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TV-Tipp des Tages: "Hindenburg" (RTL)
TV-Tipp des Tages: "Hindenburg", 11. Dezember, 20.15 Uhr auf RTL
Mai 1937: Die erste USA-Reise des Zeppelins 'Hindenburg' steht kurz bevor. Unter den Passagieren herrscht dichtes Gedränge, die ungeachtet der seit einiger Zeit kursierenden Attentatsgerüchte und der nicht unumstrittenen Wasserstofftechnologie ihrer Reise entgegenfiebern.

Bei der TV-Premiere vor drei Jahren war "Hindenburg" noch ein Zweiteiler, nun zeigt RTL das Spektakel an einem Abend. Für den Sender ist der zehn Millionen Euro teure Film noch heute ein Prestigeprojekt. Und weil man den "TV-Movies" von RTL immer ansieht, wo das Geld geblieben ist, lebt das Drama vor allem von den Schauwerten. Selbst kleinere Nebenfiguren wurden mit namhaften Schauspielern besetzt. Die Hauptrolle spielt jedoch LZ129, die "Hindenburg", ein Zeppelin der Luxusklasse. Die Bezeichnung "Titanic der Lüfte" ist nicht nur eine Anspielung auf die Tragödie am Ende der letzten Dienstfahrt; auch in Sachen Ausstattung hielt das Luftschiff dem Vergleich stand.

Ausgerechnet die Hindenburg ist in diesem Film jedoch eine reine Fiktion. In einer riesigen Kölner Studiohalle sind zwar große Teile des Skeletts nachgebaut worden, aber der Zeppelin, den man im Film sieht, stammt aus dem Computer. Größte Herausforderung an die Effektspezialisten war naturgemäß der dramatische Höhepunkt, die Explosion des Luftschiffs. Um die Tragödie so realistisch wie möglich erscheinen zu lassen, wurde die aufwendige Computersimulation des Infernos, bei dem 1937 innerhalb von  34 Sekunden 36 Menschen starben, bis zu zwölf Stunden pro Filmbild berechnet. Insgesamt 230 Einstellungen des Films sind digital bearbeitet worden. Wenn der Held gleich zu Beginn mit seinem Ein-Mann-Flieger in einen Waldteich stürzt oder einige Filmstunden später auf der Außenhülle des Luftschiffs eine Bombe entschärft: Alle Szenen sind im Studio entstanden und im Computer digital mit den Außenaufnahmen kombiniert worden.

Das Komplott

Optisch gibt es also nichts zu meckern: Die Bilder haben Kinoqualität. Beim Drehbuch sieht das etwas anders aus. Seit den Siebzigern, als das Genre des Katastrophenfilms mit Kinokrachern wie "Erdbeben" oder "Flammendes Inferno" seine große Zeit hatte, überzeugen die "Disaster Movies" vor allem durch atemberaubende Effekte; eine sorgfältige Gestaltung der Charaktere war immer zweitrangig. Deshalb wurden kleine Rollen auch gern mit Alt-Stars besetzt, damit man überhaupt eine Beziehung zu den Nebenfiguren aufbauen konnte. Das gilt auch für den ersten Film über die "Hindenburg"-Katastrophe. 1975 wurde die letzte Atlantikreise des Zeppelins schon einmal verfilmt. Die Parallelen sind unverkennbar: Beide Geschichten setzen auf bewährte Thriller-Zutaten, die um eine ordentliche Portion Romantik ergänzt werden.

Damit die TV-Produktion so authentisch wie möglich wird, hat Johannes W. Betz sein Drehbuch in enger Kooperation mit dem Friedrichshafener Zeppelin-Museum geschrieben. Bei der Ausstattung hat man sich dennoch ein paar künstlerische Freiheiten erlaubt: Die Passagierkabinen der echten "Hindenburg" hatten keine Außenfenster, und das legendäre Klavier aus Aluminium war bei der letzten Fahrt gar nicht an Bord. Hauptfigur des Films (Regie: Philipp Kadelbach) ist der schneidige Merten Kröger. Der junge Mann war maßgeblich an der Konstruktion der "Hindenburg" beteiligt. Als er kurz vor dem Start erfährt, dass auf dem Zeppelin eine Bombe versteckt ist, schleicht er sich in letzter Sekunde an Bord: Er will nicht nur das Luftschiff retten, sondern auch die junge Amerikanerin Jennifer (Lauren Lee Smith), in die er sich kurz zuvor verliebt hat. Im Hintergrund der Geschichte geht es um ein Komplott, dass ausgerechnet Hugo Eckener (Heiner Lauterbach), der Aufsichtsratsvorsitzende der Frankfurter Zeppelin-Reederei eingefädelt haben soll. Viel wichtiger ist jedoch die vordergründige Spannung: Kröger hat keine Ahnung, wo er nach der Bombe suchen soll.

Die Hauptrolle haben die Produzenten des Films Maximilian Simonischek anvertraut, was vor einigen Jahren noch eine ebenso mutige wie riskante Entscheidung war: Der Sohn der Schauspieler Peter Simonischek und Charlotte Schwab kommt von der Bühne und hatte bis dahin kaum Kameraerfahrung. Für die Rolle des unerschrockenen Helden ist der junge Mann mit der Figur eines Modellathleten allerdings perfekt: Wie Bruce Willis in den "Stirb langsam"-Filmen war Simonischek vor allem als Stuntman gefordert. Wenn Kröger nicht gerade verprügelt wird, muss er irgendwelche Treppen oder Leitern runterstürzen.

Die Besetzung ist ohnehin herausragend; zu den Mitwirkenden zählen unter anderem Ulrich Noethen, Heiner Lauterbach, Greta Scacchi, Christiane Paul, Hannes Jaenicke und Wotan Wilke Möhring. Allerdings wurde der Film auf englisch gedreht, um die internationalen Verkaufs-Chancen zu vergrößern. Die deutschen Schauspieler haben sich anschließend selbst synchronisiert, was nicht immer überzeugend klingt. Da trifft es sich gut, dass der wahre Star des Films ausschließlich durch seine Optik überzeugen muss.