TV-Tipp: "Tod in den Bergen" (3sat)
TV-Tipp: "Tod in den Bergen", 27. Januar, 20.15 Uhr auf 3sat
Drehbücher für Fernsehfilme müssen eine goldene Regel beachten: Die Zuschauer sollen schon nach wenigen Momenten erkennen, mit welchem Genre sie es zu tun haben. Dabei ist es doch viel interessanter, wenn Geschichten überraschen. Schon allein deshalb fällt "Tod in den Bergen" aus dem Rahmen: Der Film wechselt gleich mehrfach das Genre.

Die Handlung beginnt als Drama, wandelt sich zum Krimi und wird schließlich zum Ökothriller. Außerdem leistet sich das Drehbuch den Luxus, eine als Hauptfigur eingeführte Person schon nach wenigen Minuten sterben zu lassen: Bei einer Wanderung in einem alpinen österreichischen Sperrgebiet entdecken David (Felix Eitner) und seine Freundin, die Ärztin Clara (Ursula Strauss), eine Leiche. Der Tote lag offenbar jahrelang im Eis und ist erst durch die Gletscherschmelze zum Vorschein gekommen. Als David der Sache nachgeht und kurz drauf noch mal allein ins Sperrgebiet aufbricht, kommt er ums Leben; angeblich durch einen Sturz. Davids Vater (Robert Atzorn), ein erfolgreicher Journalist, lässt sich durch die fadenscheinigen Erklärungen der Behörden nicht abspeisen. Gemeinsam mit Clara will er herausfinden, warum sein Sohn, zu dem er lange keinen Kontakt hatte,  sterben musste. Beide sind überzeugt, dass der mysteriöse Tote im Eis eine entscheidende Rolle spielt. Die Spur führt zu einem Speditionsunternehmen nach München. Als Clara entdeckt, dass es zwischen dem rätselhaften Ausschlag, unter dem immer mehr Einheimische leiden, und den beiden Leichen einen Zusammenhang gibt, ist auch ihr eigenes Leben in Gefahr.

Beziehung trennt und verbindet gleichermaßen

Das Drehbuch stammt von Wolfgang und Maja Brandstetter, die hier im Grunde ihre Idee zum RTL-Film "Medcrimes" variieren: Ein medizinisches Thema wird kriminalistisch aufbereitet. Dramaturgisch ausgesprochen geschickt ist dabei der Ansatz, sich nicht nur diverser Genres zu bedienen, sondern zu Beginn auch mehrere Handlungsebenen anzureißen. Viele Figuren werden nur kurz eingeführt, aber dank der prominenten Darsteller vermutet man umgehend, dass sie noch eine größere Rolle spielen werden: Fritz Karl als abwiegelnder Polizist, Jürgen Tonkel als Bürgermeister, der offenkundig Dreck am Stecken hat, und Wolfram Berger als Claras Vater, der als erster unter dem Ausschlag leidet. Das wahre Ausmaß der Katastrophe wie auch der Verschwörung, die sie verursacht hat, ist allerdings ungleich größer, als Clara ahnen kann, und auch diese Erkenntnis macht einen großen Reiz der Geschichte aus: weil Clara irgendwann niemandem mehr trauen kann.

Ursula Strauss, trotz vieler großartiger Auftritte gerade in den Filmen von Wolfgang Murnberger (zuletzt unter anderem "Die Abstauber" mit Mišel Mati?evi?, davor "Die Spätzünder") hierzulande immer noch weitgehend unbekannt, setzt ihre Rolle ebenso vorzüglich um wie der vor zwei Jahren mit einem Grimme-Preis für das Dokudrama "Der Fall Jakob von Metzler" ausgezeichnete Atzorn. Mit seinem reduzierten Spiel stellt er zudem eine ausgezeichnete Ergänzung zur Kollegin dar (Regie: Nils Willbrandt). Zusätzliche Brisanz erhält die Zweckgemeinschaft zwischen Clara und Jan durch den Umstand, dass ihre jeweilige Beziehung zu David sie gleichermaßen trennt wie auch verbindet.