Digitale Kommunikation ist auch für die Synode ein Zukunftsmodell.
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Digitale Kommunikation ist auch für die Synode ein Zukunftsmodell.
Eine wichtige Erweiterung der Möglichkeiten
Zum ersten Mal hat die EKD-Synode den Entwurf der Kundgebung zum Schwerpunktthema vorab zur Diskussion freigegeben. Auf evangelisch.de konnte jeder sagen und diskutieren, was ihm oder ihr zu den einzelnen Bausteinen einfiel. Das spiegelte sich auch auf der Synode wieder.

"Wir sind in einer digitalen Gesellschaft, das setze ich voraus", hielt Detlef Klahr vor den Journalisten auf der EKD-Synode fest. Der Vorsitzende des Vorbereitungsausschusses, der das Thema "Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Gesellschaft" einbrachte, betonte diesen Punkt mehrfach: Es geht nicht einfach um die Entwicklung von neuen Webseiten oder Apps, sondern um einen grundlegenden Wandel darin, wie Menschen kommunizieren. Und dieser Wandel ist schon da.

Ein Zeichen dieses Wandels war auch die Diskussion der Bausteine für den Kundgebungsentwurf auf evangelisch.de. Mehr als 140 Beiträge sind in drei Wochen dazu eingegangen, "zum Teil sehr engagiert, zumTeil sehr kontrovers", stellte Detlef Klahr fest. Als einer der Moderatoren der zehn Foren, in denen die Synodalen über die Kundgebung diskutierten, hatte er noch bis zum Montagmorgen die Online-Kommentare verfolgt.

So wie Detlef Klahr, übrigens Landessuperintendent im Sprengel Ostfriesland-Ems, haben auch die anderen Mitglieder des Vorbereitungsausschusses als Moderatoren die Online-Diskussion in die Vor-Ort-Diskussion in Dresden mitgenommen. Auch der Themenausschuss, der noch während der Synode die endgültige Fassung der Kundgebung erarbeitet, greift die Diskussion auf evangelisch.de zusätzlich auf: "Die ersten Änderungsvorschläge für den Text sind aufgrund der Kommentare entstanden", erklärte Sven Waske, Geschäftsführer des Vorbereitungsausschusses und Leiter der EKD-Onlineredaktion.

Keine leichte Aufgabe, alle mitzunehmen

"Die Erfahrung aus den Vorjahren zeigt, dass sich die Beschlussfassung der Kundgebung radikal vom Entwurf unterscheiden kann", sagt Waske. Auch Klahr sieht das so: "Wenn es zu einer Kundgebung kommt, wird sie anders aussehen als die 24 Bausteine." Die Aufgabe des Themenausschusses ist nun, den ganzen Input aus der Online-Diskussion, dem Gespräch der Synodalen in den zehn nicht-öffentlichen Foren über den Entwurf und der Aussprache auf der Synode zu verarbeiten und am Mittwoch zur Abstimmung zu stellen.

Es ist keine ganz leichte Aufgabe, dabei alle mitzunehmen: Die Bedenkenträger gegenüber der digitalen Gesellschaft ebenso wie die Gemeindeglieder, die schon längst völlig natürlich digitale Kommunikationswege gehen und den Rest der Kirche mitnehmen wollen. Für Detlef Klahr kann es deshalb "nicht darum gehen, Antworten zu geben, sondern darum, Problemfelder aufzuzeigen".

Auch Sven Waske sagt, die Kundgebung habe vor allem die Funktion, die Relevanz des Themas für kirchliches Handeln zu zeigen. Alle Konsequenzen aus der Digitalisierung ließen sich auf der Synode gar nicht diskutieren - aber ganz konkret müssten die Vertreter der verschiedenen Arbeitsfelder, die in Dresden präsent sind, Anregungen für ihre Arbeitsfelder mitnehmen.

"Ein sehr interessantes Format"

Das kann auch gelingen, meint Klaus Eberl, Vize-Präses der EKD-Synode, der selbst für seine Arbeit zum Thema Inklusion direkt einen Impuls mitnahm, wie die Digitalisierung neue Kommunikationsformen für Taubstumme ermöglicht. Eberl sieht eine große Chance in der Diskussion rund um das Synodenthema. Die Digitalisierung sorge für eine "Neubelebung der These vom allgemeinen Priestertum" und ermögliche, "über den Glauben zu kommunizieren ohne Herrschaftswissen". Die Kirche und die Gemeinden werden sich dadurch unvermeidlich verändern: "Netzwerke spielen eine wesentliche Rolle", betonte Eberl in der Pressekonferenz zum Schwerpunktthema, denn niemand könne mehr den Anspruch erheben, allein über die Wahrheit zu verfügen. Die digitalen Kommunikationswege seien eine wichtige "Erweiterung von Möglichkeiten" zusätzlich zu allen anderen Kommunikationsformen, die in Kirche und Gemeinden von Mensch zu Mensch bereits genutzt werden.

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Dem stimmte auch Gesche Joost zu, die Internetbotschafterin der Bundesregierung: "Partizipation und Inklusion sind ur-christliche Werte", sagte sie. So kann sich auch die Arbeit der EKD-Synode verändern. Denn das Experiment, in diesem Jahr die Kundgebungsbausteine vorab zu diskutieren, ist gut angekommen. Es sei "ein sehr interessantes Format, das auch in Zukunft so zu handhaben", bestätigte Eberl, allerdings mit dem Vorbehalt, das das Synoden-Präsidium noch nicht über Zukunftspläne gesprochen hat. Eberl verglich die Online-Partizipation mit den "Anwälten des Publikums", die eine ähnliche Funktion auf dem Kirchentag erfüllen.

Der Oberkirchenrat der rheinischen Landeskirche verwies ausdrücklich auf den Hinweis aus der Online-Debatte, dass die Sprache der Kundgebung klarer sein könnte. Es sei manchmal so, dass es kirchliche Schriften gibt, "die in der Sprache an den Gemeindegliedern vorbei gehen", davor könne so ein Verfahren auch bewahren.

Auch Detlef Klahr erhofft sich, "dass die innerkirchliche Kommunikation ein Stück voran kommt." Er plädiert dafür, auch weiterhin die Kundgebungen vorab öffentlich zu diskutieren: "Ich könnt's mir nur wünschen, dass das in Zukunft immer so sein wird."