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Münchner Pfarrer lädt "Bagida" zum Gespräch ein
Der Münchner Pfarrer Norbert Roth hat sich am Montagabend (19. Januar) unter die "Bagida"-Demonstranten gemischt und sie zum Austausch bei Tee und Schokolade unter dem Kirchturm von St. Matthäus eingeladen.
21.01.2015
epd
Brigitte Vordermayer

###mehr-personen### Nebenan am Sendlinger Tor demonstrierten 12.000 Menschen gegen 1.100 Vertreter des bayerischen "Pediga"-Ablegers. Im epd-Gespräch erklärt Roth, weshalb sich die Aktion trotz Beschimpfungen gelohnt hat. Gottes Liebe gelte allen Menschen, sagte evangelische Pfarrer. Anders als in Köln, wo vor kurzem bei einer "Pegida"-Demonstration die Beleuchtung des Domes abgeschaltet wurde, ließ Roth die Turmbeleuchtung seiner Kirche an.

Warum haben Sie sich dagegen entschieden, die Turmbeleuchtung von St. Matthäus während der Demonstrationen abzuschalten?

Norbert Roth: Für mich kann das Löschen auch so verstanden werden: Die Kirche verschwindet im Dunkeln, macht sich unsichtbar, entzieht sich der Situation. Ich weiß, so war es nicht gemeint. Aber ein beleuchteter Kirchturm weist auf Christus hin. Er ist Licht - für die und für die anderen. Das wollte ich mitbedenken.

Die Matthäuskirche in München

Statt lautstark gegen "Bagida" zu demonstrieren, boten Sie ihnen mit Kerzen und Tee das Gespräch an. Warum?

Roth: Wir haben auf unsere Art demonstriert. Die Kirchen haben die besondere Aufgabe, friedfertig und liebevoll auf ihre eigene Art Widerstand zu leisten. Überwindung des Feindes durch Feindesliebe, das ist der Wille Gottes. Ich wollte zum Gespräch bereitstehen, weil ich davon ausgehe, dass man Menschen mit Zuneigung, Zeit und Argumenten zum Weiter- oder gar Umdenken bewegen kann. Denn Kirche ist für alle offen! Menschen mögen komische, beängstigende Ansichten vertreten, sie bleiben Gottes Kinder. Mit diesen Augen will ich die Menschen sehen, auch wenn ich ihre Ansichten nicht teilen kann und will.

Wie kamen Tee, Schokolade und das Gesprächsangebot an?

Roth: Nun, wir wurden wahrgenommen. Wir wurden auch beschimpft - von beiden Seiten. Das war zu erwarten. Doch das Wichtige war, dass es zu Gesprächen kam. Mit "Bagida"-Anhängern und mit Gegendemonstranten. Mein Lösungsansatz liegt weiter darin, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Meinetwegen auch zu streiten. Es braucht gute Argumente, offene Ohren und differenzierte Informationen. Ich vermute nämlich, dass einige der "Bagida"-Demonstranten etwas unbeholfen andere Anliegen ausdrücken wollen als jene, deren Ausdrücke wir gerade als dumme Hetzparolen wahrnehmen müssen. Am Ende jedenfalls war der Tee alle und die Schokolade auch.