Rosen auf den Schienen im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau
Foto: dpa/Daniel Naupold
Rosen auf den Schienen im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau
Auschwitz – unser Erbe!
Am Jahrestag der Befreiung standen im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau die Überlebenden im Mittelpunkt. Doch auch Jugendliche waren vor Ort, eine Oberstufen-Studiengruppe des Montessori-Zentrums Hofheim (Taunus). Was sie dort sahen, war kaum zu begreifen und sehr aufwühlend, schreiben die Schülerinnen und Schüler.
28.01.2015
Vincent Richter, Eva-Joy Kern und Achim Welsch

Vincent Richter: "Menschen wie ich..."

Vincent Richter
Allein schon die Größe des Außenlagers Birkenau raubt mir den Atem. Es ist aufwühlend zu sehen, wie normale Menschen - wie ich - ihrer Würde beraubt wurden und die letzten Stunden ihres Lebens im Elend verbrachten, ohne überhaupt zu wissen, wo sie sind oder was mit ihnen passiert.

Doch sind die Ereignisse in dem Außenlager für sich nicht wirklich zu verstehen. Erst mit dem Besuch des Stammlagers, der Möglichkeit des Betretens der Baracken, wird dieser brutale Teil der Geschichte für mich wirklich greifbar.

Im Stammlager bekommen die Besucher die Möglichkeit, wenigstens ansatzweise zu verstehen, was dort passiert ist. In der Ausstellung konnte ich mir einen Eindruck von den damaligen Verhältnissen und den einzelnen Standpunkten der verschiedenen Nationen machen. Die einzelnen Nationen verarbeiten damit ihre Erlebnisse und ich habe dadurch ganz andere Blickwinkel als in der Schule vermittelt bekommen.

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Besonders sehenswert fand ich die multimedialen Ausstellungen, die dieses Thema mit moderner Präsentationstechnik verbinden. Am Ende kann ich mich durch den Besuch mit der Geschichte auseinandersetzen und sagen: Es lohnt sich, das alles hautnah anzuschauen!

 

Eva-Joy Kern: Suche nach dem eigenen Nachnamen

Eva-Joy Kern
"Jedes Paar Schuhe steht für ein totes Kind." Dieser Satz wird mir wohl immer in Erinnerung bleiben, wenn ich an den monumentalen Berg aus Kinderschuhen denke, der in dem Museum des Lagers zu sehen ist.

Die Eindrücke vom Besuch des Lagers werden mich wohl mein gesamtes Leben lang begleiten. Was man dort erlebt, kann durch keine Dokumentation vermittelt werden. In den Ausstellungen des Stammlagers wird die Dimension der Massenvernichtung greifbar.

Auch gibt es dort ein Buch, in dem jeder erfasste Tote des Holocaust aufgeführt ist. Die Möglichkeit der Suche nach dem eigenen Nachnamen schafft eine persönliche Beziehung zur Massenvernichtung der Juden, gerade das hat mich sehr berührt!

Im Rahmen der Vorbereitung zu unserer Fahrt hatte jeder Schüler einen Vortrag zum Thema zu halten, ich las dazu die Biographie einer Auschwitzüberlebenden, die mit ihrer Zwillingsschwester für Experimente missbraucht wurde. Gerade deshalb war mein persönliches Highlight wohl der Workshop, den wir am letzten Tag durchführten - zu Dokumenten, die noch mehr Inhalt dieser Experimente freigaben.

 

Achim Welsch: "Die Pflicht, mich zu engagieren"

Achim Welsch
Die gezeigte Brutalität in den Lagerkomplexen hat mir ein ganz neues Sichtfeld auf unsere Geschichte eröffnet. Dieser schreckliche Teil der deutschen Geschichte darf nie wieder, irgendwo auf dieser Welt wiederholt werden.

Obwohl kaum bezweifelt werden kann, dass sich Deutschland für Frieden und Humanität einsetzt, fühle ich mich in der Pflicht, gegen die kapitalistische Rüstungspolitik zu kämpfen. Es wäre ignorant zu behaupten, dass Deutschland als eine der größten Rüstungsexportnationen wirklich aus diesem schrecklichen Teil unserer Historie gelernt hätte.

Im Bewusstsein dieses Erbes sehe ich es als meine Pflicht an, mich für Frieden und Humanität einzusetzen und mich gegen diese jetzige Rüstungspolitik zu engagieren. In Anbetracht unserer Geschichte müsste es für die Bundesrepublik selbstverständlich sein, sich für eine konsequente Friedenspolitik einzusetzen und Rüstungsexporte durchgehend zu verbieten. Vielleicht fehlt dem Großteil unserer Politiker eben diese Erfahrung, sprich der Besuch des Lagers.