"Pegida"-Transparent
Foto: epd-bild/Matthias Schumann
Kundgebung des islamkritischen Bündnisses "Pegida" am 15. Dezember 2014 in Dresden
"Pegida" gegen "Lügenpresse"
Die "Pegida"-Demonstranten wollen mit ihren Forderungen gehört werden, mit Journalisten reden wollen sie jedoch nicht. Es kam schon zu Beschimpfungen und sogar zu Angriffen auf Journalisten.
07.01.2015
epd
Nina Gödeker

Wie soll man umgehen mit den "Pegida"-Demonstranten? Diese Frage stellen sich nicht nur Politiker, auch die Medien reagieren unterschiedlich auf die Menschen, die eine "Islamisierung des Abendlands" befürchten. So erschien die "Lausitzer Rundschau" am Dienstag mit einem schwarzen Titelfoto und der Zeile "Dresden schaltet ab", um ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit zu setzen. Das NDR-Magazin "Panorama" stellte Aussagen der "Pegida"-Anhänger unbearbeitet ins Netz, um den Vorwurf der "Lügenpresse" zu entkräften.

Eine Diskussion mit den Teilnehmern der "Pegida"-Demonstrationen ist nur schwer in Gang zu bringen. Die meisten wollen nicht mit Reportern sprechen, sehen in ihnen Vertreter von Staatsmedien, von denen eine wahrhaftige Berichterstattung nicht zu erwarten sei. Während der Demonstrationen bleibt es nicht bei verbaler Kritik an den Journalisten. Wer den Protestierenden bekannt sei, werde auch körperlich angegangen, bedroht und angefeindet, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

Farbbeutel gegen das Haus eines Redakteurs geworfen

Zu den Journalisten, die von den "Pegida"-Initiatoren für ihre Berichterstattung kritisiert wurden, gehört der Dresdner Ulrich Wolf von der "Sächsischen Zeitung". Sein Name wurde während einer Demonstration öffentlich genannt. Er will trotzdem weiter seine Arbeit machen. "So wie ich es mein Leben lang getan habe, werde ich immer hinterfragen", sagte Wolf dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das betreffe sowohl Entwicklungen als auch Personen. "Pegida" produziere immer "neue Feindbilder". Die Pressefreiheit sieht Wolf indes nicht in Gefahr: "Die Demokratie wird das aushalten müssen."

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Ebenfalls von "Pegida" angefeindet wurde der Dortmunder Lokalredakteur Peter Bandermann von den "Ruhr-Nachrichten". Ende November kündigten Rechtsextreme per Videobotschaft auf ihrem Blog eine "Weihnachtskundgebung" gegen das Haus von Bandermann an. Seine Adresse hatten sie im Netz verbreitet, wie die FAZ berichtete. In Flugblättern hätten sie eine "objektive Berichterstattung" über die vermeintliche Masseneinwanderung gefordert. In der Nacht zum zweiten Weihnachtstag seien Farbbeutel gegen das Haus des Redakteurs geflogen.

Der Deutsche Journalisten-Verband sieht das Verhältnis der "Pegida"-Demonstranten zum Grundrecht der Pressefreiheit gestört. "Der tausendfach skandierte Ruf 'Lügenpresse' ist schon schlimm genug, stellt er doch die Grundwerte des kritischen Journalismus infrage", erklärte DJV-Sprecher Hendrik Zörner. "Wenn jetzt auch noch die Namen von unbequemen Journalisten verlesen werden, stellen die 'Pegida'-Demonstranten damit alle Journalisten an den Pranger, die nicht nach ihrer Pfeife tanzen."

Nur das Recht auf die eigene Meinung?

Der DJV Sachsen zeigte sich besorgt über zunehmende Hetze gegen Journalisten auf den "Pegida"-Kundgebungen in Dresden und will notfalls auch rechtliche Schritte prüfen. Insbesondere die "Lügenpresse"-Rufe empfänden viele Journalisten als Bedrohung, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) im Freistaat, Michael Hiller, kurz vor Weihnachten dem epd. Die "Pegida"-Bewegung habe sich in den vergangenen Wochen der Recherche verweigert und eine sachliche Berichterstattung oftmals unterbunden. "Offensichtlich verstehen einige 'Pegida'-Vertreter unter dem Grundrecht der Meinungs- und Pressefreiheit nur das Recht auf die eigene Meinung", kritisierte Hiller.

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Die Verweigerungshaltung der "Pegida" gegenüber den etablierten Medien ist nach Einschätzung des Dresden Kommunikationswissenschaftlers Wolfgang Donsbach für die Organisatoren ein Erfolg. Die Weigerung, mit den Medien zu sprechen, werde so immer wieder zum Thema der Berichterstattung. "Das hat einen hohen Nachrichtenwert, das ist die Presse nicht gewohnt", sagte Donsbach dem epd.

Zum einen sei die Verweigerungshaltung möglicherweise ein weiteres "wirkungsstarkes Signal", um deutlich zu machen, dass sich die Teilnehmer der Demonstrationen von den etablierten Medien und den Parteien vernachlässigt fühlen, erklärte der Forscher. Zum anderen gehe die Ablehnung aber auch auf Erfahrungswerte zurück: "Wenn wir mit Leuten reden, dann wird nur das Negative berichtet, dann wird es vermischt mit einer Hetze gegen uns, dann wird uns das Wort im Mund herumgedreht", beschreibt Donsbach die Befürchtungen der "Pegida"-Anhänger.