ankündigte, hielt sich die Trauer in Grenzen; zumindest bei jenen Zuschauern, die von einem Sonntagskrimi mehr als bloß beschauliche Bodenseebilder erwarten. Als hätte es der Sender drauf angelegt, konfrontiert er seine Kritiker prompt mit einem Film, der aus dem Rahmen fällt. Die Räuberpistole hätte zwar gerade gegen Ende auch das Zeug für einen Kinderkrimi, aber die Inszenierung ist flott, die Geschichte ist dank vieler Schauplatzwechsel und verschiedener Zeitebenen ebenso Handlung- wie bilderreich, und die Hauptdarsteller wirken endlich mal nicht unterfordert. Ohnehin hat der SWR mit Felix von Manteuffel, Sibylle Canonica, Uwe Bohm, Jenny Schily und Lazlo I. Kish auch mal eine Handvoll namhafter Gastschauspieler engagiert.

Uralter Wein

Der besondere Reiz von "Chateau Mort" liegt jedoch in den historischen Bezügen: Stefan Dähnert hat sein Drehbuch mit einer mutigen Mischung aus Fakten und Fiktion gewürzt. Deshalb beginnt der Film im Jahr 1848, als Friedrich Hecker, Wortführer der Badischen Revolution, gemeinsam mit einigen Mitstreitern in Konstanz den Aufstand plante. Zweite verbürgte Figur ist die in eben jenem Jahr gegenüber im nur wenige Kilometer entfernten Meersburg gestorbene Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Beide sind sich vermutlich nie begegnet, aber wie Dähnert sie trotzdem Teil desselben Melodrams werden lässt, ist zwar letztlich tieftraurig, aber hochromantisch.

Trotz aller Handlungsfinessen beginnt der Krimi selbstredend mit einem Mord, dem später noch ein zweiter folgen wird. Es gibt auch einen Verdächtigen, aber richtig interessant wird die Geschichte erst, als uralter Wein ins Spiel kommt. Nun stellt sich raus, dass Klara Blum und Kai Perlmann (Eva Mattes, Sebastian Bezzel) diesseits sowie ihr Kollege Lüthi (Roland Koch) jenseits der Grenze an zwei Enden des gleichen Strangs ziehen: Der Schweizer sucht nach Fälschungen, die bei Versteigerungen für viel Geld den Besitzer wechseln, darunter auch Weinflaschen aus dem 19. Jahrhundert; und eine solche ist bei dem Konstanzer Toten gefunden worden.

Dähnert hat die Vorlagen für einige herausragend gute Filme geliefert, darunter auch den niedersächsischen Doppel-"Tatort" "Das goldene Band"/"Wegwerfmädchen". Er versteht es immer wieder, relevante Themen in Form spannender Kriminalgeschichten zu erzählen ("Kongo", "Erlkönig"). "Chateau Mort" will dagegen einfach nur unterhalten.

Das ist völlig in Ordnung, doch dann muss die Inszenierung stimmen; und das tut sie. Marc Rensing, gewissermaßen ein SWR-Eigengewächs, hat schon bei seinem "Debüt im Dritten", "Parkour", ein bemerkenswertes Tempo vorgelegt. Diesen Stil beherzigt er auch bei seinem sommerlichtdurchfluteten Krimidebüt; es bleibt sogar noch Zeit für eine Liebelei zwischen Klara Blum und Matteo Lüthi. Perlmann kommt derweil einem Geheimnis auf die Spur, das ins Jahr 1848 zurückführt; aber es sieht so aus, als hätte er keine Gelegenheit mehr, diese sensationelle Entdeckung irgendwem zu verraten.