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TV-Tipp des Tages: "Dienstagsfrauen: Zwischen Kraut und Rüben" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Dienstagsfrauen: Zwischen Kraut und Rüben", 17. Januar, 20.15 Uhr im Ersten
Kiki hat mit ihrem Mann eine ehemalige Schule irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern gekauft; das Ehepaar will das Bauwerk in ein Landschulheim für bedürftige Großstadtkinder verwandeln. Das Gebäude ist allerdings völlig heruntergekommen.

Wenn das so weiter geht, müssen sich die "Dienstagsfrauen" einen neuen Namen suchen: Vom ursprünglichen Ensemble sind nur noch Saskia Vester und Nina Hoger dabei. Eine der Figuren wird im dritten Film, "Zwischen Kraut und Rüben", bereits von der dritten Darstellerin verkörpert: Auf Inka Friedrich und Jule Ronstedt folgt Clelia Sarto. Auch Ulrike Kriener ist ausgestiegen, was der jüngsten Romanverfilmung überraschenderweise sogar gut tut: Ihre Mitstreiterinnen waren zwar gleichfalls namhaft, aber Kriener war bislang so etwas wie der Star; nun wirkt das Ensemble ausgeglichener. Auch hinter der Kamera gab’s einen Wechsel: Die komödienversierte Franziska Meyer Price ("Doctor’s Diary", "Doc Meets Dorf") hat die Regie (bislang Olaf Kreinsen) übernommen. Da Monika Peetz ihre Bücher selbst adaptiert, war zumindest in dieser Hinsicht Kontinuität gewährleistet.

Erstaunlicherweise hat das muntere Wechselspiel dem Film nicht geschadet: "Zwischen Kraut und Rüben" knüpft nahtlos an die anderen Produktionen an. Inhaltlich waren die Teile eins und zwei vielleicht etwas tiefschürfender, weil es um existenzielle Themen ging, aber auch der dritte Film ist keine reine Komödie, die in erster Linie dem Zeitvertreib dient. Davon abgesehen macht es Spaß, den Schauspielerinnen zuzuschauen, die erneut ausgezeichnet als Ensemble funktionieren. Das wird nicht zuletzt am Spiritus rector liegen: Produzent der Reihe ist Marc Conrad, der dafür sorgt, dass die "Dienstagsfrauen" eine Mannschaftsleistung mit klarer Strategie ist. Um im Sportbild zu bleiben: Ganz gleich, wer eingewechselt wird, die Laufwege sind vorgegeben.

Morddrohungen

Diese Teamtaktik resultiert nicht zuletzt aus der gerechteren Verteilung der Handlungsanteile. Bislang standen immer wieder einzelne Figuren im Vordergrund, diesmal funktioniert die Gruppe mehr als Gemeinschaft. Gleich geblieben ist das Element der Reise: Kiki (Mimi Fiedler) hat mit ihrem Mann (Constantin von Jascheroff) eine ehemalige Schule irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern gekauft; das Ehepaar will das Bauwerk in ein Landschulheim für bedürftige Großstadtkinder verwandeln. Das Gebäude ist allerdings völlig heruntergekommen. Eine lakonische Schnittfolge teilt mit, wie sich der geplante Termin der Eröffnung immer wieder Monat um Monat verschiebt. Schließlich ruft Kiki ihre Freundinnen zu Hilfe. Die haben allerdings ihre eigene Sorgen: Strafverteidigerin Caro (Janna Striebeck) hat einen mutmaßlichen Entführer vor dem Gefängnis bewahrt und bekommt nun Morddrohungen, und der Sohn von Eva (Saskia Vester) betreibt über den Server seiner Schule einen florierenden Handel mit indizierten Videofilmen. Kikis Hilferuf rettet ihr womöglich das Leben: Sie sitzt gerade beim Rektor, als ihr Telefon klingelt; kaum ist sie aufgestanden, um das Gespräch zu führen, kracht ein Beamer auf ihren Stuhl. Das Ereignis führt dazu, dass sie eine Zwischenbilanz zieht und sich fragt, ob sie nicht noch mehr vom Leben erwartet; eine Überlegung, die die Zielgruppe dieser Filme, die sich ähnlich wie die Autorin im Bereich 50 plus bewegen dürfte, sicherlich ebenfalls umtreibt.

Umso erstaunlicher, dass Peetz diese Gedanken nicht stärker ins Zentrum stellt; es wirkt daher etwas unvermittelt, als Eva in angetrunkenem Zustand plötzlich über einen Mann herfällt, der in Kikis Gästehaus Urlaub macht. Dieser Nachbar, Thomas Steiner, ist der einzige Kerl in der Geschichte, der eine größere Rolle spielt, und weil Max Herbrechters Spiel dazu führt, dass man nicht recht schlau aus ihm wird, bleibt er eine gute Projektionsfläche. Caro zum Beispiel vermutet, dass Steiner hinter den Drohanrufen steckt, Eva sieht in ihm einen potenziellen Seitensprungpartner; dabei hat er es auf Estelle (Nina Hoger) abgesehen.

Abgerundet wird das sympathische Gesamtbild auch durch den Einsatz von Popmusik: Als sich Kiki zu Beginn mit dem Möbelwagen auf den Weg macht, ertönt "Going Up The Country" von Canned Heat; später, als das Quintett den Gemüsegarten der Schule in eine blühende Landschaft verwandeln will, singen die Bluesrocker "Let's Work Together". Auch sonst setzt die Tonspur Akzente, etwa, als sich die nach einem Treppensturz malade Eva im Schlafraum einen der Horrorfilme ihres Sohnes anschaut und sich zu passender Musik jemand von außen an der Türklinke zu schaffen macht. "Zwischen Kraut und Rüben" hat eine Vielzahl solcher Szenen zu bieten, in denen Buch und Regie mit filmischen Konventionen und den Erwartungen des Publikums zu bieten. Diese Ideen, die guten Dialoge und die Darsteller machen den Film zu einem sehenswerten Vergnügen; nicht nur für Frauen.