Das Reformationsjubiläum 2017 wird zu einem internationalen Ereignis, sagt Margot Käßmann, Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In vielen Ländern stießen die Vorbereitungen auf großes Interesse, berichtete sie am Dienstag in Dresden vor der EKD-Synode. Die Eröffnung des nächsten Themenjahres "Reformation - Eine Welt" im Rahmen der Lutherdekade wird am 31. Oktober 2015 im französischen Straßburg stattfinden. 2017 jährt sich der Beginn der Reformation durch Martin Luther (1483-1546) zum 500. Mal.
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"Wir können jetzt die Konturen des Reformationsjubiläums erkennen", sagte Käßmann: "Die Vorbereitungen haben richtig an Fahrt aufgenommen." Sie treffe überall auf großes Interesse an dem bevorstehenden Jubiläum. Die Menschen wollten wissen, was evangelisch und reformatorisch in der heutigen Zeit bedeute, sagte die ehemalige Bischöfin und EKD-Ratsvorsitzende. Die Themenjahre als Hinführung auf 2017 würden in vielen Kirchengemeinden gut angenommen.
Mit Blick auf die Ökumene sagte die Reformationsbotschafterin, man werde 2017 ein Zeichen der Versöhnung brauchen: "Wir bleiben nicht stecken in den Auseinandersetzungen des 16. Jahrhunderts." Die Kirchenspaltung sei kein Grund zum Feiern, aber die Reformation selbst könne man feiern.
"Heilung der Erinnerungen" zwischen Protestanten und Katholiken
Käßmann verwies auf eine Reihe von Veranstaltungen der beiden großen Kirchen im Zusammenhang mit dem Jubiläum: Für den Herbst 2016 ist eine ökumenische Pilgerreise geplant, an der Vertreter von EKD sowie der katholischen Deutschen Bischofskonferenz teilnehmen. In der Fastenzeit 2017 soll es einen ökumenischen Versöhnungsgottesdienst geben, bei dem sich die Konfessionen unter dem Stichwort "Heilung der Erinnerungen" gegenseitig um Vergebung für entstandene Verletzungen bitten.
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Die Reformationsbotschafterin berichtete außerdem von Überlegungen, in zeitlicher Nähe zum Reformationstag 2017 in einer ökumenischen Veranstaltung Perspektiven des weiteren gemeinsamen Weges aufzuzeigen. Sie betonte aber auch, dass die EKD eine gewisse Gelassenheit brauche, um mit den verschiedenen Interessen am Reformationsjubiläum umzugehen: mit dem Historikerstreit um die Bedeutung der Reformation, mit kommerziellen Interessen, mit den Wünschen des Tourismus. "Wir müssen an Luther denken, der gesagt hat: das Evangelium kann nur mit Humor gepredigt werden", sagte Käßmann im mündlichen Bericht vor der Synode. Bei der Reformationsjubiläumsfeier 2017 gehe es "vor allem um ein lebendiges Nachdenken". Das Jubiläum solle eine "Kraftquelle für einen klaren reformatorischen Weg in das 21. Jahrhundert" werden.
EKD und Kirchentag gemeinsam auf dem Weg
Die Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum werden am 31. Oktober 2016 in Berlin mit einer staatlich-kirchlichen Eröffnungsfeier beginnen, einen Tag vorher ist ein Fernsehgottesdienst mit Käßmann geplant. Von November 2016 bis Mai 2017 gibt es einen "Europäischen Stationenweg". Voraussichtlich vom 24. bis 28. Mai 2017 wird in Berlin dann der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag gefeiert, der mit einem großen Gottesdienst in Wittenberg zu Ende geht. Am Reformationstag 2017 selbst finden neben zahllosen weiteren Feiern ein Festgottesdienst in der Wittenberger Schlosskirche und ein staatlicher Festakt statt.
Laut dem Bericht des Kirchenamtes an die Synode wird die Wittenberg-Geschäftsstelle der EKD aber nicht mehr an den Vorbereitungen des Jubiläums beteiligt. Das Büro werde andere Tätigkeiten übernehmen und nach 2017 für jene Aufgaben zuständig sein, die in Wittenberg von der Gemeinschaft der deutschen Landeskirchen "fortgesetzt werden wollen". EKD und der evangelische Kirchentag hatten vor kurzem einen Leitungskreis gegründet, der die zentralen kirchlichen Veranstaltungen des Reformationsjubiläums vorbereiten soll. Vor der EKD-Synode lobte Margot Käßmann ausdrücklich die enge Zusammenarbeit zwischen DEKT und EKD.
Hierfür wurde ein eigener Durchführungsverein "Reformationsjubiläum 2017 e.V." (im Netz zu finden unter r2017.de) ins Leben gerufen. Dessen Geschäftsführer Ulrich Schneider zeigte sich auf der Synode in Dresden zufrieden. In den ersten zehn Monaten seiner Arbeit habe der Verein die Vorbereitungen für 2017 auf einen guten Weg gebracht. Schneider war von 2011 bis 2013 als Nachrücker Mitglied des Deutschen Bundestages und außerdem Geschäftsführer der Evangelischen Kirchentage 2007 und 2011 sowie des Ökumenischen Kirchentages in München 2010.