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Protest in München - gegen Rechtsextremismus, Fremdenhass und die Anti-Islam-Bewegung
"Wir heißen alle Flüchtlinge willkommen"
Zur bislang größten "Pegida"-Demo sind am Montagabend 17.500 Menschen in Dresden zusammengekommen. Auch die Gegenbewegung erhält Zulauf: In München demonstrierten etwa 12.000 Menschen für Weltoffenheit und Toleranz.

In Dresden sind am Montag rund 17.500 Anhänger der islamfeindlichen "Pegida"-Bewegung auf die Straße gegangen. Zwei Tage vor Heilig Abend hatten die Veranstalter zum "Weihnachtslieder-Singen" auf dem Theaterplatz vor der Semperoper aufgerufen. Zu einer Gegendemonstration kamen rund 4.000 Menschen zusammen, zudem gab es ein ökumenisches Friedensgebet mit Landesbischof Jochen Bohl. Auch in anderen Städten demonstrierten "Pegida"-Anhänger und -Gegner. Die größte Gegenkundgebung fand in München statt, wo nach Polizeiangaben etwa 12.000 Menschen für Weltoffenheit und Toleranz demonstrierten.

"Großartiges Zeichen des Miteinanders" in München

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) erklärte bei der Versammlung vor der Bayerischen Staatsoper: "Mit dieser Demonstration setzen wir ein Zeichen, dass München bunt ist und bleiben wird." In der bayerischen Landeshauptstadt habe jeder dritte Einwohner einen Migrationshintergrund. "Wir möchten Flüchtlingen eine Heimat bieten", betonte der Bürgermeister. In Bezug auf die bundesweiten Demonstrationen der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) erklärte Reiter, dass jede Teilnahme an einer Demonstration auch eine bewusste Entscheidung sei. "Damit tragen die Teilnehmer auch ein Stück Verantwortung", sagte Reiter und verwies auf anti-islamische und rassistische Äußerungen.

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Die Münchner evangelische Stadtdekanin Barbara Kittelberger betonte, es sei die Aufgabe jedes Bürgers, ein klares "Nein" gegen ausländerfeindliche Parolen zu formulieren. "Wir heißen alle Flüchtlinge willkommen", sagte Kittelberger. Sie appellierte an die Menschen, den Weihnachtsfrieden in die Herzen einkehren zu lassen und gemeinsam für Werte und die Würde des Menschen einzutreten. "Wir stehen fest an der Seite von jüdischen und muslimischen Mitbürgern und sagen Nein zu jeder Form von Hetze und Gewalt", sagte Kittelberger

Als "großartiges Zeichen des Miteinanders" bezeichnete der Penzberger Imam Benjamin Idriz die Demonstration, die unter dem Motto "Platz da?! Flüchtlinge sind hier willkommen - Gemeinsam gegen Pegida, Rassismus und Hetze" vom Bündnis "Bellevue di Monaco" initiiert worden war. Deutschland werde nicht von der Islamisierung bedroht, sondern von einer "Vergiftung des menschlichen Klimas". Kein Deutscher dürfe Angst haben vor einen Muslim, und kein Muslim dürfe sich vor einem Deutschen fürchten.

Bedford-Strohm fordert Abgrenzung von Rechtsextremisten

In Bonn protestierten etwa 3.000 Menschen gegen die "Pegida"-Bewegung.  Aufgerufen hatte dazu das Bündnis "Bonn stellt sich quer". In dem Bündnis sind unter anderem Vertreter der Stadt, Kirchen, Gewerkschaften und Mitglieder der Bonner Kulturszene vertreten. An einer Protestaktion des "Pegida"-Ablegers "Bogida" nahmen nach Polizeiangaben rund 300 Personen teil.

Teilnehmer des Friedensgebets in der Dresdner Kreuzkirche, vorne rechts Landesbischof Jochen Bohl

In Dresden hielten die "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) ihre bislang größte Demonstration ab. Auf Plakaten stand unter anderem "Gegen religiösen Fundamentalismus" und "Wir sind das Volk". Die Demonstranten riefen immer wieder "Lügenpresse". Das Bündnis "Dresden Nazifrei" hatte zu einer Gegenkundgebung auf dem benachbarten Schloßplatz eingeladen. Zuvor hatten sich mehrere hundert Menschen bei einem ökumenischen Friedensgebet in der Dresdner Kreuzkirche versammelt. Daran nahm auch Sachsens Landesbischof Jochen Bohl teil. Der Bischof wollte danach zusammen mit dem Dresdner Superintendenten Christian Behr ein Asylbewerberheim besuchen.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, forderte die anti-islamischen "Pegida"-Demonstranten auf, sich einer Diskussion zu stellen. Wer demonstriere, habe auch die Pflicht, sich in Gesprächen zu erklären, sagte er in einem Fernsehinterview. Dabei müssten sich die Demonstranten klar abgrenzen von Rechtsextremisten, die bei den Protesten versuchten "ihr Süppchen zu kochen".

Schuster: "Das ist nichts anderes als Fremdenfeindlichkeit"

Unionfraktionschef Volker Kauder begrüßte, dass bei der "Pegida"-Demo Weihnachtslieder gesungen wurden. "Wer Weihnachtslieder singt, wird etwa daran erinnert, dass Jesus Christus im Stall geboren wurde, weil er keine Herberge gefunden hat", sagte der CDU-Politiker in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem Onlineportal der "Welt". "Ein Weihnachtsgebot lautet: Gebt Herberge." Deswegen sei es "gut, dass die Menschen in Dresden Weihnachtslieder gesungen haben", unterstrich der Fraktionsvorsitzende: "Ich hoffe, dass sie beim Singen der Weihnachtslieder gespürt haben, was der richtige Weg ist."

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Deutliche Kritik an den "Pegida"-Demonstrationen äußerte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. "Auch wenn sich diese Demonstrationen vorgeblich gegen Islamisierung richten, ist das nichts anderes als Fremdenfeindlichkeit", sagte Schuster der "tageszeitung" vom Dienstag. Er habe ein großes Problem mit "dieser generalisierenden Ablehnung von Muslimen".

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, forderte, die Ängste in der Bevölkerung ernst zu nehmen. Zugleich warnte er gegenüber dem epd davor, Muslime zum Sündenbock für soziale Spannungen und ungelöste Probleme zu machen. Scharfe Kritik an den "Pegida"-Märschen kam vom Rat für Migration. Die Fokussierung auf eine religiöse Minderheit und Unterstellung einer "Islamisierung des Abendlandes" widerspreche nicht nur den Tatsachen, sondern auch den zivilisatorischen Fortschritten der letzten Jahre, heißt es in einer Mitteilung in Berlin.