Am 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs sprach er 1985 im Bundestag - und fand Worte, die sich ins Gedächtnis einbrannten. Bis dahin war der 8. Mai gerade in konservativen Kreisen eher als "Tag der Niederlage" betrachtet worden. Weizsäcker machte unmissverständlich klar: "Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft."
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"Wir dürfen den 8. Mai 1945 nicht vom 30. Januar 1933 trennen", betonte Weizsäcker: Es gebe "allen Grund, den 8. Mai 1945 als das Ende eines Irrweges deutscher Geschichte zu erkennen, das den Keim der Hoffnung auf eine bessere Zukunft barg".
Die meisten Deutschen hätten im Nationalsozialismus geglaubt, für die gute Sache des eigenen Landes zu kämpfen und zu leiden. "Und nun sollte sich herausstellen: Das alles war nicht nur vergeblich und sinnlos, sondern es hatte den unmenschlichen Zielen einer verbrecherischen Führung gedient", sagte Weizsäcker und meinte auch sich selbst und seine Familie. Der Vater Ernst von Weizsäcker war während des Nationalsozialismus Staatssekretär im Auswärtigen Amt und wusste von den Deportationen der Juden. Sohn Richard wurde im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess Hilfsverteidiger seines Vater, der zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde.
Nach dem Krieg habe es keine "Stunde Null" gegeben, erinnert der Bundespräsident: "Aber wir hatten die Chance zu einem Neubeginn. Wir haben sie genutzt so gut wir konnten. An die Stelle der Unfreiheit haben wir die demokratische Freiheit gesetzt."