Als Pastor Hinrich C.G. Westphal 1994 die erste Ausgabe vom Anderen Advent vorbereitete, konnte er noch nicht ahnen, dass sich der Kalender später zum Kassenschlager entwickeln würde. Die ersten Auflagen wurden nämlich verschenkt. Dann nahm das ganze Projekt eine Dynamik an: Westphal gründete einen gemeinnützigen Verein, der den Kalender herausgab mit ihm als Chefredakteur. Seit einigen Jahren ist der Pensionär im Vorstand des Vereins aktiv, andere übernahmen die Chefredaktion.
Des Kalenders Geheimnis
Eine Hitliste der Meistgedruckten existiert nicht, aber der Theologe Steffensky findet sich tatsächlich häufig im Kalender, sagt die Theologin Macke. "Weil er einen spirituellen Ton anschlägt, den wir auch treffen möchten." Aber auch die Peanuts- oder Hägar-Comics kämen immer in die Auswahl. Was gar nicht geht, sind "Texte, die verletzen oder zu komplex sind". Denn das Konzept des Kalenders sieht vor: zwölf Minuten pro Seite und Tag sollen die Leser inne halten und über Advent und Weihnachten neu nachdenken.
###mehr-info### Zwar sind Gedichte und Aphorismen auch in anderen Kalendern zu finden – kaum einer aber wird mit so großem Aufwand erstellt, verrät Chefredakteur Frank Hofmann. Das sei auch das Geheimnis. Sieben Redakteure ringten monatelang um den Inhalt der 40 Doppelseiten. Schon jetzt trifft sich das Team für den 21. Kalender. "Was nicht überzeugt, fällt raus", sagt Hofmann. "Da gibt es manchmal lebhafte Diskussionen." Und wenn sich das Team gar nicht einig sei, werde abgestimmt. Provokation nein – "aber ein bisschen Reibung sollen die Texte schon liefern – damit es einen Nachhall für den Tag gibt", ergänzt der Chefredakteur. Schließlich solle der Kalender die Menschen auf der Suche nach Gott und auf dem Weg ihres Glaubens unterstützen.
Nah dran am Leser
Die immer noch steigende Auflage – dieses Jahr 60.000 Stück mehr – kommt allen Mitarbeitern wie ein kleines Wunder vor. Tatsächlich wird für den Kalender keine Werbung gemacht. Und die steigende Auflage erklärt sich Hofmann damit, dass die Mischung und die Gesamtkomposition stimmen, aber auch eine gute Mund-zu-Mundpropaganda im Hintergrund wirkt. Außerdem ist das Kalender-Team seiner Leserschaft sehr verbunden. Alle Anrufe, Briefe, Mails werden beantwortet, sagt die Pressesprecherin. So landet manchmal ein bewegender Leserbrief im Kalender – natürlich in Rücksprache mit dem Absender, fügt Macke hinzu.