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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Der Irre Iwan" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Der Irre Iwan", 1. Januar, 20.15 im Ersten
Beim Überfall auf die Weimarer Stadtkämmerei wird eine Sekretärin von offenbar wahllos in die Decke gefeuerten Schüssen tödlich getroffen. Nach einigem Hin und Her landet das Ermittlerpaar Lessing und Dorn schließlich auf einem Rummelplatz.

Eigentlich sind alle Voraussetzungen gegeben, um erneut einen Knüller hinzubekommen: das gleiche Autoren-Team, die gleichen Hauptdarsteller, eine aberwitzige Geschichte; und dazu mit Richard Huber ("Dr. Psycho") ein Regisseur, der schon einige Male bewiesen hat, wie gut er Krimi und Komödie vereinigt (zuletzt bei "Kreutzer kommt ... ins Krankenhaus"). Dass der zweite "Tatort" mit Christian Ulmen und Nora Tschirner die Erwartungen nicht ganz erfüllt, liegt vermutlich vor allem am ersten Film: "Die fette Hoppe" war grandios und bewegte sich in ähnlichen Gefilden wie der alles überragende letzte Tukur-"Tatort" (Im Schmerz geboren"). Anders als damals, als dem Duo Murmel Clausen und Andreas Pflüger die originelle Geschichte mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit gelang, wirkt "Der Irre Iwan" etwas bemüht.

Bei der Geburt getrennte Zwillinge

Im Grunde handelt es sich um eine handelsübliche Doppelgängerhandlung, die aber auf kunstvoll komplizierte Weise eingefädelt ist: Beim Überfall auf die Weimarer Stadtkämmerei wird eine Sekretärin von offenbar wahllos in die Decke gefeuerten Schüssen tödlich getroffen. Nach einigem Hin und Her landet das Ermittlerpaar Lessing und Dorn schließlich auf einem Rummelplatz, wo die beiden rausfinden, dass der Gatte von Geisterbahnbetreiberin Eisenheim (Sophie Rois) dem Kämmerer Iwan Windisch (Jörg Witte) wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Tatsächlich sind die beiden bei der Geburt getrennte Zwillinge, die sich irgendwann zufällig begegnet sind und Spaß am Rollentausch gefunden haben. Da Herr Eisenheim seit einigen Tagen verschwunden ist, stellt sich die Frage, ob der Kämmerer tatsächlich der echte Kämmerer ist.

Clausen und Pflüger konstruieren die Geschichte allerdings viel komplizierter, was auch mit diversen Nebenfiguren zu tun hat. Weil den Autoren am Herzen lag, dass Dominique Horwitz auch diesmal wieder mitwirkt, wird Bogdanski, der eigentümliche Kutscher aus dem ersten Film, gleich zu Beginn aus dem Gefängnis entlassen. Außerdem wechselt die Beute aus dem Überfall ständig den Besitzer. Dann muss natürlich noch Raum für die beiden Hauptdarsteller bleiben, und tatsächlich sorgen schon allein Ulmen und Tschirner dafür, dass "Der Irre Iwan" sehenswert ist. Misst man den Film an der durchschnittlichen "Tatort"-Qualität, bewegt er sich ohnehin auf dem Niveau der Krimi aus Münster, zumal die Autoren Pflüger einige Einfälle hatten, die schlicht grandios sind. In der verblüffendsten Szene hüpft ein Toter vom Seziertisch; "die Leiche ist flüchtig", kommentiert die Rechtsmedizinerin in ihr Diktiergerät.

Sehr lustig sind auch die Fahrten des Ermittlerduos mit dem uralten laubfroschgrünen Passat ihres Chefs: Lessing zerlegt das Auto nach und nach in seine Einzelteile; die entsprechenden Momente sind beispielhaft für perfekt inszenierten Slapstick. Andererseits ist es bezeichnend, dass die besten Szenen nicht der Wahrheitsfindung dienen, sondern pure Comedy sind; aber der Neujahrsfilm ist ja auch kein üblicher Sonntagskrimi.