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Wer ist "Pegida"? Eine Studie und ihre Antworten
"Pegida"-Demonstranten seien im Schnitt männlich, aus Sachsen, 48 Jahre alt und gehören keiner Konfession an, hat eine Umfrage der TU Dresden ergeben. Es ist ein interessanter, wenngleich nicht repräsentativer Blick auf die Motivation der Menschen, die jeden Montag gegen "Islamisierung" auf die Straße gehen - und doch zum Teil das Problem ganz woanders sehen.

"400 tatsächlich Befragte können natürlich kein repräsentatives Bild schaffen", sagt Professor Hans Vorländer, dennoch werfe die Studie ein Schlaglicht: "Wir haben schließlich über tausend Menschen gebeten, unsere Fragen zu beantworten, zwei Drittel haben abgelehnt", und zur Redlichkeit gehöre, diese Ablehnung zu notieren.

Hans Vorländer findet es aber dennoch bemerkenswert, dass die Mehrheit der Befragten aus der Mittelschicht stammen und keine islamfeindlichen Gefühle hegen. Ein Team aus Mitarbeitern seines Lehrstuhls für Politische Theorie an der Technischen Universität in Dresden hat mit "Pegida-Demonstranten" in Dresden gesprochen und wollte so einen Hinweis darauf erhalten, wer "Pegida" eigentlich ist.

Was besagt nun die "erste empirische Studie unter PEGIDA-Teilnehmern"? Der typische befragte Demonstrant ist männlich, 48 Jahre alt, aus Sachsen. Er sei gut ausgebildet (mindestenes Realabschluss, über ein Viertel mit Hochschulabschluss) und Arbeiter oder Angestellter, ergab die Umfrage. Zudem gehöre er keiner Kirche an und fühle sich keiner Partei zugehörig. Die Unzufriedenheit mit der Politik treibe ihn auf die Straße. Er empfinde eine Distanz zwischen Volk und Politikern und sei unzufrieden mit der Asylpolitik und dem politischen System der BRD.

Vom Neoliberalismus an den Rand gedrängt

Der Journalist und Blogger Stefan Niggemeier kritisiert Vorländers Vorgehen. Er sagt, dass das Drittel der Befragten, die der Umfrage zustimmten, nicht repräsentativ sein könne. Denn der "typische" Pegida-Demonstrant entspräche eher den schweigenden zwei Dritteln, also der Mehrheit, die nicht mitmachen wollten, da sie sich der Lügenpresse und dem staatlichen System verweigerten.

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"Die Studie lässt einen Rückschluss auf die Teilnehmer der Demonstrationen zu", sagt Hans Vorländer, "jedoch nicht auf die Organisatoren", betont er. An drei Montagen im Dezember 2014 und Januar 2015 hat sein Team die Demonstranten befragt. Die Teilnehmer-Zahlen in Dresden waren zuletzt nach Schätzung der Polizei auf 25.000 Menschen angewachsen. Ein Berliner Mathematiker hingegen berechnete die Teilnehmerzahl aufgrund der Versammlungsfläche und kam auf eine deutlich niedrigere Teilnehmerzahl.

Wolfgang Lieb, ehemaliger SPD-Politiker, der die NachDenkSeiten betreibt und die Studie ebenfalls kritisiert, findet, dass die Umfrage zumindest ein Argument entkräftet: "Es ist interessant, dass Unzufriedenheit mit der 'Wirtschafts- und Sozialpolitik' nur sechs Prozent der Teilnehmer nennen", sagt er. Denn ein Argument derjenigen, die Pegida-Demonstranten verteidigen (wie sein Mitherausgeber Albrecht Müller), sei doch, dass die Mitlaufenden die Gedrückten und Gequälten des Wirtschaftssystems seien. Diejenigen, die darunter litten, dass der Neoliberalismus sie an den Rand gedrängt habe. Die darunter litten, dass sie sozial benachteiligt würden.

Vorbehalte gegen Muslime

Wolfgang Lieb möchte diese Verteidigung aufgrund seiner Erfahrung mit einer "Kögida"-Demonstration nicht gelten lassen: "Wenn die Menschen auf das Brüllen eines Redners, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre, antworten: 'Wir sind das Volk'", dann könne er deren Gefühle von Ausgegrenztheit nur beschränkt nachvollziehen.

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Nun gaben zwar nur 23 Prozent der Befragten der Studie der TU Dresden an, dass der Islam, der Islamismus oder die "Islamisierung des Abendlandes" der Grund seien, warum sie mitliefen. Dennoch sagten 42 Prozent, dass sie Vorbehalte gegen Muslime oder den Islam hätten. Weiter begründeten die Befragten ihre Teilnahme zu jeweils 20 Prozent mit der Sorge um hohe Kriminalität von Asylbewerbern und der Angst vor sozioökonomischer Benachteiligung.

So hat die Umfrage der TU Dresden ergeben, dass es also nicht vor allem rechte Meinungen seien, die die Menschen auf die Straße gehen lassen. Sondern ihre Politikverdrossenheit. "Aus Untersuchungen nach Wahlen wissen wir jedoch auch, dass die Menschen ihre rechten Überzeugungen meistens öffentlich nicht zugeben", gibt Wolfgang Lieb zu bedenken.

In jedem Fall hat die Umfrage, wie Hans Vorländer sagt, ein Schlaglicht auf diejenigen geworfen, die mitlaufen. Und man kann ihr den Versuch zugestehen, die Demonstranten ernst zu nehmen, die Diskussion mit Wissen zu bereichern und auf eine neue Stufe zu heben.