Foto: Amnesty International/privat
Blogger Raif Badawi wurde in Saudi-Arabien zu 1.000 Hieben verurteilt.
Hiebe für die Freiheit: "Schlagt uns statt Raif!"
Der saudi-arabische Blogger Raif Badawi soll zu Tode gepeitscht werden. "Schlagt uns statt Raif!" fordert der Tübinger Christopher Gohl den saudischen Botschafter in Berlin auf. Gohl hat schon etliche Mitstreiter, die Raif Badawi einen Hieb abnehmen wollen.

"Du bist im Gefängnis, weit weg von mir, weil du für deine Ideale kämpfst", sagt der Sohn von Raif Badawi in einem Video von Amnesty International. Mit seiner Mutter und den zwei Schwestern floh er nach Kanada. Der Vater soll in Saudi-Arabien 1.000 Peitschenhiebe erhalten, weil er auf seinem Internet-Blog schrieb, Moslems, Christen, Juden und Atheisten seien gleichwertig. Weil er 2008 die Online-Plattform "Liberales Saudisches Netzwerk" gründete, Sätze schrieb wie diesen: "Säkularismus ist eine geeignete Methode, um Staaten (unseren eingeschlossen) aus der Dritten in die Erste Welt zu hieven." Weil er damit "den Islam beleidigt" haben soll.

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50 Hiebe musste Badawi schon erleiden. 1000 Peitschenschläge – das ist der Tod auf Raten. In ihrer Rangliste der Pressefreiheit listet die Organisation "Reporter ohne Grenzen" Saudi-Arabien auf Platz 164 von 180 Ländern.

Zunächst war da nur "Entsetzen und Hilflosigkeit", sagt Christopher Gohl. Dann hörte der Mitarbeiter am Tübinger Weltethos-Institut und FDP-Bundestagskandidat von 2013 von der Aktion des bayerischen FDP-Landesvorsitzenden Albert Duin. Der ging vergangene Woche zur saudischen Botschaft in Berlin, um einen Teil der Prügelstrafe für Raif Badawi zu übernehmen – doch er wurde nicht ins Gebäude gelassen.

"Der Angriff auf Raif Badawi ist ein Angriff auf Freiheit und Menschenwürde weltweit", sagt Gohl. Am Montag veröffentlichte er im Debatten-Magazin "The European" seinen Aufruf "Schlagt uns statt Raif!" - und schickte eine Mail an den saudischen Botschafter in Berlin.

Die Idee: "Es müssen doch 950 Leute zu finden sein, die Raif je einen Schlag abnehmen." Einer davon will Gohl sein: "Das ist ein ehrliches Angebot." Den saudischen Botschafter fordert Gohl auf, selbst zur Peitsche zu greifen: "Schlagen Sie uns öffentlich im Dienst der Aufklärung, damit jedermann sieht, wie Ihr Land die Menschlichkeit verachtet. Schlagen Sie uns, Exzellenz, die wir in Freiheit kommen und in Freiheit wieder gehen können – aber schonen Sie dafür Raif Badawi, damit er nicht für die Freiheit sterben muss."

200 Menschen sind bereits bei der von Gohl eingerichteten Facebook-Gruppe. Am Freitag will der Tübinger nun den saudischen Generalkonsul in Frankfurt besuchen, eine Woche später den Botschafter in Berlin. Wer sich an der Aktion beteiligen will, erreicht Christopher Gohl unter der E-Mail-Adresse wir.statt.raif@gmail.com oder über die Facebook-Gruppe "Schlagt uns statt Raif".