Foto: epd-bild/Norbert Neetz
Die Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, bei der Synodentagung der EKD in Düsseldorf im November 2013.
"Wer 2017 dabei ist, wird das nie vergessen"
Drei Jahre vor dem Reformationsjubiläum 2017, das vom Bundestag als "Ereignis von Weltrang" eingestuft wird, nehmen die Planungen konkrete Gestalt an. Der 31. Oktober 2017, an dem sich der Thesenanschlag von Martin Luther in Wittenberg zum 500. Mal jährt, soll bundesweit arbeitsfrei sein. Überall bis auf Berlin und Nordrhein-Westfalen ist das bereits fest entschieden, in den fünf ostdeutschen Ländern ist der Reformationstag ohnehin gesetzlicher Feiertag.
30.12.2014
epd
Thomas Schiller

Weiterer Höhepunkt des Jubiläumsjahres ist der 28. Mai 2017: Zu einem Open-Air-Gottesdienst werden bis zu 300.000 Menschen in Wittenberg erwartet, mehr noch als beim Ökumenischen Kirchentag 2003. Gefeiert werden soll auf den Elbwiesen gegenüber der Altstadt, mit Blick auf den historischen Turm der Schlosskirche, wo 1517 alles begann. Die Teilnehmer kommen aus allen Himmelsrichtungen: vom Deutschen Evangelischen Kirchentag, der ab 24. Mai 2017 in Berlin läuft, sowie von sechs regionalen "Kirchentagen auf dem Weg" in den großen Städten Mitteldeutschlands.

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Vor allem die Anreise in die Lutherstadt am letzten Maiwochenende ist eine logistische Herausforderung. Mehrere 10.000 Teilnehmer sollen schon am Vorabend in Wittenberg zu einer Taizé-Lichternacht kommen, berichten die Geschäftsführer des kirchlichen Vereins "Reformationsjubiläum 2017", Hartwig Bodmann und Ulrich Schneider. Sie haben schon Kirchentage in zahlreichen Großstädten organisiert. 2017 fordert ihr Organisationstalent aber in einer neuen Dimension heraus. "Die Konturen stehen jetzt", sagt Schneider. Der Planungsstab, der von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Kirchentag getragen wird, sitzt derzeit noch in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofs. Bald zieht er nach Wittenberg um.

Die Vorbereitungen für "Luther 2017" laufen in einem komplexen Geflecht aus kirchlichen und weltlichen Institutionen. Eine eigene staatliche Geschäftsstelle koordiniert die Aktivitäten des Bundes und der sieben beteiligten Landesregierungen. Sie kümmert sich um die Infrastruktur, etwa die Sanierung der Luthergedenkstätten. Dazu gehören die Kirchen in Wittenberg, das Geburtshaus in Eisleben oder die Wartburg. Daneben stehen politische Bildung, wissenschaftliche Forschung sowie die Tourismusförderung auf der Liste der staatlichen Ziele. 35 Millionen Euro lässt sich das allein der Bund bis 2017 kosten.

Käßmann: Unvergessliches Jubiläum erleben

Margot Käßmann, die Botschafterin der EKD für das Reformationsjubiläum, ist seit knapp drei Jahren im In- und Ausland unterwegs, um für 2017 zu werben, Gäste einzuladen und Organisationen zum Mitmachen zu bewegen. "Wer in diesem historischen Jahr in Wittenberg dabei ist, wird etwas erleben, das er für den Rest seines Lebens nicht mehr vergisst", sagt die Theologin.

Schon seit 2008 läuft die "Lutherdekade" - jedes Jahr steht seitdem unter einem bestimmten Thema. 2015 heißt es "Bibel und Bild" - zum 500. Geburtstag von Lucas Cranach dem Jüngeren. Der ältere Cranach hat die prachtvollen Altäre in den Stadtkirchen Wittenbergs und Weimars geschaffen, die bereits jetzt frisch restauriert sind - Meisterwerke des frühen Protestantismus.

Über 60 Orte in Europa, in denen die Reformation Spuren hinterlassen hat, sollen ab November 2016 mit einem "Europäischen Stationenweg" verbunden werden. Große Trucks sind dann quer über den Kontinent unterwegs - wo sie halten, werden die Protestanten Feste der Reformation feiern. Ziel der Karawane: Wittenberg.

Gäste aus der ganzen Welt erwartet

Im Jahr 2017 werden Gäste aus aller Welt kommen. Die evangelische Kirche hat ihre Partner in der internationalen Ökumene eingeladen. Den ganzen Sommer über soll Wittenberg eine "Weltausstellung der Reformation" beherbergen. Als Schauplatz sind die Wallanlagen rund um die Altstadt vorgesehen. Dort präsentieren sich von Mai bis September Kirchen, Verbände und Kulturschaffende. Das ambitionierte Projekt bedeutet für die jeweiligen Institutionen einen beträchtlichen Aufwand, der weit höher ist als bei einem "Markt der Möglichkeiten" des Kirchentags.

Parallel dazu ist ein Camp für Jugendliche in der Vorbereitung. Konfirmanden und andere Gruppen sollen jeweils fünf Tage das Reformationsjubiläum erleben. Nördlich der Stadt wird ein kleines Dorf aus stabilen Zelten aufgebaut. "Schon jetzt ist die Nachfrage aus Kirchengemeinden und christlichen Jugendgruppen groß", berichtet Organisator Bodmann. 500 Jahre Reformation sei eben mehr als ein Betriebsjubiläum des Protestantismus: "Es verändert uns, wenn wir an den authentischen Ort gehen."