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"So eine schöne Gelegenheit, mit Leuten in Kontakt zu kommen"
Prädikantin Antje Borchers über ihren Fernsehauftritt am 2. Advent
Antje Borchers ist eine Frau, die sich meistens freut: Auf Gottesdienste, auf neue Menschen, aufs Predigen - und sogar auf Technikproben. Am meisten aber darauf, Menschen die Botschaft von Gottes Gnade weiterzusagen - mit ihren eigenen Worten. Antje Borchers ist Journalistin und nebenbei Prädikantin, also Laienpredigerin. Am kommenden Sonntag (7. Dezember) steigt sie in Witten auf die Kanzel und hält die Predigt im ZDF-Fernsehgottesdienst.

Sind Sie aufgeregt vor dem Fernsehgottesdienst?

Antje Borchers: Ein bisschen, aber nicht doll. Ich mache das gern, ich spreche gern am Mikrophon und finde, das ist eine schöne Aufgabe, eine gute Herausforderung. Wenn es losgeht, ist die Aufregung sowieso weg.

###mehr-personen### Wie bereiten Sie sich auf die Livesituation vor?

Borchers: Es gibt zwei Sachen: Das eine ist, dass ich ja hier auch Gottesdienste in der Gemeinde halte. Das ist auch live und im Grunde dieselbe Situation: Man muss sich inhaltlich ordentlich vorbereiten und alles gut durchdenken. Das ist beim Fernsehgottesdienst ja sowieso der Fall, da ist man Ewigkeiten vorher mit allen Texten fertig und hat die eingereicht. Also die Vorbereitung, was Inhalte angeht, steht. So lange vorher vorbereitet ist kaum ein normaler Sonntagsgottesdienst. Das gibt Sicherheit, und das ist gut.

Die zweite Sache: Für diese Live-Situation haben wir extra von den Fernsehbeauftragten ein Kameratraining bekommen, dass wir in die Kamera gucken, dass wir präsent sind. Also eine professionelle Vorbereitung mit einem Dramaturgen, der unsere Körperpräsenz und Standing verbessert. Das macht Spaß und ist eine richtig gute Vorbereitung. Und ansonsten übe ich in jedem normalen Gottesdienst, frei zu sprechen, auch das ist eine Form der Vorbereitung.

Hilft es, dass Sie Journalistin sind?

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Borchers: Es hilft bei der Formulierung der Texte. Auch die Erfahrung, die ich mit Radio habe, wo ich ja ebenfalls  ins Mikrophon spreche, hilft. Da sagt man mir zum Beispiel: "Jetzt, Antje, musst du ein bisschen freundlicher sein, lächele!", dann fang ich einfach nochmal an. Es ist für mich nicht ungewöhnlich, mit einem Mikrophon zu arbeiten. Ja, das hilft. 

Was ziehen Sie denn auf der Kanzel an als Prädikantin?

Borchers: Ich bin hier in der Lippischen Landeskirche und die lippischen lutherischen Prädikantinnen und Prädikanten tragen einen Talar - und zwar  nicht nur schwarz, sondern mit einem weinroten Schalkragen, so dass alle immer sagen: "Oh Mensch, du hast aber einen schönen Talar, wo gibt's den denn? Wir immer mit unseren schwarzen Kutten…" Wenn sich bei dem Fernsehgottesdienst etwas lohnt, dann zumindest schonmal das: wie der Talar aussieht! 

"Regieprobe, Tonprobe, Lichtprobe und Generalprobe - ich will alles genießen!"

Wie gehen Sie vor, wenn Sie eine Predigt schreiben?

Borchers: Bei einer Predigt, die ich sonst für einen Gottesdienst schreibe, fange ich ganz anders an. Da habe ich einen vorgegebenen Bibeltext, über den ich predige. Das Thema eines Sonntags steht ja immer fest, und dazu mache ich mir dann Gedanken. ###mehr-artikel### Bei einem Fernsehgottesdienst fangen wir ganz anders an. Da überlegen wir: Zu welchem Thema wollen wir den Gottesdienst machen und welche Elemente brauchen wir, um den Spannungsbogen schön zu gestalten? Und ganz am Ende denken wir über die Predigt nach, wenn schon alle anderen Eckpunkte feststehen: welche Lieder wir singen, welche Gebete wir beten, welche Aspekte in der Predigt vorkommen sollen. Aus diesem ganzen Material muss ich dann etwas Schönes schneidern. Das finde ich ein bisschen anstrengender, weil vieles schon feststeht, obwohl ich noch gar nicht richtig weiß, was der Bibeltext mir sagt und was ich dann weiter dazu zu sagen habe. Das entsteht ja erst bei der Arbeit am Bibeltext. Wenn es gut geht, wenn der Gottesdienst einen echten Bogen hat, dann fügt sich alles zusammen. Meistens geht es auch gut.

Worüber werden Sie predigen?

Borchers: Das Thema des Gottesdienstes ist "Amazing Grace", also dieser Gospel, den es seit etwa 250 Jahren gibt. Und der Mann, der den geschrieben hat, John Newton, hat eine bewegte Biographie, die ist der rote Faden, der sich durch den Gottesdienst zieht. Ich werde über "Amazing Grace" reden, also über Gottes Gnade, und über den 2. Advent – und darüber, dass der Glaube auch im Handeln aktiv wird. Es gibt dazu natürlich auch Bibeltexte: 2. Korinther 6,2 und Galater 3, 26-28.

Worauf freuen Sie sich, wenn Sie an den Gottesdienst denken?

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Borchers: Auf alles! Das ist auch zum Beispiel eine Form von Vorbereitung. Ich freue mich richtig! Wir fangen schon am Freitag an mit Proben: Regieprobe, Tonprobe, Lichtprobe und Generalprobe, und ich will alles genießen! Ich denke: So eine schöne Gelegenheit, mit Leuten in Kontakt zu kommen, die sonst nicht unbedingt im Gottesdienst aufkreuzen, aber die sich interessieren. Und darauf freu ich mich.

Gibt es auch etwas, wovor Sie Angst haben?

Borchers: Eigentlich nicht. Beim letzten Mal, als ich hier in Lemgo bei einem Fernsehgottesdienst mitgemacht habe, ist die Ton-Technik im Ü-Wagen ausgefallen, so dass im zweiten Teil meiner Predigt der Ton nicht richtig rüberkam. Das war aber zum Glück eine Aufzeichnung. Ursprünglich hatten wir zwar gesagt: "Es ist wie live", aber natürlich, wenn man die Möglichkeit hat, es doch noch zu verbessern, dann verbessert man. Sie haben die Technik repariert, und dann  haben wir den Teil ein zweites Mal aufgezeichnet. Wenn so etwas am Sonntag bei der Live-Ausstrahlung passiert, wäre das natürlich blöd. Aber das hat man nicht in der Hand. Da habe ich nicht wirklich Angst vor, aber es  könnte passieren. Obwohl wir im 21. Jahrhundert technisch top sind, ist es nie ausgeschlossen, dass etwas schief geht.