Foto: epd/Warner Bros. Pictures
Filmkritik: "Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere"
Abschied von Mittelerde: Showdown unter den Hobbits: Im abschließenden Teil seiner Trilogie - "Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere" - bietet Peter Jackson ein weiteres Mal ein Dauerfeuerwerk an Schlachten und Effekten.
10.12.2014
epd
Manfred Riepe

Und dann ist es doch passiert. Man hat sich ja immer gefragt, woher der Elbe Legolas die vielen Pfeile hat, die er permanent verschießt. Nun greift der treffsichere Bogenschütze in seinen Köcher - der überraschend leer ist. Ähnlich geht es auch Regisseur Peter Jackson, dem im finalen Teil der "Hobbit"-Trilogie das Pulver ausgeht. Er versucht die Stagnation mit quantitativen Mitteln zu kompensieren: In "Die Schlacht der fünf Heere" gibt es noch mehr Kämpfe und Keilereien als in den vorigen Filmteilen. Allmählich verliert man aber den Überblick: Wer kämpft gegen wen? Und warum?

Der zweite Teil begann noch mit einem gemütlichen Rückblick. Diesmal stolpert der Zuschauer ohne Vorwarnung hinein in eine Katastrophe. Man hat kaum Zeit, um sich zu erinnern, was bisher geschah: Der Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman), eigentlich kein Abenteurer, hat tatkräftig mitgeholfen, den Drachen Smaug zu vertreiben. Dieser hatte die Macht im unterirdische Reich der Zwerge an sich gerissen und deren unermessliche Reichtümer in Besitz genommen. Während die kleinwüchsigen Geldscheffler wieder auf ihren Goldschätzen sitzen, beginnt der dritte Teil nun damit, dass das wütende Ungetüm die Seestadt heimsucht. Das ist beeindruckend inszeniert. Rasante Kamerafahrten, deren sogartige Dynamik durch den 3D-Effekt unterstrichen wird, katapultieren den Zuschauer mitten hinein in ein verwirrendes Labyrinth aus Kanälen und verwinkelten Holzhäusern, die so detailverliebt ausgestattet sind, dass man sich nicht satt sehen kann - zunächst.

Doch kaum ist das eigentlich unbezwingbare Ungetüm besiegt, tritt der Film auf der Stelle. Das mag an der überbordenden Fülle des Personals liegen. Mit der Elbin Galadriel und dem Zauberer Saruman treten sogar Figuren aus der Ring-Trilogie auf den Plan, die im "Hobbit" eigentlich nichts zu suchen haben. Das hat einen eigenartigen Effekt.

Visuell ist "Die Schlacht der fünf Heere" beeindruckend. Überzeugend sind einmal mehr die traumhaften Landschaftspanoramen, die mit einer sehr beweglichen Hubschrauberkamera fotografiert sind. Mit einer eigenen Ästhetik schafft Peter Jackson die Anmutung einer vorzeitlichen, mythologischen Welt. Das ist großes Kino - doch mit der Dramaturgie hapert es. Sie erinnert mehr ans Fernsehen: ständig geschieht etwas, aber es geht nicht wirklich voran.

Es rollen jede Menge Köpfe

Der Schwerpunkt liegt, wie sollte es anders sein, auf endlosen Schlachten. Es rollen wieder jede Menge Köpfe, vorwiegend die der Orks, serielle Unmenschen, die immer irgendwo herkommen. Im Gegensatz zum Mittelteil der Trilogie "Smaugs Einöde" erscheint das atemlose Gemetzel aber nicht mehr ganz so blutrünstig. Vielleicht hat man sich auch nur daran gewöhnt. Durch den steten Wechsel zwischen gigantischen Aufmärschen und halbnahen Kampfszenen versucht Jackson die Monotonie des Dauermeuchelns aufzubrechen - was nicht immer gelingt. Die nimmermüde Actionchoreographie ersinnt stets neue und noch skurrilere Situationen. Wenn Legolas der Schwerkraft trotzt und herabstürzende Steine als frei schwebende Treppe benutzt, dann entsteht - wie schon in "Smaugs Einöde" - der Eindruck eines Jump-and-run-Computerspiels. Inszeniert ist das virtuos. Irgendwann erstickt jedoch das Auge an dieser Opulenz.

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Die stärksten Momente des Films sind die ruhigen, in denen Charaktere sich entfalten können. Diese Chance nutzt vor allem Richard Armitage als Zwergenkönig. Umgeben von Gold und Geschmeide so weit das Auge reicht, fällt Thorin Eichenschild allmählich in eine selbstsüchtige Umnachtung. Man nennt es das Drachenfieber, aber es geht darum, dass schon in Mittelerde Geld den Charakter verdirbt. Szenen wie diese machen den Unterschied. Dank solch gebrochener Charaktere belebt Jackson die eskapistische Fantasywelt mit Charakteren aus Fleisch und Blut. Selbst wenn man diesmal bei der Nahaufnahme der Zwerge den Eindruck hat, als seien die Nasen und Bärte angeklebt. Das stört aber nicht wirklich, denn man hat diese knuffigen Gesellen mit ihren farbenfrohen Strickhandschuhen vom Weihnachtsmarkt mittlerweile ins Herz geschlossen. Trotzdem ist es jetzt wirklich genug. Schluss mit Hobbit.

NZ/USA 2014. Regie: Peter Jackson. Buch: Frank Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson, Guillermo del Toro. Mit: Martin Freeman, Luke Evans, Orlando Bloom, Lee Pace, Evangeline Lilly, Richard Armitage, Cate Blanchett, Ian McKellen, Benedict Cumberbatch. Länge: 144 Minuten. FSK: 12.