Foto: dpa/Francisco G. Guerrero
Zwei spanische Polizisten fordern afrikanische Flüchtlinge auf, sich vom Zaum zu entfernen - der Grenze nach Melilla, spanische Enklave in Nord-Afrika.
Kirchen zu Weihnachten: Blick auf die Flüchtlinge
Die Kirchen haben an Weihnachten zu Mitmenschlichkeit und Solidarität mit Flüchtlingen aufgerufen. Papst Franziskus forderte die Gläubigen bei der Mitternachtsmesse am Heiligabend im Petersdom auf, sich für den Umgang miteinander ein Beispiel an der Güte und Milde Gottes zu nehmen.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, rief zu persönlichen Kontakten mit Flüchtlingen auf und forderte eine Neuorientierung der europäischen Flüchtlingspolitik.

Papst Franziskus telefonierte an Heiligabend mit Flüchtlingen im irakischen Erbil. "Ihr seid wie Jesus bei seiner Geburt, er wurde vertrieben und musste nach Ägypten fliehen", sagte der Papst.

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Am ersten Feiertag spendete das Kirchenoberhaupt vor Tausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom den traditionellen Segen "Urbi et Orbi". Dabei beklagte der Papst das Leiden der Menschen in Kriegsgebieten im Nahen und Mittleren Osten sowie in Afrika. Christen und Angehörige anderer Minderheiten litten unter grausamer Verfolgung, sagte Franziskus angesichts des Terrors in Syrien und im Irak. Die Flüchtlinge in der Region müssten "die notwendigen Hilfen erhalten, um die Härten des Winters zu überstehen, um in ihre Länder zurückzukehren und in Würde zu leben".

Der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof Bedford-Strohm besuchte an Heiligabend eine Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in München. Dabei empfahl er persönliche Kontakte mit den aus ihrer Heimat geflohenen Menschen, um ihren Schicksalen ein Gesicht zu geben. In seiner Predigt am ersten Feiertag sagte Bedford-Strohm, das christliche Europa habe heute die Aufgabe, seinen Umgang mit Flüchtlingen so zu gestalten, dass kein Mensch mehr im Mittelmeer ertrinken muss. Europa müsse deshalb mit fairen Handelsbeziehungen und internationalen Kontakten auf Augenhöhe dazu beitragen, dass Menschen nicht mehr zur Flucht gezwungen werden. Dadurch könne Europa zu einer "Keimzelle" für eine Welt werden, in der alle Menschen in Würde leben können, sagte der Bischof in der Münchner Matthäuskirche

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, kritisierte, in den EU-Ländern hätten Flüchtlinge unterschiedliche rechtliche und soziale Standards. Das Dublin-System funktioniere nicht, die daraus resultierenden Abschiebungen seien keine menschenwürdige Lösung. Der Kardinal warb in einem Gastbeitrag für den "Münchner Merkur" (Mittwochsausgabe) für ein "gerechtes, gemeinsames europäisches Einwanderungsrecht".

Overbeck: "Grenzen nicht schließen"

Der katholische Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sagte am Heiligabend in seiner Predigt: "Angesichts der Not von Menschen dürfen wir unsere Grenzen nicht schließen." Deutschland sei eine integrationsfähige Gesellschaft. Christen müssten dabei helfen, Raum zu schaffen für Solidarität und für die Achtung der Würde aller Menschen, forderte er im Essener Dom.

Auch der Trierer Erzbischof Stephan Ackermann unterstrich die humanitäre Verpflichtung zur Hilfe für Flüchtlinge. Wer sich bewusst sei, dass über 50 Millionen Menschen auf der Flucht sind und "nur halbwegs menschlich empfindet", der könne nicht unbeteiligt an der Seite stehen, sagte der katholische Theologe im Festgottesdienst am ersten Feiertag im Trierer Dom.

Der evangelische Friedensbeauftragte Renke Brahms rief die Menschen in seiner Weihnachtspredigt dazu auf, sich in ihrem persönlichen Umfeld für den Frieden einzusetzen. "Der Frieden fängt bei uns an", sagte der EKD-Beauftragte am ersten Weihnachtstag in Bremen. Frieden müsse gesucht werden "mit den Kindern und den Eltern, der Kollegin oder dem Freund, mit dem wir gestritten haben".

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki mahnte zur Nächstenliebe. Weihnachten bedeute, Christus auf- und anzunehmen und durch ihn auch den Nächsten, sagte Kardinal Woelki am ersten Weihnachtstag. Das seien nicht nur nahestehende Menschen, sondern "genauso die Menschen am Rande der Gesellschaft". Er rief dazu auf, Obdachlosen, Drogenabhängigen, Flüchtlingen sowie vereinsamten alten Menschen Aufmerksamkeit zu schenken.