In Mohamed Maouloud si Mohameds Laden türmen sich die Waren: Pakete mit grünem Tee, Büchsen mit Sardinen, Kekse, Obst und Gemüse in Dosen, Speiseöl und anderes mehr. Der malische Händler hat alles unter größten Mühen aus den Nachbarländern Mauretanien und Algerien herbeigeschafft. Er lebt im historischen Timbuktu im Norden des Sahelstaates. "Sobald man die Stadt verlässt, begegnet man den unterschiedlichsten bewaffneten Gruppen, Kriminellen oder Milizionären." Alle behaupteten von sich, die Region zu kontrollieren. "Nur von der Regierung siehst du nichts mehr."
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Der Norden von Mali ist ein staatsfreier Raum, die Bevölkerung der Willkür diverser Milizen überlassen. Die Bewaffneten treiben an den illegalen Schlagbäumen nach Gutdünken Gelder ein und nehmen den Reisenden bisweilen ihre Wagen und Laster samt Ladung weg. Wer dabei mit dem Leben davon kommt, schätzt sich glücklich.
Dabei hätte dieses Problem seit zwei Jahren gelöst sein sollen: Am 11. Januar 2013 griff die französische Armee in den Krieg im Norden Malis ein. Timbuktu und die beiden anderen größeren Städte Kidal und Gao waren zu diesem Zeitpunkt schon seit zehn Monaten von islamistischen Milizen und militanten Tuareg besetzt, das Land faktisch geteilt.
Ein vermeintlicher Sieg
Frankreich wollte mit der Militäroperation "Serval" den weiteren Vormarsch islamistischer Kämpfer auf die Hauptstadt Bamako im Süden verhindern. Auch afrikanische Länder entsandten eine Eingreiftruppe. Nur Tage nach Beginn der französischen Luftangriffe wurde Timbuktu befreit. Am 28. Januar verließen Islamisten und Tuareg-Kämpfer fluchtartig die Stadt, die zum Weltkulturerbe der Vereinten Nationen gehört.
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Als der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy im Februar 2013 nach dem vermeintlichen Sieg über die Islamisten auf seinem Triumphzug durch Mali auch nach Timbuktu kam, jubelte Mohamed noch mit der Menge. Inzwischen ist er tief enttäuscht: "Wir warten bis heute auf eine wirkliche Verbesserung. Die Probleme sind immer noch dieselben."
Unweit der Städte verüben die Islamisten immer wieder schwere Anschläge. Opfer sind Zivilisten, malische Soldaten und Mitglieder einer UN-Blauhelmtruppe, die am 1. Juli 2013 von der französischen Armee die Aufgabe übernahm, den Norden Malis zu stabilisieren. Frankreich hat seine Soldaten mittlerweile auf rund 1.000 reduziert, einst waren es an die 4.000.
In den vergangenen Monaten hat sich die Sicherheitslage im Norden Malis drastisch verschlechtert. Die UN-Mission MINUSMA ist nur mit etwa der Hälfte der gebilligten 11.000 Mann vor Ort. Etwa 30 UN-Militärangehörige wurden seit Beginn der Mission getötet. Der UN-Sondergesandte für Friedensmissionen, Hervé Ladsous, erklärte schon Mitte Oktober, in der derzeitigen Situation sei eine Friedensmission nicht mehr möglich. Der Einsatz komme mit der massiven Sicherung der Lager und dem schweren Gerät wie gepanzerten Fahrzeugen eher einem Kampfeinsatz gleich.
Weiterhin ein unsicheres Gebiet
General Didier Dacko, stellvertretender Chef des malischen Generalstabs und zuständig für den Norden des Landes, teilt Ladsous' Besorgnis. "Die Bevölkerung lebt weiterhin in unsicherem Gebiet", räumt er freimütig ein. Der Großteil des Nordens werde nicht von der malischen Armee, der UN-Mission oder ihren Partnern kontrolliert, sondern von unterschiedlichen Milizen. "Einige dieser Gruppen sind in unseren Augen terroristisch, andere stellen eher politische Forderungen. Aber letztlich haben wir große Mühe, sie voneinander zu unterscheiden."
Um eine Verbesserung der Sicherheitslage bemüht sich auch die Europäische Union. Im Rahmen der Ausbildungs- und Trainingsmission EUTM sind seit rund anderthalb Jahren auch etwa 150 deutsche Soldaten im Norden Malis. Seit Beginn der Mission wurden fünf Bataillone ausgebildet, etwa 3.000 Soldaten. "Die meisten Teilnehmer wollen wirklich lernen", sagt Oberstleutnant Ralf Hammerstein, Leiter des deutschen Kontingents. Andererseits ist die malische Armee auch weiterhin so schlecht ausgestattet, dass es ihre Kampfkraft nachhaltig schwächt. Zwei Jahre nach dem Eingreifen der französischen Armee kann von Frieden keine Rede sein.