Illustration: evangelisch.de/Simone Sass
Angriff auf "Charlie Hebdo": Traurig und frustrierend
Der Angriff auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" ist ein Angriff auf die Meinungsfreiheit, der große Besorgnis auslöst. Denn mit dem terroristischen Anschlag mit mindestens 12 Toten haben die Angreifer den Boden der demokratischen Wertegesellschaft meilenweit hinter sich gelassen. Das ist auch eine Gefahr für den Religionsfrieden in Europa.

Den ersten Berichten und Videos zufolge haben die Angreifer bei ihrer Tat gerufen, sie hätten "den Propheten gerächt". Das Magazin "Charlie Hebdo" hatte 2011 unter anderem eine "Scharia"-Sonderausgabe veröffentlicht und seit 2006 mehrfach auch Mohammed-Karikaturen in verschiedenen Formen gedruckt. Die Redaktion war 2011 bereits von einem Brandanschlag zerstört worden, damals ohne Verletzte oder gar Tote. Der Angriff vom 7. Januar 2015 hat eine neue, traurige und frustrierende Qualität.

Traurig an dem Anschlag ist, dass mindestens 12 Menschen ihr Leben verloren haben, ohne Grund und ohne Sinn. Frustrierend an dem Anschlag ist, dass diese Tat sowohl muslimischen Extremisten als auch nicht-muslimischen Rechtspopulisten in die Hände spielt.

Muslimische Extremisten werden die Morde als gerechtfertigte Heldentat feiern, egal wer sie begangen hat, denn unsere westlich-demokratische Idee von Meinungsfreiheit gibt es im radikal-islamistischen Wertekanon nicht. Unser Verständnis von Meinungsfreiheit ist, dass jeder (fast) alles sagen oder schreiben darf, und der Widerspruch dagegen ist ebenfalls Teil dieser Freiheit - so lange er gewaltlos bleibt. Das gilt für "Pegida"-Demonstrationen ebenso wie für Salafisten in der Innenstadt, für linke Satire-Magazine wie "Charlie Hebdo" ebenso wie rechte Blogs mit anti-islamischen Ressentiments.

Rechtsextreme, Islamfeinde und Rechtspopulisten in Mitteleuropa - und dazu gehört auch "Pegida" - werden diese Tat hingegen als Symptom der angeblichen "Islamisierung Europas" werten und mit ihr die Angst vor dem Islam und allen Muslimen befeuern. Aber es ist ein Fehlschluss, radikale Islamisten und alle Muslime gleichzusetzen.

Wer den Wert von Freiheit erkannt hat, versucht nicht, sie zu beseitigen

Ebenso wie die Existenz des NSU nicht alle Deutschen automatisch zu Neonazis macht, bedeutet die Präsenz von islamistischen Terroristen nicht, dass alle Muslime Kalaschnikows im Schrank haben, mit denen sie ihre Weltanschauung durchsetzen wollen.

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Die Terroristen sind also nur wenige. Aber ihr Anschlag auf "Charlie Hebdo" ist dennoch eine Gefahr für den Religionsfrieden in Europa. Nach den schrecklichen Terroranschlägen von 9/11 war das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen in den USA vergiftet. In Europa könnte ähnliches passieren, wenn die anti-muslimische Stimmung auf den Straßen von solchen terroristischen Morden bestärkt wird. Denn zu viele Menschen sind nicht bereit, zwischen Islamisten und Muslimen zu unterscheiden.

Um den Religionsfrieden dauerhaft zu erhalten, sind jetzt auch die Imame in der Pflicht. Von den Minaretten und Manabir der Moscheen in Europa muss eine klare Ansage kommen, nach innen und nach außen: für Meinungsfreiheit, für ein friedliches Zusammenleben und gegen Terrorismus. Gerade in Europa gibt es islamische Theologie, die eine Grundlage dafür sein kann, nicht zuletzt an den deutschen Instituten.

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Und zusätzlich müssen sich alle friedensliebenden Menschen, egal welcher Herkunft oder Religion, immer und immer wieder gemeinsam gegen Terroristen und Extremisten stellen. Wir müssen diesen Menschen zeigen, dass sie eine sehr kleine Minderheit sind, und ihnen den Nährboden der Angst entziehen, auf dem Aggression und Terrorismus entstehen. Denn wer den Wert von Freiheit erkannt hat, versucht auch nicht mehr, sie zu beseitigen.