Traumatisierte Soldaten, verzweifelte Aidskranke, überforderte alleinerziehende Mütter oder Menschen, die sich auf ihre alten Tage noch einmal verlieben: In der Dokureihe "37 Grad"kommen sie zu Wort, berichten offen von ihren Erfahrungen und lassen den Zuschauer teilhaben an ihrem Schicksal. Jetzt feiert die vielfach preisgekrönte ZDF-Reihe mit dem ungewöhnlichen Namen Geburtstag: Seit 20 Jahren gibt es sie, zum Jubiläum zeigt das ZDF an drei aufeinanderfolgenden Dienstagen einen Dreiteiler, der sich mit dem Leben junger Leute in Deutschland beschäftigt. Den Auftakt macht am 25.11. um 22.15 Uhr der Beitrag "37 Grad: jung.verliebt", in dem Teenager-Paare von ihrer Liebe, ersten Küssen und der enormen Bedeutung sozialer Netzwerke für junge Beziehungen berichten.
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Der unaufgeregte Film von Marianne Schäfer-Trench ist ein gutes Beispiel dafür, wie "37 Grad"funktioniert: Menschen werden nicht im Sinne einer auf den bloßen Unterhaltungseffekt schielenden TV-Dramaturgie vorgeführt, sondern erzählen aus freien Stücken genau so viel, wie sie möchten. Genau das macht die Glaubwürdigkeit und den Reiz des Formats aus, das 1994 gegründet wurde.
Damals schlossen drei ZDF-Redaktionen, darunter die beiden auf die evangelische und die katholische Kirche spezialisierten Abteilungen, ihre Reportageformate zu "37 Grad"zusammen und beschlossen, dass bei der neuen Dokureihe exemplarische Einzelfälle und Individuen im Mittelpunkt stehen sollten. Kein unumstrittenes Vorhaben, wie Peter Arens von der ZDF-Hauptredaktion Kultur erläutert, denn: "Die filmische Hinwendung zur bloßen Existenz des Menschen war im nonfiktionalen Fernsehen Anfang der neunziger Jahre, das sich hauptsächlich politischen Fragestellungen widmete, durchaus etwas Neues."
Bereits mehr als 800 Folgen ausgestrahlt
Doch dem Publikum gefielen die Geschichten aus dem wahren Leben, in denen Menschen über ihr Schicksal, das Scheitern, ihre Ängste, aber auch von ihren Hoffnungen und Träumen berichteten. Und das bis heute: Im Schnitt schalten rund 2,3 Millionen Zuschauer die 37-Grad-Dokumentationen ein, keine schlechte Zahl für ein eher sperriges Format. "Es ist die geheime Agenda unserer Filme, dass am Ende ein Impuls steht: Wie hätte ich mich in so einer Situation verhalten", erläutert Reinhold Hartmann, Leiter der ZDF-Redaktion "Kirche und Leben/evangelisch". Wichtig aus der Sicht des Zuschauers sei, ob man sich mit den Protagonisten identifizieren könne, so Hartmann. "Oder grenze ich mich von ihrem Verhalten ab, habe meine eigenen Werte?"
Seit dem Start im November 1994 wurden mehr als 800 Dokumentationen ausgestrahlt, derzeit werden jährlich immer dienstags um 22.15 Uhr 30 bis 36 Sendungen gezeigt. Die Produktion einer halbstündigen 37-Grad-Folge dauert - angefangen von der Recherche bis zur Endabnahme - etwa sechs bis acht Monate. Bei Langzeitbeobachtungen arbeiten die Autoren oft auch ein Jahr und länger an einem Film.
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Der Dreiteiler zum Jubiläum von "37 Grad" setzt sich dienstags jeweils zur gewohnten Sendezeit mit der Lebenswelt junger Menschen auseinander, und die Autoren konnten zahlreiche junge Leute dazu bewegen, vor der Kamera aus ihrem Leben zu erzählen. Der erste Teil am 25.11. dreht sich um Teenager und erste Liebe, im zweiten kommen am 2.12. echte Macher zu Wort, die schon in jungen Jahren als Unternehmer enorm erfolgreich sind. Der dritte Teil schließlich beschäftigt sich am 9.12. mit jungen Idealisten, die mit viel Leidenschaft für eine bessere Welt eintreten und das weitverbreitete Klischee, dass Jugendliche nur vor dem Computer hocken und sich nicht für Politik interessieren, nachhaltig entkräften.