Ebola Sierra Leone
Foto: REUTERS/Baz Ratner
Dezember 2014: Ein Helfer mit einem neuen, mutmaßlichen Ebola-Patienten in der Quarantäne-Zone eines Rote-Kreuz-Lagers in Koido in Sierra Leone.
Ebola-Epidemie noch nicht zu Ende
Die Zahlen lassen Hoffnung aufkommen. Doch für ein Aufatmen ist es bei der Ebola-Epidemie in Westafrika noch deutlich zu früh. Hilfswerke warnen, dass jederzeit ein neuer Flächenbrand ausbrechen könne.

Bundesregierung, Vereinte Nationen und Hilfswerke sehen deutliche Fortschritte im Kampf gegen Ebola. Zugleich warnen sie davor, in den Bemühungen zur Bekämpfung der Epidemie nachzulassen. Es gebe Licht am Ende des Tunnels, sagte der Ebola-Beauftragte der Bundesregierung, Walter Lindner, am Freitag in Berlin. In den betroffenen Ländern sei die Zahl der Neuinfektionen erstmals seit Monaten auf unter 100 pro Woche gesunken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) registrierte in der vergangenen Woche 65 Neuansteckungen in Sierra Leone, 30 in Guinea und vier in Liberia.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief zu weiteren Bemühungen auf. "Ich fordere die internationale Gemeinschaft dringend auf, mehr Mittel an diesem entscheidenden Zeitpunkt bereitzustellen", sagte er beim Treffen der Afrikanischen Union in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Insgesamt hat die WHO in den drei Schwerpunktländern bisher 22.057 Ebola-Fälle registriert, knapp 8.800 Menschen starben. Die Dunkelziffer liegt nach Schätzungen weit höher. Ein Land kann erst dann als frei von Ebola erklärt werden, wenn 42 Tage lang kein neuer Krankheitsfall aufgetreten ist.

Tausende Waisenkinder verstoßen

Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" sieht in der Epidemie nach wie vor ein unkalkulierbares Risiko. "Insgesamt gehen die Zahlen der Neuinfektionen zurück, aber es gibt auch immer wieder neue Herde an Orten, wo davor keine Fälle bekannt waren", sagte der Vorsitzende der Organisation, Tankred Stöbe, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Ausfindigmachen von allen Kontakten der infizierten Personen funktioniere nicht verlässlich, weder in den drei Schwerpunktländern noch über die Grenzen hinweg. "Ein einziger Patient oder infizierter Leichnam, der über eine Grenze gebracht wird, kann einen neuen Flächenbrand auslösen."

Deshalb halte er die guten Nachrichten der WHO im derzeitigen Stadium der Epidemie für nicht angebracht, sagte Stöbe, dessen Hilfswerk mit 4.000 Mitarbeitern in der Region ist. Die WHO konzentriere sich vor allem auf den Rückgang der neuen Fälle und suggeriere damit ein Ende der Epidemie. Das Gebot der Stunde seien flexible Hilfsmaßnahmen, die schnell und mobil umgesetzt werden könnten, dort wo sie gerade nötig seien, und ein Wiederaufbau der Gesundheitssysteme.

"Es wird Rückschläge geben"

Lindner zufolge besteht die "Chance und Hoffnung", Ebola im ersten Halbjahr in den Griff zu bekommen. Zugleich warnte auch der Ebola-Beauftragte der Bundesregierung, in den Anstrengungen gegen die Krankheit nachzulassen. Die Märkte hätten wieder geöffnet, in Liberia solle der Schulbetrieb in der kommenden Woche wieder aufgenommen werden. "Es wird wieder Rückschläge geben", unterstrich Lindner. Ein großes Problem sei, wie die Tausenden Waisenkinder versorgt werden könnten. Sie seien stigmatisiert und oft aus ihren Dörfern verstoßen worden.

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Das Rote Kreuz warnte unterdessen davor, dass die Ebola-Epidemie in Guinea zum dauerhaften Problem werden könnte. Viele Gebiete mit Ebola-Fällen in dem Land seien für das Gesundheitspersonal schwer oder gar nicht erreichbar, sagte Birte Hald von der Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften in Genf. Auch wenn die Zahl der Neuerkrankungen in den drei westafrikanischen Ländern rückläufig sei, sei die Epidemie aber noch lange nicht vorbei, betonte die Chefin des Ebola-Teams der Rotkreuz-Föderation.