Warten in der Kassenschlange
Schlange stehen. Beine in den Bauch. Warten vorprogrammiert in der Adventszeit. Im Supermarkt, am Glühweinstand, im Buchladen, an jeder Kasse. Nervös fummelt die Hand das Mobiltelefon hervor, die Gedanken schweifen ins weltweite Netz. Ablenken von Stress und Ungeduld.
Genauso gut kann die Kassenschlange aber eine willkommene Gelegenheit sein, sich an das Wesentliche des Advents zu erinnern. Denn: Advent heißt Ankunft, und auf die wartet man gewöhnlich. Adventlich Warten ist wie Schlange stehen an der Kasse: Wurst, Käse und Zahnpasta haben Sie aufs Band gelegt, den Geldbeutel gezückt, in den Startlöchern, bereit, endlich an die Reihe zu kommen. Nicht im Sessel zurück gelehnt, die Arme verschränkt. Dieses adventliche Warten, von dem auch die Bibel spricht (z.B. in Matthäus 25) , ist vielmehr aktiv. Antizipierend - erwartend.
Den Moment in der Kassenschlange können Sie nutzen. Warten Sie bewusst. Nehmen Sie wahr, wenn Ungeduld in Ihnen aufsteigt. Fragen Sie sich: Bin ich wirklich bereit? Erwarte ich noch Neues oder habe ich mich eingerichtet in meinem Leben? Advent beginnt mit Achtsamkeit.
Barbarazweige schneiden
Es ist ein alter Brauch, Landeier kennen ihn vielleicht noch – am 04. Dezember werden "Barbarazweige" geschnitten. Das sind Obstzweige, die im Advent künstlich zum Blühen gebracht werden. Sie sprossen und blühen, Frühling in der Wohnung, mitten im Winter. Die heilige Barbara soll den Zweigen ihren Namen geliehen haben, vor 1700 Jahren, lange her.
Wenn Sie Glück haben, öffnen sich die Kirschblüten zu Weihnachten. Mit neuen Augen werden Sie dann diese alten Zeilen lesen: "Es ist ein Ros‘ entsprungen, aus einer Wurzel zart, … mitten im kalten Winter, wohl zu der halben Nacht."
Beim Schneeschippen
Es hat geschneit über Nacht. Nur ein, zwei Zentimeter zwar, doch die Straßen haben sich zu gefährlichen Rutschbahnen verwandelt. Manche stehen früh morgens auf und beginnen die Gehwege und Treppen von Schnee und Eis zu befreien. Bürgerpflicht. Für viele allzu lästig. Könnte aber auch eine Zeit sein, um nachzudenken.
Denn Schneeschippen und Advent haben viel miteinander gemeinsam. Advent ruft uns auf: "Bereitet dem Herrn den Weg," so es wie schon Johannes der Täufer gerufen hat (Matthäus 3,3) . Macht Bahn! Räumt aus, was dem Kommenden im Weg steht! Wenn Sie mit Besen und Streugut bewaffnet in der Kälte stehen, fragen Sie sich: Was muss weggefegt werden, damit Christus in meinem Leben neu Raum gewinnen kann? Was ist kalt und eisig geworden? Und wie kann ich einen Weg bereiten, dass Gottes Liebe und Friede einziehen kann?
Mit einer Gebetsgeste
Zu Weihnachten erinnern sich Christen daran, dass Gott in Jesus Mensch wurde, Haut und Knochen, wie Sie und ich. Dieses Geheimnis ist Gottes großes Ja zu unserem leiblichen Dasein. Warum also nicht gerade unseren Körper nutzen, um sich auf den Advent einzustimmen? Zum Beispiel mit einem kurzen Körpergebet.
Nach einigen Momenten der Ruhe können Sie nun die Hände falten und einmal fest zudrücken. Denken Sie dabei daran, was Sie gerade festhalten, vielleicht krampfhaft festklammern. Dann lassen Sie wieder locker und formen die Hände zu einer Schale. Überlegen Sie, in welchen Lebensbereichen Sie sich neu für Gott öffnen wollen.
Eine Kerze anzünden
Sie sind allgegenwärtig, ob mit bläulichem LED-Licht oder in der wächsernen Variante - Kerzen gehören zum Advent, wie der Baum zum Fest. Der Grund dafür ist allerdings in Vergessenheit geraten. Geht es um das heimelige Gefühl? Oder um die Gemütlichkeit? Tatsächlich ist das flackernde Schummerlicht ein symbolisches Schwergewicht. Nicht nur bei Christen, schon bei den Germanen oder im jüdischen Sabbatritus. Immer ist dabei an beides gedacht: An das Licht, das die Dunkelheit durchbricht, aber auch an die Dunkelheit, die erst im Licht als dunkel erkannt wird.
Bestimmt haben Sie eine Kerze im Haus. Wenn Sie am Abend, einen Moment lang, im dunklen Zimmer sitzen, wird dies Ihnen helfen, darüber nachzudenken, was in Ihrem Leben zu Ende geht, was dunkel ist. Dann zünden Sie die Kerze an, die im Christentum für Christus als kommenden Retter steht. "Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern", dichtete Jochen Klepper. Und: "Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein."
Dieser Text wurde erstmals am 5. Dezember 2014 auf evangelisch.de veröffentlicht.