45 Kirchen in Niger zerstört - Christen befürchten neue Anschläge
Bei gewaltsamen Protesten gegen Mohammed-Karikaturen sind in Niger offenbar mehr Kirchen zerstört worden als bisher angenommen.

Allein in der Hauptstadt Niamey seien 45 katholische und protestantische Gotteshäuser geplündert, verwüstet oder angezündet worden, teilte das katholische Hilfswerk Caritas international am Dienstag in Freiburg mit.

Auch 36 von Christen geführte Restaurants und Bars wurden demnach von den Demonstranten heimgesucht. Die Angst vor weiteren Ausschreitungen gegen Christen in dem mehrheitlich muslimischen Sahelstaat sei groß. "Neue antichristliche Übergriffe sind nicht auszuschließen", zitierte Caritas den örtlichen Erzbischof Michel Cartatéguy. "Die Lage ist weit davon entfernt, unter Kontrolle zu sein."

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So mussten den Angaben zufolge Priester und Mitarbeiter der katholischen Kirche ihre Häuser verlassen, nachdem eine aufgebrachte Menschenmenge die Gebäude am Wochenende belagert hatten. Eucharistiefeiern und andere Aktivitäten der Kirche seien vorerst ausgesetzt worden.

Der Islam in Niger gilt traditionell als tolerant. 94 Prozent der 18 Millionen Einwohner sind Muslime. Caritas zufolge hat es in der Vergangenheit keine ähnlichen Ausschreitungen gegeben. Als möglich gilt, dass die Mohammed-Karikaturen, die zuerst im französischen Satiremagazin "Charlie Hebdo" und nach dem Anschlag in Europa nachgedruckt wurden, zum Anlass für Proteste wurden, die sich auch gegen die Regierung Nigers und soziale Missstände richteten. Niger ist trotz reicher Vorkommen etwa an Uran das ärmste Land der Welt. In den Großstädten leiden vor allem junge Männer unter der hohen Arbeitslosigkeit.