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Dresden: Leuchttürme des Protestantismus in der Diaspora
Dresden ist Gastgeber der diesjährigen EKD-Synode. In der Elbestadt sind Christen in der Minderheit. Dafür gibt es weltberühmte Orte wie die barocke Frauenkirche und Ensembles wie den renommierten Kreuzchor.
04.11.2014
epd
Katharina Rögner

Dresden steht für Kunst, Kultur und Musik - weniger für Kirche. Dennoch: Souverän präsentierte es sich zum evangelischen Kirchentag vor drei Jahren. Nun begrüßt die sächsische Landeshauptstadt vom 9. bis 12. November die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Gastgeberin der jährlichen Tagung ist die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens.

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Der Osten Deutschlands ist alles andere als ein Ballungsgebiet der Christen. Auch in Dresden gehören nur etwa ein Viertel einer Religionsgemeinschaft an. Die Katholiken leben in der Diaspora. Ihr Anteil an den rund 530.000 Einwohnern der Landeshauptstadt beträgt etwa fünf Prozent. Die Protestanten machen derzeit rund 16 Prozent der Dresdner Bevölkerung aus.

Insgesamt gehören zur sächsischen Landeskirche rund 740.000 Mitglieder. Die meisten von ihnen leben in den großen Städten Dresden, Leipzig und Chemnitz. Aber auch im Erzgebirge gibt es große Gemeinden.

Die EKD-Synode tagt seit der deutschen Vereinigung bereits zum zweiten Mal in der sächsischen Landeshauptstadt. Schon 2007 kam das Kirchenparlament in Dresden zusammen.

Zerreißprobe in Sachsen wegen gleichgeschlechtlicher Paare

Trotz Minderheitenerfahrung ist die kunstsinnige Stadt an der Elbe ein Ort lebendigen christlichen Lebens. Es gibt gleich mehrere Leuchttürme des Protestantismus. Allen voran die Frauenkirche: 2005 wiedereingeweiht zieht der im 18. Jahrhundert von George Bähr (1666-1738) konzipierte Barockbau jährlich rund zwei Millionen Besucher an. Der Wiederaufbau der Frauenkirche, 60 Jahre nach Kriegsende realisiert, steht weltweit für Frieden und Versöhnung. Nicht zuletzt manifestiert sich darin das Engagement der Dresdner für ihre Stadt.

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Das größte Gotteshaus aber ist mit mehr als 3.000 Plätzen die Kreuzkirche am Altmarkt im Herzen der Stadt. Zugleich ist dort seit fast 800 Jahren der berühmte Kreuzchor beheimatet. In Vespern und Konzerte locken die rund 140 Jungen jährlich Tausende Besucher in die evangelische Hauptkirche Dresdens, die wie die Frauenkirche bei den Bombenangriffen 1945 zerstört worden war.

Und auch die katholische Hofkirche in der Innenstadt ist Heimstatt eines berühmten Chores, der Dresdner Kapellknaben. Zudem wächst seit 1990 auch wieder die jüdische Gemeinde in Dresden. Wie die Frauenkirche ist die 2001 geweihte neue Dresdner Synagoge ein Zeichen der Aussöhnung.

In der evangelischen Landeskirche in Sachsen beschäftigte die Gläubigen die in den vergangenen Jahren neben Kirchentag und 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 die Debatte um die Öffnung der Pfarrhäuser für gleichgeschlechtliche Paare. Die kontrovers geführte Diskussion stellte die Kirche vor eine Zerreißprobe. Während konservative und pietistisch geprägte Protestanten im Erzgebirge generell gegen eine Öffnung sind, setzten sich Gemeindemitglieder im Leipziger Land dafür ein, das Zusammenleben von Homo-Paaren in den Pfarrhäusern zu ermöglichen. Die sächsische Landeskirche lässt inzwischen in Einzelfällen ein gemeinsames Leben in ihren Häusern zu.