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TV-Tipp des Tages: "Stralsund: Kreuzfeuer" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Stralsund: Kreuzfeuer", 31. Januar, 20.15 Uhr im Zweiten
Ein todkranker Mann gerät in eine Polizeikontrolle, rastet aus, tötet einen Beamten und entführt dessen Kollegin. Kurz drauf stellt er der Polizei eine Falle.

Es hat sich einiges getan, seit die Kripo Stralsund 2008 zum ersten Mal ermittelt hat: Aus dem montags ausgestrahlten "Fernsehfilm der Woche" ist mittlerweile ein Samstagskrimi geworden, und mit Ausnahme von Katharina Wackernagel ist vom ursprünglichen Ensemble niemand mehr da. Eins aber hat sich nicht verändert: Wie schon der Auftakt, "Mörderische Verfolgung", so ist auch "Kreuzfeuer" ein Thriller, der packend beginnt und seine Spannung bis zum dramatischen Finale kontinuierlich steigert. Auch der jüngste Fall basiert auf einem Drehbuch von Sven Poser und Martin Eigler; Eigler hat die bisherigen fünf Filme auch inszeniert. Nummer sechs allerdings ist von Lars-Gunnar Lotz ("Schuld sind immer die Anderen"); es spricht für das offenbar außerordentliche Talent des vergleichsweise jungen und unerfahrenen Regisseurs, dass handwerklich keinerlei Unterschied zu Eiglers Krimis festzustellen ist. Gerade Bildgestaltung und Lichtsetzung sind herausragend, dabei ist die Filmografie von Kameramann Jan Prahl kaum länger als die von Lotz; auch der Schnitt (Darius Simaifar) und die Thriller-Musik (Oliver Kranz) haben großen Anteil an der Dynamik des Films.

Amoklauf

Trotzdem lebt "Kreuzfeuer" vor allem von der fesselnden Geschichte: Ein todkranker Mann (André Hennicke) gerät in eine Polizeikontrolle, rastet aus, tötet einen Beamten und entführt dessen Kollegin. Kurz drauf stellt er der Polizei eine Falle, indem er den geklauten Streifenwagen auf dem Stralsunder Rathausplatz parkt und dann vom Dach aus auf die Polizisten schießt; allerdings nur auf die Männer in Uniform.

Die nachgereichte Erklärung für den Amoklauf ist einigermaßen plausibel, aber in Filmen dieser Art dient das Motiv ohnehin nur als Handlungsauslöser; entscheidender ist die Umsetzung, und die ist Lotz in den Action-Sequenzen ebenso gut gelungen wie in den Szenen mit dem Entführer und seinem Opfer (Anke Retzlaff). Nicht minder packend, wenn auch auf ganz anderer Ebene, sind die Spannungen innerhalb des Teams. "Kreuzfeuer" ist die erste "Stralsund"-Folge ohne Wotan Wilke Möhring, der als Figur aber immer noch mitwirkt; schließlich war der mit dem Gesetz in Konflikt geratene Benjamin Lietz nicht nur ein Kollege von Kommissarin Nina Petersen (Wackernagel), sondern auch der Vater ihres ungeborenen Kindes. Das Ende des letzten Films, als Petersen bei einem Schusswechsel im Bauch getroffen wurde, wird in Rückblenden nachgereicht, und selbst wenn die körperliche Wunde mittlerweile verheilt ist: Seelisch hat die Ermittlerin die Folgen noch längst nicht verkraftet, zumal sich Lietz bei ihren Besuchen im Gefängnis verleugnen lässt. Dessen Part im Team übernimmt ein Kollege (Wanja Mues), der bei Petersens väterlichem Freund Karl (Alexander Held) umgehend unten durch ist, als er bei dem Einsatz auf dem Rathausplatz lieber in Deckung bleibt, anstatt einem angeschossenen Kollegen zu helfen. Die Prozesse innerhalb der Gruppe waren auch bisher schon wichtig, aber der Ausstieg Möhrings hat zur Folge, dass die anderen Figuren stärker ins Zentrum rücken, wovon gerade Michael Rotschopf als Chef profitiert.

Die Mitwirkung von Mues ist auch deshalb interessant, weil sein Vater Dietmar Mues bis zu seinem tragischen Unfalltod 2011 den alten Petersen gespielt hat. Für die Fans der Reihe gibt es noch ein weiteres Schmakerl: Der im ersten Film von Harald Schrott verkörperte Gangster Micha Broder ist auch diesmal wieder mit von der Partie. All das aber sind naturgemäß nur Details für Insider; "Kreuzfeuer" ist auch dann ein herausragender Thriller, wenn man "Stralsund" zum ersten Mal sieht.