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TV-Tipp des Tages: "München Mord: Die Hölle bin ich" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "München Mord: Die Hölle bin ich", 29. November, 20.15 Uhr im Zweiten
Die drei aussortierten Ermittler dürfen sich um Fälle kümmern, die eigentlich keine sind; etwa um eine junge Frau, die mit gebrochenem Genick neben einer Leiter liegt. Der Haushaltsunfall ist jedoch nur vorgetäuscht; die Ermittlungen führen das Kellertrio schließlich in große Gefahr, denn der Bruder des Opfers entpuppt sich als wandelnde Zeitbombe.

Ginge es nur nach filmischer Qualität, müsste der Samstagskrimi des ZDF längst den gleichen Stellenwert haben wie der Sonntagskrimi der ARD. Das Ensemble von "München Mord" zum Beispiel würde auch ein prima "Polizeiruf"-Team abgeben. Mit "Wir sind die Neuen" hatte das Trio im Frühjahr seinen Einstand. Im zweiten Film, "Die Hölle bin ich", wird daher nur am Rande erwähnt, warum der Dienstweg die drei aussortierten Ermittler buchstäblich nach ganz unten, in den Keller nämlich, geführt hat: Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen), Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) und ihr Anführer Ludwig Schaller (Alexander Held) dürfen sich um Fälle kümmern, die eigentlich keine sind; etwa um eine junge Frau, die mit gebrochenem Genick neben einer Leiter liegt. Der Haushaltsunfall ist jedoch nur vorgetäuscht; die Ermittlungen führen das Kellertrio schließlich in große Gefahr, denn der Bruder des Opfers entpuppt sich als wandelnde Zeitbombe.

Nichts mehr zu verlieren

Der Reiz des Films besteht nicht zuletzt in der Besetzung der Gastrollen. Maximilian Brückner mit raspelkurzen Haaren ist beängstigend gut als todkranker Ganove, der nichts mehr zu verlieren hat und Rache für seine Schwester will; der entsprechende Feldzug führt zu einigen Gewalttaten, die nur haarscharf noch jugendfrei sind. Noch verblüffender sind allerdings die Szenen mit Jörg Hartmann und Nicole Marischka. Die beiden verkörpern exakt jene Klientel, über die sich der missmutige Schaller in seinem Eingangsmonolog das Maul zerreißt: wohlhabende Neubürger, die dafür sorgen, dass sein geliebtes München "dem Reichtum in den Arsch kriecht". Das Ehepaar Dengler arbeitet im Erotikgeschäft, weshalb Hartmann durch tiefe Solarbräune beeindruckt und Marischka auffällig kurvig wirkt. Noch schöner aber ist das grauenvolle Kunstbayrisch, mit dem sich die beiden als Einheimische ausgeben. Dass sie in Wirklichkeit Schwaben sind, treibt die Ironie auf die Spitze.

Die komischen Momente dienen jedoch nur der Auflockerung. Zwischendurch gleicht "Die Hölle bin ich" eher einer düstere Parabel über die Einsamkeit von Großstädtern. Die Tote hat zwei Wochen unentdeckt in ihrer Wohnung gelegen, und auch die drei Ermittler haben nicht gerade ein florierendes Sozialleben. Umso grotesker, aber auch witziger wirken unerwartete Einschübe wie der Auftritt einer Bewährungshelferin (Julia Eder), vor der Frau Flierl ihre Kollegen schon gewarnt hat: weil sie ihren "Vorbau" immer so seltsam über den Tisch ziehe; und da sie das in der Tat tut, müssen die beiden Herren prompt ständig auf ihre Brüste starren.

Gemessen daran ist das Trauma, unter dem Neuhauser leidet, nachdem er einen Angreifer erschießen musste, alles andere als witzig. Regisseur Michael Gutmann sowie Eva Wehrum und Alexander Adolph, von denen auch schon das Drehbuch zum ersten Film stammte, gelingt es jedoch ganz großartig, den unterschiedlichen Vorzeichen zum Trotz einen Film wie aus einem Guss entstehen zu lassen. Wenn das in diesem Stil weitergeht, wird "München Mord" nicht zuletzt dank des großartigen Dreier-Ensembles eine der interessantesten Krimiadressen im deutschen Fernsehen.